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Harzgeröder Krisenstab will empfehlen Harzgeröder Krisenstab will empfehlen: Keine Ostereinkäufe zu den Stoßzeiten

Von Susanne Thon 07.04.2020, 09:56
Marcus Strube an seinem angestammten Arbeitsplatz. Zurzeit arbeitet er im Homeoffice.
Marcus Strube an seinem angestammten Arbeitsplatz. Zurzeit arbeitet er im Homeoffice. Thon

Harzgerode - Um die bevorstehenden Ostereinkäufe ging es am Montag unter anderem im Krisenstab der Stadt Harzgerode. Es bestehe die Gefahr, dass der Einkauf zum „Frusterlebnis“ werden könne, dann nämlich, wenn zu viele zur selben Zeit einkauften, erklärt Bürgermeister Marcus Weise (CDU).

Deshalb, so der Plan, solle „empfehlend eingegriffen“, ein Text vorbereitet werden, der die Harzgeröder über die Stoßzeiten - 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr - informieren und ihnen nahelegen solle, ihre Einkäufe außerhalb dieser zu erledigen, wenn möglich gar vorzuziehen. Um die Situation zu entspannen.

Der Krisenstab befasst sich nicht nur mit dem großen Ganzen, der Eindämmungsverordnung und ihrer Umsetzung in die Praxis, sondern eben auch mit all den anderen Fragen, die der Corona-Alltag mit sich bringt.

Jeder aus dem Krisenstab hat eine klar definierte Aufgabe

Zum Krisenstab gehören neben Weise Hauptamtsleiterin Cathleen Steimecke, Finanzchefin Silke Konzan, Christian Herzer, Sachgebietsleiter Ordnung, Henning Baewert, Leiter der Bau- und Ordnungsverwaltung, Uwe Schmidt als Leiter der Stadtinformation und Marcus Strube. Sie alle haben in der Krise klar definierte Aufgabe - von der Beschaffung bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit. Um sich abzustimmen, kommen sie seit dem 16. März täglich zusammen, in der Regel gleich am Morgen; mit dabei ist auch immer Stadtwehrleiter Thomas Banse - als Verbindungsmann zu den Feuerwehren. Die „Zusammentreffen“ laufen aber anders ab, als man denkt. An einem großen Beratungstisch sitzen sie alle schon lange nicht mehr. Sicherheitsabstand hin oder her.

Meist bleibt es bei einer Telefonschalte

Die Mitglieder des Krisenstabs arbeiten eng zusammen, bleiben jedoch auf Distanz. Sie treffen sich nur noch virtuell, schalten sich dazu aus verschiedenen Büros im Rathaus, von zu Hause aus oder unterwegs zusammen. Das ginge in Ton und Bild. Um den Datenverkehr zu beschränken, bleibt es meist bei der Telefonschalte.

„Als wir den Krisenstab gebildet haben, haben wir uns gedacht, dass es vielleicht nicht so schlau ist, noch in einem Raum zusammenzusitzen“, erklärt Marcus Strube. Der 40-Jährige ist der IT-Fachmann in der Harzgeröder Stadtverwaltung. Das Coronavirus hat das Leben, sämtliche Abläufe auf den Kopf gestellt. Auch technisch erforderte es ein Umdenken

Strukturen mussten auf digitales Arbeiten ausgerichtet werden

Binnen kürzester Zeit mussten die Strukturen - in Verwaltungen wie Unternehmen - noch mehr auf digitales Arbeiten ausgerichtet werden. Und da gab es für Strube einiges zu tun. Da ging es zunächst darum, die Bandbreite der Stadtverwaltung hochrüsten zu lassen und den Krisenstab technisch arbeitsfähig zu machen.

Zupass kam ihm dabei ein Stadtratsbeschluss aus dem vergangenen Jahr. Damals hatten sich die Räte dafür ausgesprochen, umsteigen zu wollen - weg vom Papier, hin zur Arbeit mit Notebook oder Ähnlichem. Die Geräte wurden inzwischen geliefert, sollten in den nächsten Wochen eigentlich startklar gemacht werden für die Stadtratsarbeit. Jetzt sind sie erst mal im Sondereinsatz. Im Corona-Sondereinsatz.

Doch allein damit war es nicht getan. Was, wenn ein Quarantänefall eintritt? Mehrere? Wenn kaum einer mehr im Rathaus arbeiten kann? Entsprechende Vorkehrungen mussten getroffen werden. Und inzwischen kann Strube sagen: „Wir sind jetzt so vorbereitet, dass wir einen Notbetrieb gewährleisten können - unabhängig vom Rathaus.“

Vorkehrungen gegen den äußersten Notfall getroffen

Damit der äußerste Notfall nicht eintritt, wurden Vorkehrungen getroffen, wurden Hand- und Flächendesinfektionsmittel verteilt, wurde vor allem aber die räumliche Situation entzerrt. Mehrere seiner Kollegen seien innerhalb des Rathauses umgezogen, so dass jetzt jeder für sich sitze, sagt Strube. „Sie sehen auch zu, dass sie sich nicht über den Weg laufen.“ Andere haben Heimarbeitsplätze. Dazu wird Strube zufolge Technik genutzt, die vorher im Büroalltag nicht verwendet wurde.

Er selbst arbeitet auch gerade im Homeoffice. Die Abgrenzung von Beruf und Privatleben - normalerweise ortsgegeben - ist auch für ihn eine ganz neue Erfahrung: „Die Versuchung, unendlich zu arbeiten, ist schon groß“, sagt er. Es sei ja alles immer parat.

Technisch sah sich Strube vor keine Hürden gestellt. „Vor ein paar Jahren habe ich mich schon mal intensiv mit dem Thema beschäftigt“, sagt er. Damals noch in einer anderen Verwaltung angestellt, befasste er sich in einer berufsbegleitenden Qualifikation mit Homearbeitsplätzen, „ich musste jetzt nur darauf zurückgreifen“.

Den Mitarbeitern der Harzgeröder Verwaltung in besonderen Fällen Heimarbeit zu ermöglichen, dann etwa, wenn die Betreuung eines pflegebedürftigen Angehörigen sichergestellt werden müsse, das habe schon auf der Agenda gestanden, sagt Strube. Allerdings ein ganzes Stück weiter hinten.

„Das ist keine Situation, die wir mit links und 40 Fieber meistern“

„Sie machen alle eine tolle Arbeit“, sagt Weise über seine Kollegen im Krisenstab, da stecke viel Kreativität und ein hohes Engagement dahinter. Und das scheint nicht nur er so zu sehen: Es komme auch viel positives Feedback aus der Bevölkerung, so der Verwaltungschef. Das freut alle. Schließlich „ist das keine Situation, die wir mit links und 40 Fieber meistern“.

Er weiß auch: „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen.“ Deshalb heißt es weiterhin unterwegs sein, Präsenz zeigen, alles nur Mögliche tun, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Auch wenn sich die Fallzahlen in Harzgerode bisher in Grenzen hielten. Das Tückische sei: „Wir sehen Corona nicht“, sagt Weise, spricht von einem unsichtbaren Gegner. Ihm mit Leichtsinn zu begegnen wäre fatal.

Daher auch der neuerliche Aufruf, Menschenansammlungen zu vermeiden, gerade im Hinblick auf die Ostereinkäufe. „Für einen stressfreien Ostereinkauf bietet sich im Prinzip jeder Werktag, aber nicht jede Uhrzeit an“, schreibt die Verwaltung auf ihrer Facebookseite am Montagnachmittag und empfiehlt für einen Einkauf die Zeit von 8 bis 10, 13 bis 15 und 18 bis 20 Uhr. (mz)