Kampf dem Leerstand in Harzgerode Kampf dem Leerstand in Harzgerode: Auf der Suche nach Eigentümern und Lösungen

Harzgerode - Rund 70 Gebäude mit nicht genutzten Gewerbe- und Wohnräumen, teils stark sanierungsbedürftig, aber auch potenzielle Baulücken sind am Ende zusammengekommen. Allein in der Kernstadt. Die Eigentümer leben mitunter Hunderte Kilometer weit weg.
Die Stadtverwaltung Harzgerode hat sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Thema Leerstand beschäftigt, ein Kataster erstellt und alle, denen eine leer stehende Immobilie oder ein ungenutztes Grundstück gehört, angeschrieben.
Ein Drittel der Eigentümer hat schon reagiert
„Wir sind keine Makler“, sagt Gabriele Strube, bei der Stadtverwaltung zuständig für Liegenschaften und Gebäudemanagement, aber „wir wollten in Erfahrung bringen, ob die Eigentümer einen Verkauf oder eine Vermietung in Betracht ziehen und wir Interessenten ihre Telefonnummer geben dürfen, was sonst aus Datenschutzgründen nicht geht“. Ein Drittel aller Angeschriebenen habe bereits reagiert und zugestimmt, sagt sie, die anderen würden jetzt noch mal kontaktiert.
Das vorliegende Einverständnis macht eine Kontaktaufnahme künftig deutlich einfacher: Denn bisher blieb der Stadt nichts weiter übrig, als Interessenten, so sie sich denn an die Verwaltung gewandt hatten, zu bitten, ein Schreiben an den Eigentümer aufzusetzen, den Brief in einem Umschlag an die Stadt zu schicken. Die leitete ihn weiter.
Rathaus ist meistens die erste Anlaufstelle
Das Rathaus sei häufig erste Anlaufstelle für Zuzugswillige, so Gabriele Strube, selbst wenn sich die Objekte der Begierde gar nicht im Eigentum der Stadt oder ihrer Wohnungsgesellschaft befinden. Bürgermeister Marcus Weise (CDU) bestätigt: „Wir haben eine hohe Nachfrage nach Wohnraum“, auch außerhalb des Wohnblocks. Darum war es wichtig, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen.
Jede einzelne Straße abgelaufen und nach Leerständen gesucht
Beim Aufstellen des Leerstandkatasters half der Stadt ein junger Mann in einem dreimonatigen bezahlten Praktikum. „Er ist jede einzelne Straße abgelaufen, hat die Leerstände in einem Lageplan eingezeichnet und Fotos gemacht“, erklärt Gabriele Strube.
Dann ging es um Details, darum zu ermitteln, was möglich ist: Wie sieht das Umfeld aus? Was steht im Flächennutzungsplan, dem Plan, in dem eine Kommune festschreibt, wo sich etwa Wohn-, Misch- und Industriegebiete befinden? Handelt es sich bei dem Gebäude um ein Denkmal? Liegt es vielleicht gar im Sanierungsgebiet? Alles Dinge, die für potenzielle Interessenten von Bedeutung sein können.
Herausgekommen sei eine Tabelle, die kaum auf drei Monitore passe, sagt Marcus Strube, der bei der Stadt für die IT zuständig ist. Aktuell ist er dabei, das Leerstandkataster in Form zu bringen. Der besseren Übersichtlichkeit wegen. Eine Software hat er eigens dafür programmiert, weil sich die Vorlage in keines der vorhandenen Programme hat pressen lassen.
Kleines Exposés können erstellt und angefordert werden
Neben vielen Informationen hat er zu den einzelnen Standorten auch Bilder und Karten hinterlegt. Noch ist das Programm nicht „scharfgeschaltet“. Aber um einen Zugang zu bekommen, reicht ein Anruf bei ihm. Kommt also jemand zu Gabriele Strube in die Bau- und Ordnungsverwaltung und interessiert sich für eines der erfassten Gebäude, kann sie mit einem Mausklick ein kleines Exposé erzeugen und es den Interessenten an die Hand geben.
„Wir können nicht die Leute bitten, herzukommen, und ihnen dann keinen Raum zur Verfügung stellen“, sagt Marcus Strube. Denn den Fortzug zu minimieren und den Zuzug zu beflügeln ist erklärtes Ziel der Stadt.
14 Anträge auf Baukindergeld wurden bisher gestellt
Vor anderthalb Jahren wurde die Initiative „Harzgerode macht Zukunft“ ins Leben gerufen, im vergangenen Jahr das Baukindergeld eingeführt - ein Zuschuss für Häuslebauer und Sanierer. 14 Anträge wurden seit Oktober schon gestellt. „Die Stadt ist auch Stadtentwickler; und Leerstand sieht nicht gut aus“, sagt Weise.
„Oft kommen Leute auf uns zu und sagen, dass wir was machen müssen.“ Doch wenn es sich um Privateigentum handele, gehe das nicht, da müssten die Eigentümer mitziehen, erklärt der Verwaltungschef.
Auch einige stadteigenen Immobilien sind im Angebot
Auch für stadteigene Immobilien und Flächen sucht die Stadt aktiv Käufer: Auf ihre Website stehen die ehemalige Schule in Schielo zum Verkauf und ein 825 Quadratmeter großes Baugrundstück in Siptenfelde.
Das Baugebiet „Auf der Stolberger Höhe“ in Harzgerode wird im Internet ebenfalls beworben. Die Bauflächen sind zwischen 570 und 750 Quadratmeter groß.
Und „für die alte Gießerei am Schlossplatz sind wir dabei, einen Investor zu akquirieren“, so Weise. Sie war zuletzt zuletzt Sitz der Gebrüder Bamberg GmbH, einer Leichtmetallgießerei, und gehört jetzt der Harzgeröder Wohnungsgesellschaft. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Geplant ist, das Leerstandkataster zu erweitern, auch die nicht genutzten Gebäude und Baulücken in den Ortsteilen zu erfassen. Das Projekt soll in absehbarer Zeit den Ortsbürgermeistern vorgestellt werden. (mz)
