Harzer Weingut Harzer Weingut Kirmann Westerhausen: Winzer bietet bald wieder Vollmond- und Sonnen-Wein an
Westerhausen - Entscheidet der Zeitpunkt der Lese über den Geschmack? Dieses Experiment können Weintrinker voraussichtlich wieder ab Ostern anstellen, wenn Matthias Kirmann seine Packungen mit Sonnen- und Mondwein des Jahrgangs 2017 anbietet - eine Besonderheit seines Harzer Weinguts in Westerhausen.
Prüfungen im Labor und Verkostung durch Fachleute
Die Flaschen, bezogen aus Frankreich, warten schon aufs Abfüllen. „In dieser Woche soll es losgehen“, kündigt Kirmann an. Wenn alles gut klappt - zuvor müssen noch Prüfungen im Labor und eine Verkostung von Fachleuten bestanden werden - „ist der spezielle Wein noch vor dem Osterfest in Westerhausen zu bekommen“, hofft der Harzer Winzer.
In den Flaschen landet Traminer, eine sehr aromatische, nach Rosen duftende Sorte mit etwas dunkleren Trauben als bei Weißwein üblich. Vieles in der Herstellung ist identisch. Sie beginnt am Weinberg bei Quedlinburg, auf dem die Trauben auf ein und derselben Fläche heranwachsen und gleichermaßen gepflegt werden.
Abgefüllt wird Wein aus Tramine-Trauben
„Auch nach der Ernte später werden sie in gleicher Art vergoren und gekeltert, bei komplett gleicher Behandlung“, beschreibt Kirmann das Vorgehen. Zumindest die Laborwerte, die sich nur ganz minimal unterscheiden, sprächen für nahezu gleiche Weine mit etwa 11,5 Prozent Alkoholgehalt, so Kirmann.
Doch was sind dann die Unterschiede zwischen beiden? „Zum einen der Zeitpunkt der Lese“, erläutert der Winzer. „Sie liegt etwa einen halben Tag auseinander.“
Eine Lese bei Vollmond, eine weitere bei praller Sonne
Der erste Teil der Ernte wurde in der Nacht vom 4. zum 5. Oktober 2017 zunächst um Mitternacht bei Vollmond gelesen - „jede zweite Reihe“, wie Kirmann betont. Am folgenden Tag brachten die Erntehelfer dann die verbliebenen Trauben in der prallen Mittagsonne ein.
Ebenso wurde jede Lese separat gepresst. „Auch wenn sie in zwei verschiedenen Fässern gereift sind, alle Abläufe und Termine waren dieselben“, erläutert der Westerhäuser. Die Idee brachte er einst aus einem Urlaub in Österreich mit.
Idee aus einem Urlaub in Österreich
Kirmann: „Die Winzer dort schworen auf die besondere Wirkung des Mondes auf die Trauben, ohne einen Beweis erbringen zu können. Also habe ich vor elf Jahren erstmals selbst getestet.“
Trotzdem kann er nicht jedes Jahr Sonnen- und Mondwein produzieren. „Der Vegetationsverlauf und der Vollmondtermin passen nicht immer zusammen“, erklärt der Westerhäuser Winzer den Grund. Und zum Start gab es noch einen: „Traminer wurde damals wegen seiner geringeren Bekanntheit seltener gekauft.“ Das habe sich mit dem Doppel aus Mond- und Sonnenwein inzwischen längst geändert.
Doch sind tatsächlich auch ein unterschiedlicher Duft und Geschmack festzustellen? „Darüber herrschen nach dem Genuss nicht nur unter den Weinexperten, sondern selbst in den Familien, die sich die Doppelpackung gekauft haben, verschiedene Meinungen“, weiß Kirmann.
Die einen bevorzugten den Mondwein, andere den Trank aus der zweiten Flasche.
Weinexperte Klaus Epperlein lobt den „frischen Mondwein"
Weinexperte Klaus Epperlein, damals Leiter des Instituts für Weinbauforschung in Halle, hatte bei der Premiere der Verkostung des ersten Weines aus Kirmannscher Produktion festgestellt: „Der Mondwein ist frischer, fruchtbetonter und duftet stärker.“
Letztlich könnten die Käufer selbst testen und entscheiden, ob sie Unterschiede schmecken, zumal es die Flaschen nur im Doppelpack gibt.
Das Ehepaar Kirmann kann dabei ohne Streit die Verteilung der Flaschen ganz locker angehen, wie Matthias erklärt: „Mir schmeckt der Mondwein besser, meiner Frau aber der Sonnenwein.“ (mz)