Hakenkreuze auf Jüdischem Friedhof Hakenkreuze auf Jüdischem Friedhof Harzgerode: Bürgermeister Marcus Weise spricht von Angriff auf das Gedenken

Harzgerode - Vor dem Gedenken an die Reichspogromnacht in Harzgerode haben Unbekannte den Gedenkstein im Eingangsbereich des jüdischen Friedhofs in Harzgerode großflächig mit SS-Runen und einem Hakenkreuz beschmiert. Die Polizei hat die Ermittlungen eingeleitet, auch der Staatsschutz – zuständig für politisch motivierte Kriminalität - ist eingeschaltet.
Die Runen zogen sich über die gesamte Rückseite des Steins, das Hakenkreuz wurde vorn draufgesprüht. Wie ein Reviersprecher mitteilte, könne der Zeitraum, in dem die verfassungsfeindlichen Schmierereien mit blauer Farbe auf den Stein gebracht worden seien, eingegrenzt werden:
Die Tat muss sich zwischen Montag und Mittwoch ereignet haben. Montag, als die Mitarbeiter des städtischen Bauhofes an der Gedenkstätte waren, waren die Zeichen noch nicht da.
Bürgermeister Marcus Weise: Das war eine gezielte Störung des Andenkens
Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU) geht davon aus, dass die Tat gezielt begangen wurde, um die für Mittwochnachmittag angesetzte Gedenkveranstaltung zu stören.
Vor acht Jahren wurde die in den 60er Jahren errichtete Gedenkstätte an der Bundesstraße 242 wieder hergerichtet: Die Evangelische Kirchengemeinde St. Marien und die Sekundarschule, die seit 2009 den Titel „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ trägt, sowie die Junge Union des Harzkreises beteiligten sich damals an dem Projekt.
Seitdem findet jedes Jahr um die Reichspogromnacht eine Gedenkfeier statt. Für ihr Engagement um die Gedenkstätte auf dem jüdischen Friedhof und die Auseinandersetzung mit der Thematik im Unterricht wurde die Schule 2014 auch mit dem „Emil-Ludwig-Fackenheim-Preis für Toleranz und Verständigung“ ausgezeichnet.
Mitarbeiter des Bauhofs entfernten Hakenkreuz und Runen vor der Gedenkveranstaltung
Weise ist angesichts der Tat tief betroffen - und auch stinksauer, wie er sagt. Er spricht von einer „Schande für unsere Stadt“. „Wir reden hier nicht vom Antisemitismus, den es vor 80 Jahren gab, sondern vom Judenhass, den es heute gibt“, so der Verwaltungschef.
Umso wichtiger sei es, dass sich die Menschen das bewusst machten, meint Weise. „Die schweigende Masse sollte lauter werden“, zum Schutz der Demokratie.
Hakenkreuz und Runen waren am Mittwochmorgen von den Mitarbeitern des Bauhofs entdeckt worden. Bis zum Nachmittag gelang es ihnen, die Zeichen zu entfernen. Die Gedenkveranstaltung fand statt, nicht aber ohne auf das Geschehene einzugehen. Es handele sich hier nicht um einen Böse-Jungen-Streich, sondern um eine schwerwiegende Straftat, die entsprechend geahndet werden müsse, so Weise.
Die Polizei sucht nun Zeugen. Sie werden gebeten, sich im Halberstädter Revier unter der Rufnummer 03941 / 674 293 zu melden. (mz)