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Feuerwehren Feuerwehren im Landkreis Harz: Fast doppelt so viele Einsätze wie im Sommer 2017

Von Cosima Sophia Hofmann 21.08.2018, 11:56
Hitze und Trockenheit sorgten dafür, dass die Feuerwehren - wie hier bei Reinstedt - in diesem Sommer doppelt so viel zu tun hatten wie sonst.
Hitze und Trockenheit sorgten dafür, dass die Feuerwehren - wie hier bei Reinstedt - in diesem Sommer doppelt so viel zu tun hatten wie sonst. Gehrmann

Thale/Harzgerode/Falkenstein/Quedlinburg - „Ich bin seit 40 Jahren bei der Feuerwehr, doch so eine Aneinanderreihung von Einsätzen habe auch ich noch nicht erlebt“, sagt Rainer Braune. Der Leiter der Stadtwehr Thale beschreibt damit das ungewöhnlich hohe Einsatzaufkommen, das die Kameraden in den vergangenen Wochen erlebt haben.

Fast doppelt so viele Einsätze wie im Sommer 2017

Täglich mussten die Frauen und Männer zu Flächen- oder Waldbränden oder wegen umgestürzter Bäume ausrücken. Laut Einsatzstatistik war das im Juli allein 41 Mal und damit doppelt so oft der Fall wie im Juli 2017.

Das liegt laut Braune an dem ungewöhnlichen warmen Wetter, dem fehlenden Regen und der Trockenheit. „Das Wetter hat sich in den letzten Jahren dramatisch entwickelt, normal ist das nicht mehr“, meint Rainer Braune.

Extreme Hitze belastet Feuerwehrleute zusätzlich bei Einsätzen

Erst in der vergangenen Woche wurde die Thalenser Feuerwehr wieder zu einem Stoppelfeld in Warnstedt gerufen, das bei Arbeiten mit landwirtschaftlichen Geräten in Brand geraten war. Der Einsatz konnte nach knapp einer Stunde beendet werden.

„Wir hatten aber auch Einsätze, die am Donnerstagabend begonnen und am Freitagmittag geendet haben“, so Braune. Und das bei Außentemperaturen von über 35 Grad.

Dass diese extreme Hitze den Feuerwehrleuten sehr schnell an die Substanz geht, kann der Wehrleiter sehr gut nachvollziehen: „Bei Außentemperaturen ab 30 Grad kann sich die Körpertemperatur eines Kameraden in einem Schutzanzug während eines 20 bis 30-minütigen Einsatzes um bis zu 2 Grad erhöhen“, sagt er.

In Pausen sollte Kleidung abgelegt und viel Wasser getrunken werden

Deswegen dürften sie nicht zu lange im Einsatz bleiben und danach, soweit es möglich sei, noch an Ort und Stelle Helm und Jacke ablegen. „Wir haben auch darauf geachtet, dass alle Beteiligten genügend trinken und vermehrt Wasser bereitgestellt“, erzählt Rainer Braune.

Auch dürfe man nicht vergessen, dass die Männer und Frauen zum Beginn der Einsätze teilweise schon acht Stunden ihrer regulären Arbeit hinter sich hätten.

Auch wenn die Wetterlage in den nächsten Tagen zumindest von den Temperaturen her eine Verschnaufpause verspricht, kann der Wehrleiter nicht aufatmen: „Im Moment könnte immer noch jede menschliche Unvernunft in der Natur einen neuen Brand auslösen“, so Braune.

Eine Lösung dafür gibt es laut Braune nicht. „Wir hoffen allesamt darauf, dass es mal wieder zwei Tage lang Landregen gibt“, sagt er.

In Harzgerode denkt man an mögliche Herbststürme

Auch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Harzgerode hat sich die Zahl der Brandeinsätze im Vergleich zum vergangenen Jahr verdoppelt: Waren es von Ende Juni bis Anfang August 2017 zwölf Einsätze, rückte die Wehr im selben Zeitraum dieses Jahres bereits zu 24 Bränden aus.

In den vergangenen Tagen ist es etwas ruhiger geworden. Doch der stellvertretende Wehrleiter Mario Müller weiß, dass sich die Wetterlage jederzeit ändern könne und auch nach dem Sommer wieder ganzer Einsatz gefragt sein werde: „Gerade im Blick auf den kommenden stürmischen Herbst werden wir sicher einiges zu tun haben.“

Fünf Stunden wurde Feldbrand bei Reinstedt bekämpft

In der Stadt Falkenstein/Harz rückten die Feuerwehren in den vergangenen Wochen zu insgesamt 36 Einsätzen aus - davon 25 Mal wegen Flächen-, Feld- oder Waldbränden. Von Ende Juni bis Anfang August 2017 waren es 13.

„Das hat mit der Trockenheit zu tun und stellt keine reguläre Situation dar“, sagt Stadtwehrleiter Guido Hildebrandt. So wurden die 148 aktiven Mitglieder, die auf 7 Ortsfeuerwehren verteilt sind, in den vergangenen Wochen körperlich wesentlich stärker gefordert, als sie es sonst gewohnt sind.

Zum größten Einsatz kam es Anfang Juli, als die Kameraden wegen eines Feldbrandes zwischen Reinstedt und Aschersleben ausrücken mussten. Dieser fünfstündige Einsatz forderte laut Hildebrandt nicht nur technisch viel, sondern auch personell. Er war an einem Sonnabend. „Glücklicherweise fiel ein Großteil der Einsätze auf den Nachmittag oder auf ein Wochenende, so dass die Kameraden meistens genügend Zeit zum Regenerieren hatten“, sagt Hildebrandt.

Mit vollem Elan durchgezogen

Auch in Quedlinburg waren die vergangenen sechs Wochen alles andere als entspannt: Ganze 63 Einsätze seit Anfang Juli, davon 27 wegen Bränden, ließen die 80 aktiven Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr schwitzen.

Doch hat das die Motivation der ehrenamtlichen Einsatzkräfte keineswegs eingedämmt, wie Mike Possekel sagt: „Das war schon eine besonders anstrengende Zeit, aber unsere Einsatzkräfte haben mit vollem Elan durchgezogen - auch wenn sie von Montagnachmittag bis Dienstagabend im Einsatz waren“, sagt der Stadtwehrleiter und beschreibt damit die Löscharbeiten am 2. Juli wegen eines Großbrandes am Quedlinburger Helmsteinberg.

Nicht alle freiwilligen Kameraden konnten sich nach Einsatzende vom Geschehen ausruhen: „Es kann halt leider nicht jeder danach von seinem Arbeitgeber freigestellt werden. Wenn es so ist, sind wir aber dankbar“, so Possekel.

Den Leiter der Quedlinburger Feuerwehr freut auch die Bereitschaft und die Leidenschaft, mit der die Mitglieder an den Wochenenden auch noch zu freiwilligen Lehrgängen und Schulungen antreten. „Vor so viel Einsatz ziehe ich meinen Hut“, so Mike Possekel. (mz)