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Ein Jahr nach "Friederike" Ein Jahr nach Orkantief "Friederike" im Landkreis Harz: Forstarbeiter holen Sturmholz aus Wäldern

Von Rita Kunze 24.01.2019, 11:57
Nach dem Sturm 2018 bergen Waldarbeiter umgestürzte Bäume im Nationalpark Harz.
Nach dem Sturm 2018 bergen Waldarbeiter umgestürzte Bäume im Nationalpark Harz. Nationalpark

Harzgerode - Ein Jahr ist es jetzt her, dass „Friederike“ über den Harz gezogen ist. Die Schäden, die der Sturm damals in nur wenigen Stunden angerichtet hat, sind noch immer nicht beseitigt: „Wir sind noch nicht fertig mit der Aufarbeitung. Der Anfall von Sturmholz ist enorm“, sagt Hans Christian Schattenberg, Leiter des Forstbetriebes Ostharz. Das Dreifache des sonst üblichen Jahreseinschlags müsse aufgearbeitet werden.

Für die Aufforstung seien bereits Flächen vorbereitet, rund 100 Hektar beräumt und gerodet worden. Die Frage ist nur, ob der Forstbetrieb auch genügend junge Bäume anschaffen kann - schließlich ist die Nachfrage auch bei anderen Forstämtern und privaten Waldbesitzern hoch.

Im Bereich des Landesforstbetriebs Ostharz müssen rund um Güntersberge, das Uhlenbachtal und Neudorf 300 bis 400 Hektar Wald aufgeforstet werden, sagt Schattenberg. In einem Jahr sei das nicht zu schaffen, „wir werden mit Muss fünf Jahre brauchen“. Allein bei Schielo habe der Sturm ein 20 bis 30 Hektar großes Loch gerissen.

Mit der Aufforstung soll ein Mischwald geschaffen werden: „Wir wollen versuchen, auf den besseren Standorten Eichen zu etablieren“, sagt der Forstbetriebsleiter. Außerdem sollen die heimische Höhenkiefer, Lärchen und Fichten gepflanzt werden, in kleinen Anteilen auch Douglasien, Weiß- und Küstentannen, denn sie vertragen das Klima besser, erklärt Schattenberg.

Bei den Douglasien habe man beispielsweise kaum Windwurf gehabt, und die Bäume kämen besser mit der Hitze zurecht, wie sie im vergangenen Sommer geherrscht hat. Die Trockenheit des Jahres 2018 hat für den Forst weitreichende Folgen. Kupferstecher und Buchdrucker, zwei Borkenkäferarten, haben die geschwächten Bäume in Massen befallen, denn sie hatten nach Worten des Forstexperten „extrem günstige Voraussetzungen“.

„Bekommen wir ein feuchtes Frühjahr, was wir uns wünschen, könnte die Population zusammenbrechen“, sagt Schattenberg. Die Käfer überwintern im Waldboden; ist der feucht, können sich Pilze ausbreiten, denen der Borkenkäfer nichts entgegenzusetzen hat. Bleibt das Frühjahr trocken, könne man den Schaden noch nicht abschätzen.

Generell wird es für den Landesforstbetrieb teuer. Die Kosten für die Aufforstung seien gestiegen, der Holzpreis dagegen habe sich halbiert, so der Forstbetriebsleiter.

Um die riesigen Mengen vom Markt zu nehmen, sind im Bereich des Landesforstbetriebs Ostharz vier so genannte Nasslager eingerichtet worden, in denen rund 60.000 Festmeter Holz ständig beregnet werden. Dadurch bleibt es frisch, außerdem schädlingsfrei und kann in den kommenden drei bis fünf Jahren verkauft werden - möglichst zu besseren Konditionen. „Das ist wie eine Sparkasse“, erklärt Schattenberg. (mz)

Umgestürzte Bäume mussten auch auf den Strecken der HSB entfernt werden.
Umgestürzte Bäume mussten auch auf den Strecken der HSB entfernt werden.
HSB
Der Landschaftspark in Degenershausen musste nach dem Sturm vorübergehend geschlossen werden.
Der Landschaftspark in Degenershausen musste nach dem Sturm vorübergehend geschlossen werden.
dpa
Ein Feuerwehrmann zersägt einen umgestürzten Baum in Gernrode.
Ein Feuerwehrmann zersägt einen umgestürzten Baum in Gernrode.
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