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Massive Schäden im Wald Massive Schäden im Wald bei Ballenstedt und Meisdorf: Müssen Borkenkäfer mit Gift bekämpft werden?

Von Petra Korn 18.08.2017, 09:55
Cornelius Meyer-Stork und Karl Busche (r.) an einer der Fichten auf der Meisdorfer Trift, die vom Borkenkäfer befallen waren und gefällt wurden.
Cornelius Meyer-Stork und Karl Busche (r.) an einer der Fichten auf der Meisdorfer Trift, die vom Borkenkäfer befallen waren und gefällt wurden. Chris Wohlfeld

Ballenstedt - Etliche Fichten auf der Meisdorfer Trift sind mit roter Farbe markiert. Mitarbeiter des Ballenstedter Forstbetriebes Behrens-Busche, dem der Wald gehört, rücken den Bäumen mit der Kettensäge zu Leibe. Die Fichten sind durch Borkenkäfer befallen und sollen nun schnellstmöglich aus dem Wald gebracht werden, um eine weitere Ausbreitung des Forstschädlings zu verhindern, erklärt Karl Busche.

Dass der Borkenkäfer in diesem Jahr sehr aktiv ist, lässt ihn wie Egbert Thiele, Leiter des Betreuungsforstamtes Harz im Landeszentrum Wald, und Cornelius Meyer-Stork, der in der Nähe des Nationalparks Harz Wald besitzt, Alarm schlagen. „Wir haben durch den Borkenkäfer eine sehr angespannte Waldschutzsituation im Harz“, sagt Egbert Thiele.

Kleine Löcher in den Rinden

Kleine Löcher sind Zeichen dafür, dass sich Borkenkäfer in die Rinde der Fichte hineingebohrt haben. Diese versucht, die Löcher zuzuharzen - vergeblich. „Wenn das erste Bohrmehl draußen ist, dann ist der Baum verloren“, so Thiele. Genau das passiere derzeit bei zahlreichen Bäumen. Ausgelöst durch ein sehr starkes Niederschlagsdefizit im vergangenen Herbst habe es einen Anstieg der Borkenkäferpopulation gegeben, erklärt der Forstamtsleiter.

Diese habe in den Bäumen überwintert. „Was an sich positiv ist, ist diesmal erschwerend: Es gab nur wenig Sturmholz aus den Wintermonaten und damit kein Abfangen der Käfer durch Schadholz. Sie haben sofort frische, stehende Bäume befallen“, beschreibt Thiele.

Statt umgebrochener Bäume werden stehende Bäume befallen

Und würden letztlich zu deren Absterben führen (siehe „Fressen in Lebensader“). Das passiert derzeit im Nationalpark Harz, wo der Borkenkäfer nicht bekämpft wird, der Fichtenwald stirbt und der Entwicklung eines neuen Waldes ihren Lauf gelassen wird (die MZ berichtete).

Die Forstwirte sehen das anders. Ihnen gehe es um die „planmäßige Verjüngung der Waldbestände“, so Cornelius Meyer-Stork. Eine „kahlschlagähnliche Struktur wollen wir nicht. Das ist schlecht für den Wald“. Die Holznutzung, verhehlt Meyer-Stork nicht, sei „Hauptertragsquelle“ der Betriebe.

Wie Egbert Thiele ergänzt, führe der Borkenkäferbefall zu Störungen der Bestände, die dann beispielsweise anfälliger für Sturmschäden oder Schneebruch seien. „Es gibt über Jahre hinweg Folgeschäden, die zu weiteren erheblichen wirtschaftlichen Beeinträchtigungen der Forstbetriebe führen“, so Thiele. „Eine unkontrollierte Verbreitung des Borkenkäfers ist eine Gefahr für die Wälder“, unterstreicht Cornelius Meyer-Stork.

Um seinen Wald auf einen Borkenkäfer-Befall zu kontrollieren, ist Karl Busche derzeit zwei-, dreimal pro Woche in seinen Beständen unterwegs. „Permanent intensiv die Fichtenbestände zu überprüfen und einen Befall möglichst schnell zu bekämpfen“, das ist auch aus Sicht von Egbert Thiele erforderlich. Bei warmem, trockenem Wetter müsse damit gerechnet werden, dass sich der Borkenkäfer „massiv ausbreitet und sich in diesem Jahr bis zu drei Generationen entwickeln“, so der Forstamtsleiter.

Er verweist darauf, dass bei einem schweren Befall als „letzte Möglichkeit“ nur ein Begiften der gefällten Bäume bleibe. Es gebe „mahnende Stimmen, dass das für die Vogelwelt nicht von Vorteil ist“, so Thiele. „Aber je sorgloser wir mit dem Borkenkäfer umgehen, desto mehr manövrieren wir uns dorthin, dass wir begiften müssen, weil wir keine andere Chance mehr haben“, sagt der Forstamtsleiter. (mz)

Borkenkäfer sind nur wenige Millimeter groß. Die Käferart Buchdrucker bevorzugt für ihre Fortpflanzung Fichten.
Borkenkäfer sind nur wenige Millimeter groß. Die Käferart Buchdrucker bevorzugt für ihre Fortpflanzung Fichten.
Wohlfeld