Ehrenbürger von Thale Ehrenbürger von Thale: Harald Watzek ist Vater des Mythenweges

Thale - „Freilich, ich bin stolz darauf“, gibt Harald Watzek zu. Zu den Harzer Sommertagen wurde der promovierte Ökonom von Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) zum Ehrenbürger der Stadt Thale ernannt. Quasi vor „eigenem“ Publikum konnte der Vize des Thalenser Harzklub-Zweigvereins die höchste Ehrung der Stadt entgegennehmen. Eingebettet im Heimattag war nämlich das alljährliche Fest des Harzklubs.
Auszeichnung kam nicht überraschend
Ganz überraschend war für den 84-Jährigen die Auszeichnung allerdings nicht. „Vor vier Wochen kam der Bürgermeister zu mir mit einem Brief“, erinnert er sich. Mit den Worten „Sie haben Ihre Steuern nicht bezahlt“, überreichte er ihn dem Rentner.
Das war aber nur geflunkert. Anstelle des Mahnbescheides wurde ihm mitgeteilt, dass er „auf fraktionsübergreifenden Beschluss des Stadtrates zum Ehrenbürger der Stadt“ ernannt werden soll. Watzeks reger Einsatz im Ehrenamt für die Stadt Thale - und das schon über viele Jahre - war Anlass für den Stadtrat, über eine Ehrenbürgerschaft zu entscheiden.
Vor Jahren die Leidenschaft für germanische Gottheit entdeckt
Vor Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für die germanischen Gottheit Wotan und dessen Gefolge. Würde es sie nicht schon alle mit ihren Mythen und Sagen geben, hätte er sie wohl erfunden. Harald Watzek kennt sie alle. Weiß von deren Tun und Handeln.
Dabei kam ihm der Umstand „zugute“, dass der einstige Forschungsleiter aus dem Eisen- und Hüttenwerk Thale nach der Wende arbeitslos wurde. „Ich war damals erst 60“, sagte er, „da wollte ich mich mit dem Vorruhestand nicht zufriedengeben.“
Als Gästeführer engagierte er sich bei der Entwicklung des Tourismus in der Stadt. Doch nur Sagen und Geschichten des Harzes erzählen, befriedigte Watzek nicht. Er beschäftigte sich so mit verschiedenen Dichtern und kam so auf die germanische Mythologie.
Nicht nur im stillen Kämmerlein das Hobby betrieben
Zum großen Glück für Thale hat er dieses Hobby nicht nur für sich allein zu Hause im stillen Kämmerlein gepflegt. Nein, er hat es nach außen getragen. Vor Jahren kam bei ihm der Gedanke auf, der Mythenwelt eine Art Weg zu widmen.
Ein Vorhaben, das ohne gute Partner an seiner Seite nicht funktioniert hätte, sagt er.
In erster Linie war es Bürgermeister Thomas Balcerowski, den er von seinem Vorhaben sofort begeistern konnte. Gemeinsam mit dem Verein für Thale und wichtigen Sponsoren aus der Region wurde 2004 der Mythenweg aus der Taufe gehoben.
Zuerst war es „nur“ Wotan, welcher neben dem Rathaus stehend, aus dem Brunnen der Weisheit trinkt. Heute führt der Weg quer durch die Stadt. Von der Talstation der Seilbahn bis hin zum Kloster Wendhusen sind sie aufgereiht, zwölf Sagenfiguren.
Verschiedene Künstler haben sich Gedanken gemacht
Verschiedene Künstler schufen aus unterschiedlichen Materialien, beispielsweise Sleipnir, die Nonnen, den Bergmönch und Ägir. Urlauber und Touristen, die in Thale Station machen, können so in die germanische Götterwelt eintauchen. Am Kloster steht, so berichtet Harald Watzek, eine Figur, die es wirklich gab: Hessi.
Der Anführer der ostfälischen Sachsen hing zunächst dem germanischen Götterglauben an. 775 unterwarf er sich Karl dem Großen, ließ sich taufen. Seine Tochter Gisla gründete 825 das Kanonissenstift Wendhusen. Die Skulptur des Hessi symbolisiert den Übergang vom Heidentum zum Christentum, sagt er.
Führungen auf dem Mythenweg sind beliebt bei den Besuchern
Die beliebten Führungen auf dem Mythenweg werden von der Bodetal Tourismus GmbH durchgeführt, natürlich unterstützt von Watzek, Doktor der Ökonomie, der aus Niederschlesien stammt, seit 1956 in Thale lebt und hier seine Frau kennenlernte, mit der er zwei Kinder hat.
Doch nicht nur die Erfolgsstory des Weges hat er mitgeschrieben. 1992 trat Harald Watzek dem neugegründeten Harzklub-Zweigverein Thale bei, dessen Vizechef er seit 1998 ist. Hier ist es seinem ehrenamtlichen Engagement zu verdanken, dass die Walpurgishalle vor dem Verfall gerettet wurde.
Klinkenputzen für Walpurgishalle gegangen
Mit ganz viel Einsatz, gemeinsam mit dem ersten Vorsitzenden des Zweigvereins Fritz Nennhuber, wurde dieses historische Kleinod liebevoll saniert.
Viel „Klinkenputzen“ sei erforderlich gewesen, um die entsprechenden Gelder aufzubringen, Firmen und die notwendige Baubetreuung zu gewinnen, sagte er. Nun solle der vom Verfall bedrohte Anbau noch saniert werden - allerdings fehlten noch dringend Sponsorengelder, damit der Verein seinen finanziellen Eigenanteil dafür aufbringen könne.
Harald Watzek gibt sich bescheiden. Natürlich habe er sich über die Ehrung gefreut. „Aber es gibt noch andere, die es verdient hätten“, meint er.
Er denke dabei an Heinz A. Behrens, der als Vorsitzender der Nordharzer Altertumsgesellschaft große Verdienste um das Kloster Wendhusen in Thale geleistet hat. Vielleicht werde er ja der nächste, vierte Ehrenbürger - neben Ursula Meckel, Hans-Joachim Wiesenmüller und ihm selbst, so Watzek. (mz)