Kirchengemeinde St. Marien DVD-Verkauf hilft bei Turmsanierung in Harzgerode
Dokumentation zeigt unter anderem den Glockenguss. Rund 60.000 Euro kamen bereits durch Spenden zusammen.

Harzgerode - „Kirchturm kränkelt“ – so war ein Beitrag über die Marienkirche in Harzgerode überschrieben, der im September 2019 in der MZ erschien. Die Diagnose von Holzschutzexperten und Statikern war zuvor mehr als besorgniserregend ausgefallen. Die Evangelische Kirchengemeinde St. Marien setzte daraufhin alles daran, dem – um beim Bild zu bleiben – schwachen Patienten, die bestmögliche Therapie zu ermöglichen. Und jetzt ist der endlich in Behandlung.
„Heute wird ein neues Kapitel aufgeschlagen“, sagt Jürgen Bentzius, Mitglied im Gemeindekirchenrat. Damit gibt er offiziell den Startschuss für die von langer Hand vorbereitete Turmsanierung. Vorbei sind die vielen Beratungen, Vorgespräche und Berechnungen. Auch die Vorarbeiten sind abgeschlossen.
Unter anderem musste die Antenne, die den Rettungsdiensten Orientierung gibt, versetzt werden. „Ziel jetzt ist es umzusetzen, was wir in den zurückliegenden Monaten akribisch geplant haben“, so Bentzius. Er spricht von einem ehrgeizigen Projekt und von den Herausforderungen, vor denen er und seine Mitstreiter standen.
EU, Lotto Sachsen-Anhalt, Land, Bund, Landeskirche und Gemeinde zahlen die Turmsanierung
Die Finanzierung auf sicherere Füße zu stellen, war dabei die schwierigste. Der Turm könnte nicht saniert werde, gäbe es nicht so viele, die die das Millionen-Projekt unterstützten, sagt er. Leader fördert die Sanierung, die in mehreren Abschnitten erfolgt und insgesamt mit 1,6 Millionen Euro veranschlagt ist, ebenso Lotto Sachsen-Anhalt, Land und Bund.
Darüber hinaus stemmen auch die Kirchengemeinde und die Evangelische Landeskirche Anhalts einen nicht unerheblichen Anteil. Allein im ersten Bauabschnitt, der die Turmhaube und den unmittelbar darunter liegenden Bereich umfasst, beläuft sich der laut Bentzius auf eine Viertelmillion. Ein Kredit wurde dazu aufgenommen; und 60.000 Euro sind allein Spenden.
Die werden auch weiterhin benötigt. Nach einer kurzen Andacht leitet Pfarrer Cord Exner deshalb auch direkt „zum Werbeblock“ über, wie er sagt, und stellt eine DVD, eine Zeitdokumentation, vor, die ab sofort erhältlich ist „für einen Beitrag, der nach oben hin offen ist“, mindestens aber für 15 Euro. Es gibt sie in der Stadtinformation und im Gemeindebüro.
Ursprünglich war geplant, nur die alten Glocken von St. Marien durch neue zu ersetzen
Auf der DVD wird das Vorhaben noch mal beschrieben, sie enthält Bild- und Videomaterial, unter anderem vom Glockenguss. Den hat die Kirchengemeinde bewusst vorgezogen, um das durch die erforderliche Sanierung erst mal in die ferne gerückte Ziel - Bronzeglocken sollen wieder klingen - immer vor Augen zu haben. 2024 soll es erreicht werden. Das war ursprünglich so nicht vorgesehen. Eigentlich sollten nur die alten Glocken durch neue ersetzt werden. Das marode Bauwerk machte die schönen Pläne allerdings zunichte.
Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU) kann sich gut vorstellen, welch Schock das für die Verantwortlichen gewesen sein muss. „Wer für ein Gemeindehaus und eine Kirche Verantwortung trägt, weiß, hier gibt es immer zu tun“, sagt er. Doch in dem Ausmaß?

Dass sie dennoch den Mut und die Kraft aufbringen, den Turm zu sanieren, rechnet er ihnen hoch an, zumal „die Kirche das Herz unserer Stadt ist“. Und auch wenn die eigentliche Turmsanierung - also das Sichtbare - noch ganz am Anfang steht, weiß Weise, wie aufwendig es ist, ein solches Vorhaben überhaupt auf den Weg zu bringen:
„Hier ist schon sehr, sehr viel Arbeit geleistet worden“, sagt er und kann der Kirchengemeinde nur wünschen, „dass Baupreise im Rahmen bleiben und die Schäden nicht noch größer sind.“ Mit den Arbeiten ist das Neudorfer Unternehmen Müller & Sohn beauftragt. Über den Fortgang der Sanierung will die Kirchengemeinde in einem Bautagebuch auf ihrer Website www.st-marien-harzgerode.de berichten. (mz)