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Der Rückkehrer Der Rückkehrer: "Das ist meine zweite Heimat hier fühle ich mich wohl"

Von Uwe Kraus 15.01.2021, 14:56
Timo Kleine arbeitet als Dozent in Neinstedt.
Timo Kleine arbeitet als Dozent in Neinstedt. Uwe Kraus

Neinstedt - „Von fliegenden Spaghettimonstern und Jedis“ redet Timo Kleine: Moderne Religionskritik wie diese gehört für den Dozenten für diakonische Bildung am Diakonie-Kolleg Lindenhof in Neinstedt zum Basismodul „Bibel und Theologie“. Der bärtige Mann, der seit einigen Monaten Dozent für diakonische Bildung ist, gleicht etwas einem Rückkehrer in die Evangelische Stiftung Neinstedt.

„Hier treffen sich klassische Theologie und der soziale Anteil des Glaubens“

Nach dem abgebrochenen Lehramtsstudium landete der Mann aus Hannover im Harz. „Meine Ausbildung zum Diakon zeigte mir, ich befinde mich an einer wichtigen Schnittstelle. Hier treffen sich klassische Theologie und der soziale Anteil des Glaubens. Der wird hier erfahrbar und schafft eine Vernetzung zur Welt.“

Der 33-Jährige studierte Religions- und Sozialpädagogik und wurde 2018 eingesegnet. Er hat in der Diakonie Himmelsthür - ein Ortsteil von Hildesheim - in einer Wohngruppe mit leicht geistig behinderten Menschen gearbeitet. Irgendwann suchte er eine neue Herausforderung, bewarb sich in Neinstedt und wurde genommen.

Eine spannende Erfahrung in Tansania gemacht

Die einstige Brüderschaft gibt es seit der Gründung der Evangelischen Stiftung Neinstedt 1850. „Rund 300 Männer und Frauen allen Alters, die in Kirche, Diakonie und der Welt tätig sind, ob in Deutschland, Österreich, Rumänien oder Tansania, bilden unsere Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft“, erklärt Timo Kleine. Er selbst nennt seinen Einsatz im Diakoniezentrum Tandala in Tansania „eine spannende Erfahrung“.

Dort gebe es keine klassische soziale Absicherung. „Mit wirklich begrenzten Mitteln wird da etwas auf die Beine gestellt. Damit wird Menschen ermöglicht, ihren Platz im Leben zu finden. Die Behinderten dort erhalten eine Ausbildung zur Näherin oder zum Schreiner und sind stolz darauf, eine spannende Arbeit zu leisten.“

Kleines eigene Neinstedter Klasse zählte damals sechs künftige Diakone. Heute sind es selten mehr. „Aber sie leben das, was Diakonie ausmacht: erfahrbare, praktische Theologie.“

„Uns findet man eben nicht an den klassischen kirchlichen Plätzen“

„Uns findet man eben nicht an den klassischen kirchlichen Plätzen. Ob in Wohngruppen oder Beratungsstellen, wir sind präsent und jederzeit ansprechbar zu Fragen des Glaubens.“ Dozent Kleine weiß aber auch, wie sich Kirche und Diakonie wandeln.

Die zunehmende Säkularisierung bringe es mit sich, dass viele Mitarbeiter gar keine Berührungspunkte zum Glauben haben, aber eben in christlichen Einrichtungen ihre Arbeitsplätze haben. „So finde ich es gut, dass das Diakonische Werk Halberstadt es festgeschrieben hat, dass deren Mitarbeiter alle zwei Jahre eine diakonische Fortbildung besuchen.“

Kleine romantisiert nicht. Ja, er vermisst das Leben in Hannover, wo seine Freundin Diakonin ist. „Aber ich bin gern hier in Neinstedt, werde in der Gemeinschaft gebraucht. Das ist meine zweite Heimat, hier fühle ich mich wohl.“ (mz)