Brücke zwischen Neinstedt und Weddersleben Brücke zwischen Neinstedt und Weddersleben: Was wird aus dem Bauwerk?

Neinstedt/Weddersleben - „Haben wir uns sieben Jahre lang völlig umsonst abgemüht?“ Das fragen sich die Mitglieder der Initiative zum Erhalt der Friedensbrücke nach einem ersten Gespräch mit Landrat Martin Skiebe (CDU) sowie Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU).
Sie glauben inzwischen sogar, dass „alle bisherigen Beschlüsse und Versprechen nur dazu dienten, uns zu besänftigen und ruhigzustellen“, so der Vereinsvorsitzende Gerhard Kramer.
Brücken-Aktivisten sind sauer
Nachdem bekannt wurde, dass die Evangelische Stiftung Neinstedt hinter dem Marienhof, also unweit des altehrwürdigen Denkmals, eine weitere Bode-Überführung errichten will, forderten die Vereinsmitglieder Antworten von Landkreis und Stadt. Und zwei Brücken - das wäre eine zu viel.
Andeutungen, dass dieses Vorhaben sogar mit Mitteln aus dem Leader-Programm gefördert werden soll, machte die Friedensbrücken-Aktivisten erst recht sauer. Denn auch sie hatten vor fünf Jahren einen Antrag zur Sanierung gestellt, der von gleicher Stelle abgelehnt wurde, so Kramer.
Eine Antwort auf die Frage, was aus der Friedensbrücke nun werden soll, sei seitens des Landrates bisher ohne konkrete Antwort geblieben. Immerhin: „Er will noch in diesem Jahr alle Beteiligten an einen Tisch holen, um endgültig zu entscheiden“, so der Leiter der Initiative, „auf diesen Termin sind wir gespannt“.
Die Enttäuschung ist auch deshalb so groß, weil Bundes- und Landtagsabgeordnete wie Heike Brehmer und Ulrich Thomas (beide CDU), aber auch der Landrat selbst und andere am friedensstiftenden Bauwerk versprachen, den Erhalt zu unterstützen - „besonders vor Wahlen“, so Kramer, doch „davon ist kaum noch etwas zu spüren“.
Doch worum kämpfen die Mitglieder der Initiative eigentlich?
Durch den Bau der Bahnlinie nach Thale wurde trotz ständiger Streitereien das durch die Bode getrennte Weddersleben mit einer Brücke angebunden. Als sie 1884 endlich eröffnet wurde, bekam sie deshalb den friedensstiftenden Namen. Sie blieb lange Zeit die einzige Verbindung der Orte.
Angesichts des wachsenden Verkehrs durch Neinstedt forderten die Bürger Anfang der 1990er Jahre eine Ortsumgehung. Doch rund 15 Jahre passierte nichts. Ein für 2002 geplanter Baustart wurde wegen Geldproblemen verschoben. Im Planfeststellungsbeschluss von 2004 wurde eine Anbindung der Friedensbrücke an die neue Straße geplant.
Im April 2008 sollte es eigentlich losgehen
Erst im April 2008 sollte es endlich losgehen. Zu dieser Zeit war die Friedensbrücke wegen ihres Alters und Verschleißes bereits nur noch eingeschränkt befahrbar. Kurz vor Baubeginn der Ortsumgehung verwiesen die Planer plötzlich darauf, dass die Friedensbrücke nach Fertigstellung lediglich als „Denkmal und zur Nutzung nur für Fußgänger oder Radfahrer“ erhalten bleiben soll, eine Sanierung nicht vorgesehen ist.
Im Jahr 2009 wollte der Landkreis als Eigentümer dann einen Antrag auf Abriss des technischen Denkmals stellen. „Die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer ist nicht gewährleistet“, argumentierte damals Herbert Hübe, Leiter des Kreisstraßenamtes. Sein Antrag kam nicht durch, weil die Obere Denkmalschutzbehörde einschritt. „Der Überweg ist eine der frühesten genieteten Fachwerkträgerbrücken in Sachsen-Anhalt“, hieß es in der Begründung.
Seitdem kämpft die Initiative, beispielsweise zum Tag des offenen Denkmals, um den Erhalt. Und die Mitglieder sind sich einig: „Wir geben noch nicht auf.“
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Die Friedensbrücke gilt als Symbol der Einheit - die 1884 zwischen Neinstedt und Weddersleben eingeweihte Stahlkonstruktion. Die Bürger beider Orte hatten dabei bewusst den Namen „Friedensbrücke“ ausgewählt, nachdem es zuvor immer wieder Streitigkeiten an den Dorfgrenzen gegeben hatte.
An gleicher Stelle gab es früher eine Furt für Gespanne sowie eine einfache Laufbrücke, die „aber häufig repariert oder gar ersetzt werden musste“, berichtet die Chronik. Über die Sanierungskosten stritten die Nachbarn als Eigner schon damals.
Die alte Brücke durfte seit den 1990er Jahren nur noch eingeschränkt befahren werden und wurde schließlich für alle komplett gesperrt. Ein neues Bauwerk als Ersatz über Bode und Bahngleise löste die Friedensbrücke ab.
Wollte der Landkreis sie anfangs noch als Überweg für Fußgänger und Radfahrer erhalten, so rückte er angesichts des zu erwartenden riesigen Sanierungsaufwandes wieder schnell davon ab. Den geplanten Abriss verhinderten die Obere Denkmalschutzbehörde und die Interessengruppe für den Erhalt der historischen Stahlfachwerkbrücke.
(mz)