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Aus für Ferienhäuser Bleicheplatz in Thale: Investor will statt der geplanten Ferienhäuser nun Seniorenwohnungen bauen

Von Benjamin Richter 02.05.2019, 12:16
Der Bleicheplatz in Thale
Der Bleicheplatz in Thale Marco Junghans

Thale - Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein? Dieser oder ein ähnlicher Gedanke ging wohl Lutz Dietel durch den Kopf, nachdem der Stadtrat von Thale Ende März den Weg frei gemacht hatte für sechs Ferienhäuser auf dem Bleicheplatz. Die Brache, im Thalenser Flächennutzungsplan von 1998 als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen, ist daher seit reichlich einem Monat ein Sondergebiet Erholung.

Stadtrat muss am 9. Mai erneut über die künftige Nutzung des Bleicheplatzes entscheiden

Und doch werden wohl nie Urlauber hier nächtigen: Denn Investor Dietel hat es sich noch einmal überlegt und findet den Standort nun besser geeignet für rund 20 Wohneinheiten für altersgerechtes Wohnen. Am 9. Mai entscheidet der Stadtrat, ob aus der Fläche zwischen Bode und Mühlgraben nach nur 41 Tagen als Erholungsareal ein allgemeines Wohngebiet wird.

„Bleibt das jetzt so?“, wollte Stadtrat Heiko Marks (Bürgerfraktion) bei der Sitzung des Hauptausschusses im Klubhaus Thale wissen. Der Neinstedter befürchtete, man werde bei der nächsten Sitzung eventuell wieder die Umwidmung des Geländes auf den Tisch bekommen.

„Wir gehen von der Ernsthaftigkeit des Vorhabenträgers aus“, entgegnete Rathauschef Thomas Balcerowski (CDU). Jeder habe ein Recht darauf, einen einmal gefassten Beschluss noch einmal zu überdenken. „Wir stellen lediglich Baurecht her“, legte der Bürgermeister dar. „Daraus erwächst kein Druck, tatsächlich etwas dort zu bauen.“

Bürgermeister Balcerowski: Wir gehen von der Ernsthaftigkeit des Vorhabens aus

Die zentrale Lage mache den Platz, an dem in vergangenen Jahrhunderten Thalenserinnen im Fluss ihre Wäsche bleichten, zu einem attraktiven Grundstück. Ausschussmitglied Frank Schubert (Die Linke) äußerte Bedenken, dass der Weg zu der Brücke, die den Platz mit dem Rest der Stadt verbindet, zugebaut werden könnte.

„Wenn ich mir das auf dem Bauplan anschaue - da muss man ganz schön die Luft einziehen“, sagte er. Er appellierte an die Stadtverwaltung, darauf zu achten, dass an der Stelle ein Freiraum erhalten bleibt, der auch mit großen Fahrzeugen durchquert werden kann.

Ist die Lautstärke der benachbarten Turnhalle mit den geplanten Seniorenwohnungen vereinbar?

Lutz Dietel betreibt das Fitnessstudio am Bleicheplatz, der früher häufig für Veranstaltungen genutzt wurde, nun aber bereits seit mehr als einem Jahrzehnt brachliegt. Zuletzt war auf dem Gelände im September 2009 der Circus Moreno mit seinem Zelt zu Gast.

Wo einst domptierte Elefanten durch brennende Reifen sprangen, soll also nun ein gutes Dutzend rüstiger Rentner ein neues Zuhause finden. Dabei bleiben die Bedenken, die Stadträtin Birgit Robold (Die Linke) in der vergangenen Gremiumssitzung äußerte, auch für die neue Art der Nutzung gültig: „Wird die Lautstärke der benachbarten Turnhalle mit dem geplanten Erholungsareal vereinbar sein?“, hatte sie Ende März zu bedenken gegeben.

Bauamtsleiter Stefan Oberacker hatte damals darauf verwiesen, dass die Ferienhäuser ein Stück weit von der Fitness- und Sporthalle stehen würden. Ob dies auch bei den nun geplanten 20 Wohneinheiten der Fall sein wird, war bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren.

Architekt sieht keine unmittelbare Hochwassergefahr

Trotz seiner Nähe zum Fluss befindet sich der Bleicheplatz nicht in einem von Hochwasser gefährdeten Areal. Wie Architekt Lutz Wilkerling im März ausgeführt hatte, liegt der Platz weder im Bereich, der von einem Jahrhunderthochwasser betroffen wäre, noch in der Fläche, die bei einem „Zwei-Jahrhunderte-Hochwasser“, in der Fachsprache HQ200, unter Wasser stünde. Die Keller werden den Senioren demnach jedenfalls nicht volllaufen. (mz)