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Waschbärplage Waschbärplage in Gröbzig: Was tun gegen die gefräßigen Tiere?

Von Doreen Hoyer 10.07.2016, 08:00
Diese Waschbären leben zwar im Köthener Tierpark, doch auch in freier Wildbahn gibt es viele von ihnen.
Diese Waschbären leben zwar im Köthener Tierpark, doch auch in freier Wildbahn gibt es viele von ihnen. Rebsch

Gröbzig - Eigentlich seien sie doch ganz niedlich, gibt Bernhard Reichel zu. „Hässlich sind sie bestimmt nicht, die Waschbären. Aber sie machen eben einen fürchterlichen Schaden“, berichtet der Wirt der Gröbziger „Parkklause“.

Seit etwa zwei Jahren nehme es überhand mit den Waschbären, erzählt Reichel. Er merke das unter anderem daran, dass es im Park viel weniger Singvögel gebe und kaum noch Enten auf dem Teich.

Alle Scheu verloren

„Das ist klar, die Waschbären räumen ja gern die Nester aus.“ Zudem hätten die eigentlich nachtaktiven Tiere mittlerweile alle Scheu vor Menschen verloren. „Sie kommen jetzt schon am helllichten Tag, manchmal bis ran an die Terrasse - das macht ihnen nichts aus“, berichtet Reichel. Außerdem hätten die Tiere manchmal versucht, seinen Müll zu durchwühlen.

Viele in der Nachbarschaft hätten ebenfalls Probleme mit Waschbären, erzählt Reichel. „Manche kommen dann zu mir und bitten um Hilfe, weil sie die Tiere loswerden wollen. Aber da muss ich dann ablehnen.“ Denn er ist zwar Sportschütze, aber kein Jäger. Und schießen darf man auf die Tiere in bewohnten Gebieten sowieso nicht.

Reichel fordert Stadtjäger

Reichel reicht es nun. Er fordert, dass die Stadt Südliches Anhalt einen Stadtjäger ernennt - oder vielleicht zwei, die sich das Stadtgebiet teilen. „Dann hätten die Leute einen festen Ansprechpartner.“ Reichel hat das Thema auch schon mehrfach bei Stadtratssitzungen angesprochen - zuletzt im März.

Damals hatte Bürgermeister Burkhard Bresch darauf hingewiesen, dass die Verwaltung schon Unterlagen zum Thema Stadtjäger vorbereitet hatte, diese jedoch Ende 2015 vom Stadtrat zurückgewiesen worden waren.

Es habe noch „Klärungsbedarf“ gegeben, so Stadtsprecher Christian Merx auf MZ-Nachfrage. Es gab zudem den Vorschlag, den Jagdpächtern zu erlauben, in bewohnten Gebieten auf die Waschbären zu schießen. Dann, so die Überlegung, bräuchte man keinen Stadtjäger.

„Hierzu wäre es jedoch notwendig, dass die jeweiligen Jagdpächter eine entsprechende Erlaubnis bei der Unteren Jagdbehörde beim Landkreis beantragen. Dazu muss dann auch immer der jeweiligen Grundstückseigentümer seine Erlaubnis erteilen. Ebenso muss sich der jeweilige Jagdpächter versichern gegen eventuelle Schäden“, so Merx.

Nach der Sommerpause auf der Tagesordnung

Stadtratsvorsitzender Thomas Schneider hatte im März gesagt, nur weil der Stadtrat die Beschlussvorlage abgelehnt habe, bedeute das nicht, dass das Thema erledigt sei.

Er gehe davon aus, dass der Vorsitzende des Ordnungsausschusses das Thema nach der Sommerpause auf die Tagesordnung nehme, so Merx weiter. „Dann kann es möglicherweise in diesem Jahr noch ein für alle Seiten zufriedenstellendes Ergebnis geben.“

Bürger können sich wehren

Und auch ohne Stadtjäger: „Bürger, die Waschbären bei sich auf dem Grundstück haben, können sich immer an den für ihr Gebiet zuständigen Jagdpächter wenden. Diese können Fallen aufstellen, um die Tiere zu fangen“, erklärt der Stadtsprecher.

Wie Frank Sommerlade von der Kreisjägerschaft Köthen erklärt, dürfen auch Privatleute Lebendfallen bei sich aufstellen, um Waschbären zu fangen - jedoch nicht solche, die das Tier töten.

Hat man das Tier geschnappt, bleibt die Frage: Wohin mit ihm? Sommerlade empfiehlt, den Jäger zu rufen. Der könne das Tier dann in sein Jagdrevier bringen, gegebenenfalls töten und ordnungsgemäß vergraben.

Selbstjustiz schnell Tierquälerei

Wer es sich als Laie zutraue, dürfe das Tier nach dem Fangen auch selbst töten. Allerdings dürfe man es dann nicht einfach im Garten vergraben, so Sommerlade, sondern müsse sich an das Veterinäramt wenden.

Vorsicht ist geboten, weil die Gefahr besteht, dass der Laie beim Versuch, dem Waschbären den Graus zu machen, verletzt wird. „Das Tier wehrt sich natürlich. Ich rate strikt davon ab, es selbst zu versuchen, wenn man dafür nicht ausgebildet ist.“

Oft führe das alles zu Tierquälerei - etwa wenn jemand den Eindringling ertränken will. „Und das darf bei allem Ärger auch nicht sein. Das Tier soll nicht unnötig leiden müssen.“

Ansonsten empfiehlt der Jäger, den eigenen Hausmüll gut zu sichern - und sei es, indem man einen schweren Stein auf die Tonne legt. Auch Grillabfälle sollten immer gleich entsorgt werden, bevor die Tiere davon angelockt werden. (mz)

Bernhard Reichel beklagt, dass es durch die Waschbären kaum noch Enten auf dem Teich hinter der Parkklause gebe.
Bernhard Reichel beklagt, dass es durch die Waschbären kaum noch Enten auf dem Teich hinter der Parkklause gebe.
Rebsch