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Uhrenliebhaber Uhrenliebhaber: Gröbziger verleiht Uhrenschatz ans Museum

Von Doreen Hoyer 28.08.2016, 13:00
Hans-Joachim Buhle aus Gröbzig ist vom Innenleben alter Uhren fasziniert. Auf der Uhrenbörse in Glashütte findet er Gleichgesinnte. Dieser Standuhr aus dem Jahr 1774 will er wieder Leben einhauchen.
Hans-Joachim Buhle aus Gröbzig ist vom Innenleben alter Uhren fasziniert. Auf der Uhrenbörse in Glashütte findet er Gleichgesinnte. Dieser Standuhr aus dem Jahr 1774 will er wieder Leben einhauchen. Heiko Rebsch

Gröbzig - Schon als Kind habe er Wecker auseinander gebaut, um ihr Innenleben zu erkunden, erinnert sich Hans-Joachim Buhle. Ob er die Wecker auch wieder zusammensetzen konnte, das weiß der 64-Jährige nicht mehr. Sicher aber ist, dass Uhren ihn faszinieren.

Wobei: „Eigentlich sind alle Antiquitäten mein Hobby - außer Briefmarken.“ Aber am meisten interessiert sich der Gröbziger nun mal für Uhren. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich damit und ist so für viele Nachbarn, Bekannte und Kollegen zu einer Anlaufstelle geworden, wenn mal ein Armband oder eine Batterie gewechselt werden muss. Dabei betont Buhle, dass er kein Uhrensammler ist. Es geht ihm weniger darum, möglichst viele Stücke zu besitzen, als um die Freude am Innenleben der Uhr.

Jahrhundertealtes Sammlerstück soll ins Museum

Er sei begeistert von der Mechanik und vom Alter vieler Stücke. „Heute kann man ja alle Teile bestellen. Aber mit welchen Mitteln die Leute früher gearbeitet haben, das ist toll!“

So besitzt Buhle nicht nur einige Uhren, sondern auch altes Uhrmacherwerkzeug. Ein besonderes Stück ist zum Beispiel eine Räderschneidemaschine aus dem Jahr 1818. Sie funktioniere theoretisch noch heute, betont Hans-Joachim Buhle. „Wenn ich wollte, könnte ich damit noch Räder schneiden.“

Da das Stück so selten ist, soll es bald als Leihgabe in das Uhrenmuseum in Glashütte kommen.

Gelernter Uhrmacher ist Buhle allerdings nicht. Er absolvierte eine Lehre zum Betonfacharbeiter. Doch seiner Begeisterung tut das keinen Abbruch. Zumal er auch fachkundige Bekannte hat. Uhrmacher aus Halle, Rudolstadt und Leipzig zählen zu seinen Freunden. „Wenn ich mal nicht weiter weiß, rufe ich dann einfach an.“

Buhler will Standuhr von 1774 zum Leben erwecken

Ansonsten ist Hans-Joachim Buhle viel unterwegs, um seinem Hobby zu frönen. Ein fester Termin in seinem Kalender ist die Uhrenbörse in Glashütte im Frühjahr. „Das ist richtig gut. Da wird auch viel getauscht“, weiß der Gröbziger. Denn: Nicht alle alten Uhren kann man mit genügend Geld einfach kaufen. Viele Sammler tauschen gern ihre Stücke, Buhle selbst auch. Ansonsten nimmt der 64-Jährige auch an Auktionen teil.

Aktuell beschäftigt er sich mit einer Standuhr aus von 1774, die er wieder auf Vordermann bringen will. Auch sie hat er durch ein Tauschgeschäft bekommen.

„Ich will sie wieder zum Leben erwecken. Aber in einem Jahr ist das nicht getan“, erzählt Buhle. Das Gehäuse für die Uhr sei bereits in Arbeit. Das gute Stück zeige nicht nur die Uhrzeit an, sondern auch das Datum und die Mondphase, so der Experte. „Was damals schon alle möglich war. Wahnsinn, oder?“Je

Jede Uhr hat ihre eigene Geschichte

Wichtig an Uhren sei auch, dass jede ihre ganz eigene Geschichte habe. So zum Beispiel die Armbanduhr, die Buhle nun hervorholt. Sie wurde anlässlich des zwölften Parteitages der SED hergestellt. Doch diesen Parteitag hat es wegen der politischen Wende nie gegeben. Mehreren tausend Damenuhren und 4 500 Herrenuhren waren aber schon hergestellt worden. Buhle hat die Nummer 3.999.

Er erinnert sich auch noch daran, was er als junger Mann von seinem allerersten Gehalt gekauft hat. Eine Uhr natürlich, in einem Geschäft in der Köthener Weintraubenstraße. Eine Spezimatic Kaliber 75 aus Glashütte sei es gewesen, mit Datumsanzeige. „Die habe ich natürlich nur ganz selten getragen.“ Heute hat Buhles Sohn diese Armbanduhr. Er selbst besitzt noch eine zweite dieses Typs.

Das Fachwissen des Gröbzigers ist in der Region schon bekannt. So hat er mit vielen Helfern 2013 die Kirchturmuhr in Großwülknitz zu neuem Leben erweckt. Doch was hält er als Experte eigentlich von modernen Digitaluhren? Nun ja. „Es gibt auch richtig gute Digitaluhren. Aber für mich ist eine mechanische eben viel interessanter.“ (mz)

Der ganze Stolz des Uhren-Liebhabers Hans-Joachim Buhle ist diese Schneidemaschine für Uhrenräder aus dem Jahr 1818, die heute noch funktioniert. Sie soll als Leihgabe ins Uhrenmuseum kommen.
Der ganze Stolz des Uhren-Liebhabers Hans-Joachim Buhle ist diese Schneidemaschine für Uhrenräder aus dem Jahr 1818, die heute noch funktioniert. Sie soll als Leihgabe ins Uhrenmuseum kommen.
Heiko Rebsch