SV Schott Jena gegen Union Sandersdorf SV Schott Jena gegen Union Sandersdorf : Noch zwei Abschiede

Jena/Bitterfeld - Der Handschlag war kurz und schmerzlos. „Alles gute Hoffi.“ Mit diesem Satz verabschiedete sich Mike Sadlo am Sonntagnachmittag von Tim Hoffmann. Der Trainer sagte ’Tschüß’ zu einem seiner Spieler. Nichts Ungewöhnliches, wenn das letzte Saisonspiel beendet ist. In diesem Fall ist es aber kein Abschiedsgruß in den Urlaub, sondern wahrscheinlich für immer. Tim Hoffmann wird Union Sandersdorf nach nur einem Jahr wieder verlassen. Er ist nicht der einzige, der den Verein in der vergangenen Woche davon in Kenntnis setzte, das Vertragsangebot nicht anzunehmen: Alexander Schmitt sucht ebenfalls eine neue Herausforderung.
Acht finstere Minute
Die Partie beim SV Schott Jena war also nicht nur für Felix Krause, Frunze Hovhannisyan und Dlyar Musa das letzte im Union-Trikot - ihre Wechsel waren schon länger bekannt. Ebenso der von Marius Kansy, der Torwart kam gegen Jena aber nicht zum Einsatz. Dass das letzte Saisonspiel dann ausgerechnet eines der schlechteren war - Sandersdorf verlor 3:5 - nervte natürlich alle.
Union Sandersdorf spielte bei den Thüringern nicht zielstrebig. Das Aufbauspiel stotterte, auch, weil Jena offensichtlich motiviert war, einen guten Saisonabschluss hinzulegen. Den Rückstand in der 17. Minute, der aus einer klaren Abseitsposition resultierte, konnte Felix Krause nach Zuspiel von Timo Breitkopf kurz vor der Pause noch ausgleichen (1:1, 43.). Im zweiten Durchgang leisteten sich die Gäste aber acht ganz finstere Minuten. 58., 60., 66. - plötzlich stand es 1:4. „Das war eine Farce“, sagte Mike Sadlo, „die Gegentore fallen viel zu einfach.“ Beim 1:2 und 1:3 reichte ein einfacher Pass in die Schnittstelle der Abwehr, beim 1:4 schauten nach einer Ecke alle zu, wie Jakub Petrik den Ball im Strafraum mit dem Rücken zum Tor annahm, sich drehte und schoss. „Viel zu passiv“, moserte Sadlo, der sich dann wenigstens ein bisschen über den Willen seiner Mannschaft, es wiedergutzumachen, freute. Dlyar Musa (71.) und Felix Krause (73.) verkürzten auf 3:4. In der 81. Minute traf Stefan Ronneburg nur den Pfosten. Statt des Ausgleichs musste Sandersdorf nach einem Konter aber das letztlich spielentscheidende Gegentor hinnehmen (84.).
Nur auf Fußball konzentrieren
Tim Hoffmann und Alexander Schmitt schlurften in Richtung Kabine. Das Kapitel Union Sandersdorf ist für die beiden 20-Jährigen also abgeschlossen. Sie werden das Jahr in guter Erinnerung behalten. „Ich habe mich hier wohl gefühlt“, sagt Schmitt, der gemeinsam mit Hoffmann vom Halleschen FC kam. „Mich hat das Jahr weitergebracht, weil im Männerfußball auch andere Dinge gefordert sind“, resümiert Hoffmann. Körperlich haben die beiden in der Rückrunde, im Vergleich zur Hinrunde, einen Sprung gemacht.
Doch es war für Schmitt und Hoffmann eigentlich schon im letzten Sommer klar, dass Union Sandersdorf nur eine Zwischenstation sein sollte. Beide wollen versuchen, in den bezahlten Fußball zu kommen. „Ich bin 20, es ist noch alles offen“, sagt Tim Hoffmann. Er will sich in der kommenden Saison komplett auf den Fußball konzentrieren. „Ich werde mein Bestes geben und dann werde ich sehen, wie es weitergeht“, sagt er unbekümmert. Wo er den nächsten Schritt machen will, weiß er aber noch nicht. Feststeht, dass er zurück in seine Heimatstadt Berlin zieht. „Ich will zurück zur Familie, das ist mir wichtig. Und in Berlin gibt es genug Möglichkeiten. Ich denke, ich werde bei einem Oberligisten unterkommen“, sagt Hoffmann.
Union Sandersdorf hätte mit einem Sieg in Jena die Saison als Fünfter beenden können. Stattdessen büßte die Mannschaft den sechsten Platz ein und steht in der Abschlusstabelle auf dem siebten Rang.
Möglich war das, weil der VfL Halle 96 etwas überraschend mit 3:2 auswärts gegen den FC Einheit Rudolstadt gewann. Halle und Sandersdorf haben jeweils 43 Punkte gesammelt, der VfL hat aber das bessere Torverhältnis.
Der TV Askania Bernburg verpasste es indes, sich zu verbessern. Die Askanen bleiben nach dem 1:3 gegen Plauen Elfter.
Alexander Schmitt weiß hingegen schon, für welchen Verein er spielen wird. Der vielseitig einsetzbare Mittelfeldspieler wechselt zu Regionalligist TSG Neustrelitz. Dort übernimmt Benjamin Duray das Traineramt. Duray war mal Schmitts Nachwuchstrainer beim HFC. „Wir haben Kontakt aufgenommen, ich bin nach Neustrelitz gefahren und habe mir alles angeguckt. Das Gespräch war gut und dann waren wir uns schnell einig“, fasst Schmitt seine Entscheidungsfindung zusammen. Auch er wird sich in der kommenden Saison nur auf den Fußball konzentrieren. Auf ihn warten sechs bis sieben Trainingseinheiten pro Woche.
Der Traum vom Profifußball: Alexander Schmitt und Tim Hoffmann haben ihn noch nicht ausgeträumt. (mz)
