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Opfer des Nationalsozialismus Stoplersteine in Aken: Auch in der Elbestadt soll an Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden

Von Matthias Bartl 23.02.2017, 10:57
Ein furchtbares Schicksal hat die Akener Familie Wilkenfeld in der Zeit des Nationalsozialismus in Aken durchlitten. Zwei Mitglieder überlebten nur, weil es ihnen gelang, außer Landes zu kommen - drei weitere starben im Ghetto oder im Vernichtungslager. Auch an ihr Leben soll demnächst in Aken mit Stolpersteinen erinnert werden.
Ein furchtbares Schicksal hat die Akener Familie Wilkenfeld in der Zeit des Nationalsozialismus in Aken durchlitten. Zwei Mitglieder überlebten nur, weil es ihnen gelang, außer Landes zu kommen - drei weitere starben im Ghetto oder im Vernichtungslager. Auch an ihr Leben soll demnächst in Aken mit Stolpersteinen erinnert werden. Heiko Rebsch

Aken - Sieben Steine sollen es sein. Wenigstens für den Anfang. Und anfangen will man - auch wenn man sich zeitlich nicht unter Druck setzt - möglichst bald in Aken - die Initiative „Stolpern in Aken“ hat auf alle Fälle die ersten Mosaiksteinchen dafür zusammengetragen, dass auch in der Elbestadt bald Stolpersteine an ehemalige Einwohner erinnern, die Opfer der Nazibarbarei wurden.

Nicht nur an jüdische Opfer soll mit den Stolpersteinen erinnert werden

Beim zweiten Treffen der Initiative, die im Jugendzentrum „Nomansland“ stattfand, war man sich im kleinen Kreis auch schnell darüber einig, an wen die ersten Stolpersteine erinnern sollen: an Mitglieder der jüdischen Familie Wilkenfeld, an den Kommunisten Karl Falkenberg und an Friedrich Franz Zeibig, der als so genannter Bibelforscher (richtigerweise „Zeugen Jehovas“) ins Fadenkreuz der braunen Mörder geraten war.

Es sei nicht so, erklärt Jana Müller von der Initiative, dass die Aktion ausschließlich an jüdische Opfer erinnere. Die Nazis hätten viele Menschen und Gruppen zu Opfern ihrer Politik gemacht.

Fünf Stolpersteine sollen in Aken an die Familie Wilkenfeld erinnern

Wichtige Vorarbeit, ehe man überhaupt Stolpersteine verlegen kann, ist das Sammeln von belegbaren Opferdaten. Jana Müller, die im Kern zu der Verfolgung von Sinti und Roma forscht, hat in Bad Arolsen, wo sich das größte Archiv zu den Opfern des Dritten Reiches befindet, Untersuchungen zu mehreren Naziopfern aus Aken angestellt und zahlreiche hilfreiche Dokumente gefunden - ohne Fakten keine Steine.

Fünf Steine sollen künftig in Aken an die Familie Wilkenfeld erinnern, deren tragisches Schicksal noch heute sprachlos macht. Während Sohn Gerhard Wilkenfeld mit elf Jahren nach Palästina reisen konnte und Vater Isidor Wilkenfeld die Flucht gelang, scheiterte das Bemühen, Gittel, Berta und Norbert Wilkenfeld aus Deutschland herauszuholen.

Sie wurden 1942 ins Warschauer Ghetto deportiert und dort oder im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Zwei weitere Steine werden verlegt für den im Konzentrationslager Groß Rosen ermordeten Karl Falkenberg (nach dem in Aken auch mal eine Straße benannt war) und für Friedrich Franz Zeibig, der in Sachsenhausen den Tod fand.

Noch viel Arbeit, bis die Stolpersteine in Aken verlegt werden können

Auf die Initiative kommt in den nächsten Wochen viel Arbeit zu: Man muss die geplante Verlegung der Stolpersteine bei dem Künstler Gunter Demnig, der die Aktion ins Leben gerufen hat, anmelden. Man muss mit den Akenern sprechen, vor deren Wohnhäusern die Steine verlegt werden sollen und man muss die Spendenaktion zur Finanzierung der Steine und der Verlegung vorbereiten. Und sich Gedanken darüber machen, wie die Aktion in Aken fortgesetzt wird - denn Opfer, deren Schicksal man mit Hilfe der Stolpersteine dem Vergessen entreißen will, gibt es auch in Aken noch einige mehr. (mz)

Im Jahr 1996 hat der Berliner Künstler Günter Demnig zum ersten Mal einen Stolperstein verlegt - in Berlin-Kreuzberg, quasi illegal, weil ungenehmigt. Erst hinterher wurde die Verlegung legalisiert.

Mit dem Kunstprojekt wird an die Opfer der Naziherrschaft erinnert - kleine, in den Gehweg verlegte Gedenktafeln zeigen die Namen von Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Mit den Stolpersteinen wird den Opfern, die im KZ zur Nummer degradiert wurden, der Name zurückgegeben.

In den zurückliegenden Jahren sind über 56.000 Stolpersteine verlegt worden, nicht nur in deutschen Städten, sondern auch 21 weiteren europäischen Staaten. Auch in Köthen gibt es bereits mehrere Stolpersteine. (mz/mb)