Kohle-Millionen Nach den ersten Förderbescheiden legt der Landkreis Anhalt-Bitterfeld gewaltig nach
Die Entwickluns- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft stellt weitere Projekte vor, die in den Genuss des Geldes kommen sollen. Es geht um viele Millionen Euro.

Köthen/MZ - Die ersten Fördermittelbescheide sind vor knapp acht Wochen vergeben worden. Die Stadt Köthen kam in den Genuss von 19 Millionen Euro für die Entwicklung eines neuen Gewerbegebietes an der bis zur Realisierung dann hoffentlich auch wirklich prestigeträchtigen, weil befahrbaren B6n (die MZ berichtete). Drei Jahre hat die Kreisstadt nun Zeit, um das Nötige in die Wege zu leiten, damit die Fördermittel aus dem Strukturstärkungsgesetz des Bundes nicht wieder zurückgezahlt werden müssen. „Wir müssen nun zügig Eigentümer dieses Grundstückes werden. Wenn wir das in diesem Jahr mit allen Formalitäten noch über die Bühne bekommen, wäre ich zufrieden“, sagt Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild (parteilos).
Weil der Landkreis Anhalt-Bitterfeld aber möglichst viele Projekte in den Genuss der sogenannten Kohle-Millionen bringen will, arbeitet die Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft fieberhaft an den nächsten Projekten. In dieser Woche empfing Landrat Andy Grabner (CDU) deshalb den Staatssekretär für Strukturwandel und Großansiedlungen in der Staatskanzlei von Sachsen-Anhalt, Jürgen Ude, zu einem Informationsgespräch über den aktuellen Stand weiterer Vorschläge aus dem Landkreis. Und da hatten EWG-Geschäftsführerin Elena Herzel und ihre Projektleiterin Theresa Rienäcker eine ganze Menge zu bieten.
187 Millionen Euro an Wert
Insgesamt acht Projekte mit einem Wertumfang 187 Millionen Euro sind da in Vorbereitung. „Einige von ihnen auch schon so weit, dass wir den Landrat noch in diesem Jahr vielleicht zum ersten Spatenstich einladen könnten, wie zum Beispiel die ,Generationsübergreifende Quartierentwicklung Neu-Muldenstein’ oder den ,Ortsverbindenden Radweg Zscherndorf - Bitterfeld’, das mit 550.000 Euro sparsamste unter den acht Objekten, die wir aktuell vorgestellt haben“, erklärt Elena Herzel. Sie und ihr Team arbeiten seit 2017 auf diesem Gebiet und haben im Jahr 2021 einen Steuerkreis gegründet, in dem Vertreter aller Städte und Kommunen des Landkreises mitberaten. „Wir bereiten sehr große Projekte wie zum Beispiel den Neubau eines innovativen Bildungszentrums Mitteldeutschland in Wolfen-Bitterfeld mit 75 Millionen Euro vor, aber auch kleinere wie das städtische Zentrum Raguhn-Jeßnitz oder das Familienzentrum Kleinpaschleben. Für die kleineren Orte sind diese Projekte der Nabel der Welt“, erklärt Elena Herzel.
Problematische Altersstruktur
Staatssekretär Ude stimmt ihr bei. „Geld ist in solchen Fällen nicht alles. Es geht auch um Ansiedlungen, es geht um Fachkräfte, die in die Region kommen und hier bleiben sollen“, sagt er. EWG-Projektleiterin Theresa Rienäcker erläutert die Problematik, die bei jedem der einzureichenden Vorschläge beachtet werden muss. „Wir haben keine Kohlegrube mehr, die geschlossen wird. Aber wir haben einen Arbeits- und Fachkräftemangel, eine vererbte Arbeitslosigkeit und eine problematische Altersstruktur als Spätfolge des Strukturbruchs in den 90er Jahren“, erklärt sie. Schließlich gab es im Landkreis Anhalt-Bitterfeld früher nicht nur den Braunkohleabbau, sondern auch zahlreiche Betriebe, die als Zulieferer für die riesigen Tagebaue gearbeitet haben, wie zum Beispiel der Kranbau und auch der Kesselbau in Köthen.
Auf der Liste der aktuellen Vorhaben steht auch das Zukunftsquartier Rüsternbreite in Köthen, für das jetzt die Planungsunterlagen öffentlich ausliegen. Dieses vereint genau das, was die Förderungskriterien fordern: attraktive Wohnungen, Chancen zu Bildung und Forschung sowie eine moderne Infrastruktur. Von 2023 bis 2029 soll das umgesetzt werden.