1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Anhalt-Bitterfeld
  6. >
  7. Eigentümer verteidigt Solarpark in Köckern: Hans-Martin Oettinger im Interview: Bürger kritisieren geplanten Solarpark beim Landschaftssee Köckern

Eigentümer verteidigt Solarpark in Köckern Hans-Martin Oettinger im Interview: Bürger kritisieren geplanten Solarpark beim Landschaftssee Köckern

18.04.2016, 17:21
Die Kritiker: Die Bürgerinitiative gegen den Solarpark führt den Protest auch mit einer Liedzeile aus den 80ern, wie hier in Ramsin zu lesen ist. In dem Musikstück geht es um das Thema Umweltzerstörung.
Die Kritiker: Die Bürgerinitiative gegen den Solarpark führt den Protest auch mit einer Liedzeile aus den 80ern, wie hier in Ramsin zu lesen ist. In dem Musikstück geht es um das Thema Umweltzerstörung. André Kehrer

Köckern - Bei den Diskussionen zum geplanten Solarpark am Landschaftssee Köckern fällt immer wieder der Name Hans-Martin Öttinger. Dem 51-jährigen Geschäftsführer der Blausee GmbH gehören seit Anfang des Jahres 95 Hektar rund um das Forstgut Köckern. MZ-Redakteur Stefan Schröter hat nun bei dem Geschäftsmann und Förster aus Baden-Württemberg angerufen, um über dessen Absichten zu reden.

Herr Oettinger, warum haben Sie die Flächen am Forstgut gekauft?

Oettinger: Das Land will ich meinen Kindern einmal vermachen, es soll auch unsere Altersvorsorge sein. Die Flächen hat die Kinderwald GmbH gekauft, dessen Geschäftsführer ich bin. Der Name Kinderwald steht symbolisch für die vielen Bäume, die wir pflanzen.

Nun lassen Sie dort ein Solarfeld planen

Archiv

Hans-Martin Oettinger

Oettinger: Ich will den Standort wiederbeleben. Seit kurzem sind auch wieder Leute in das Forstgut eingezogen. Aber die Entwicklung kostet Geld. Das Solarfeld ist eine Möglichkeit, Einnahmen zu schaffen. Zudem: Es stinkt nicht, es knattert nicht. Und es entsteht ja nur auf rund einem Fünftel meiner Flächen.

Einem Fünftel? Das Solarfeld besitzt einen Planungsbereich von 43 Hektar. Das ist deutlich mehr als ein Fünftel.

Oettinger: Das Solarfeld würde nicht nur auf meinem Eigentum stehen. Ich habe für diese Zwecke lediglich 21 Hektar verpachtet. Die übrigen Flächen gehören einem anderen Gewerbetreibenden aus der Stadt.

Nun gibt es eine Bürgerinitiative gegen das Projekt. Hätten Sie damit gerechnet?

Oettinger: Auf den Gegenwind waren wir ehrlich gesagt nicht vorbereitet. Und sollte es tatsächlich zu einem Bürgerentscheid kommen, dann können wir das Vorhaben vergessen. Wir können und wollen nichts gegen den Willen einer Stadt durchsetzen.

Abgesehen davon würde uns die Zeit davonlaufen. Wir wollten bis Ende des Jahres ans Netz gehen mit dem Solarpark. Ansonsten sinkt die Einspeisevergütung wieder und dann ist die Frage, ob sich das Projekt für den Investor noch rechnet.

Wie geht es weiter?

Und was passiert, wenn das Solarfeld nicht klappt?

Oettinger: Es wird sich in jedem Fall etwas ändern. Und das wird verbunden sein mit Einschränkungen der öffentlichen Nutzbarkeit. Alternativen zum Solarfeld sind zum Beispiel eine extensive Tierhaltung. Mütterkühe, Schafe oder Gänse würden sich anbieten, oder Pferde. Aber selbst für Aufforstmaßnahmen müssten wir Zäune setzen. Ansonsten würden viele Bäume nicht wachsen können.

Bei der Stadtratssitzung kamen die Tierhaltungs-Ideen auch zur Sprache. Einige fühlen sich dadurch erpresst. Was sagen Sie dazu?

Oettinger: Ich will niemanden erpressen. Fakt ist aber, dass sich bei der Bewirtschaftung der Flächen etwas ändert. Und am Ende muss ich wählen, was an Alternativen übrig bleibt. Letztlich ist es doch so: Die Stadt bekommt für das Solarfeld ein Vielfaches an Geld, was ich als Pacht erhalte.

Es gibt Hinweise, dass am Landschaftssee bereits Bäume gefällt wurden.

Oettinger: Im vorderen Bereich wurde die Kiefer schon etwas ausgedünnt, da waren ein paar Leute im Einsatz. Das lief ein bisschen unglücklich. Aber der Projektplaner wollte Zeit gewinnen. Und ein Teil der Bäume hätte sowieso fallen müssen.

Das Solarfeld würde aber nur zu einem kleinen Teil in den von der LMBV aufgeforsteten Bereichen stehen. Dort sind die Bäume aber nach 15 Jahren nur vereinzelt angewachsen und erst kniehoch. Meine eigenen Aufforstungen vom letzten Frühjahr – 6.000 Pflanzen - sind leider auch zu 95 Prozent vertrocknet.

Wie geht es nun weiter?

Oettinger: Ich habe mich mit dem Projektplaner auf einen Kompromiss verständigt. Das Solarfeld würde damit nur noch halb so groß werden wie bisher. Das ist ein letzter Versuch, das Projekt zu retten. Nur auf Konfrontation zu gehen ist nicht gut. Allerdings reden wir hier auch von Privatgelände. Da ist es nicht selbstverständlich, dass man sich frei bewegen kann. Aus dieser Sicht finde ich die Diskussion durchaus ein wenig anmaßend. (mz)

Hans-Martin Oettinger
Hans-Martin Oettinger
Archiv