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Handball-Oberliga Handball-Oberliga: Rückkehr nach drei Jahren

Von Marcus Bräuer 27.04.2014, 16:52
3. Liga, wir kommen! Riesenstimmung, tolle Tore, grenzenloser Jubel!
3. Liga, wir kommen! Riesenstimmung, tolle Tore, grenzenloser Jubel! Heiko Rebsch Lizenz

Köthen/MZ - Es gibt diese Geschichten von Sportmannschaften, die im Moment der größten Möglichkeit Angst vor der eigenen Courage bekommen. Abstiege wurden so besiegelt, Meisterschaften verspielt. Die HG 85 Köthen hatte keine Angst vor der eigenen Courage. In keiner Sekunde. Sie gewann gegen den HC Einheit Plauen mit 40:28 und machte die Meisterschaft in der Mitteldeutschen Oberliga auf beeindruckende Art und Weise perfekt.

Sollte irgendeiner in der ausverkauften Heinz-Fricke-Halle noch einen leisen Zweifel geäußert haben, sollte dieser spätestens in der 22. Spielminute verflogen sein. Was Köthen in dieser Szene spielte, war geduldig, überlegt, brillant und auch rotzfrech. Der Spielaufbau zog sich hin, so recht war keine Lücke zu erkennen. Und plötzlich machte Denny Friedl zwei Schritte nach vorn, band zwei Gegenspieler und passte den Ball hinter dem Rücken zu Linksaußen Florian Lampe, der völlig blank stand. Das Raunen in der Halle ging in lauten Jubel über, als Lampe vollendete.

Nein, diese Mannschaft würde sich die Meisterschaft nicht mehr nehmen lassen. Zu fokussiert war jeder einzelne Spieler. Die kampfstarken, jedoch technisch und taktisch limitierten Gäste aus Plauen, waren chancenlos.

Sieg im drittliga-reifen Rahmen

Als das Spiel vorbei war und die erste Reihe an Gratulanten an Bodo Kreutzmann vorbei gezogen war, wurde er gefragt, wie viel Druck von ihm gefallen sei. Der HG-Trainer sagte: „Druck war sicher da, aber wir waren uns vor dem Spiel sicher, dass wir die Meisterschaft perfekt machen.“ Kein Zweifel, kein Grübeln. Das Training wäre wie immer gewesen. Die Mannschaft wusste, dass sie sich nur selbst schlagen konnte. Eines war dann aber doch anders. „Wir haben im Training natürlich über die Bedeutung dieses Spiels gesprochen“, so Kreutzmann.

Neunzehn Spielzeiten ist der letzte Aufstieg her. 1995/96 war das, unter dem damaligen Trainer Heinz Prokop. Prokop saß am Sonnabend in der Halle neben HG-Präsident Andreas Auerbach und freute sich sichtlich, dass es zurück in die dritthöchste Spielklasse geht.

Einer, der schon eine halbe Ewigkeit Handball in Köthen spielt, war damals noch zu jung. Für Kapitän René Uelsmann war es der erste Aufstieg seiner sportlichen Laufbahn. „Das ist etwas ganz Besonderes. Der Abstieg vor drei Jahren tat weh, jetzt sind wir zurück. Das ist ein wunderschönes Gefühl“, sagte Uelsmann.

Wunderschön war auch der Rahmen dieses Spiels. Ein Festzelt wurde aufgestellt, Musikanten sorgten vor, während und nach dem Spiel für Stimmung. Das Ambiente und die Fans waren drittliga-reif, Konfetti flog, es wurde gesungen, angefeuert, gelitten, gefeiert. „Das sind die Fans, die wir brauchen und ich hoffe, das entwickelt sich so weiter“, sagte Bodo Kreutzmann: „Dann können wir in der nächsten Saison zu Hause für die eine oder andere Überraschung sorgen.“

Später, auf der Pressekonferenz, gab Kreutzmann schon einen kleinen Ausblick auf das, was auf die Mannschaft zukommen wird. „Wir können immer etwas besser machen“, sagte er. Und: „Wir werden das Training intensivieren müssen, denn wir wollen die 3. Liga mit allem, was uns zur Verfügung steht, halten.“ Der Satz war gerade gesagt, da begoss René Uelsmann seinen Trainer mit einem Eimer Bier. Vielleicht ein Zeichen der Mannschaft, dass er sich über mehr Training bitte erst ab Montag Gedanken machen solle.

„Jetzt geht die Arbeit los“

Da es gleichzeitig das letzte Heimspiel der Saison war, stellte sich traditionell auch Andreas Auerbach vor das Mikrofon. Der Präsident war nicht überschwänglich, er freute sich nach innen. Es war eine gute Saison, sagte er, mit einigem Auf und Ab, mit zahlreichen Verletzungen. „Der Sieg in Halle, dass war das Spiel des Lebens“, sagte er. Dies sei der Grundstein für die Meisterschaft gewesen.

Auerbach machte aber auch in der Stunde des großen Triumphes deutlich, dass die kommende Aufgabe schwerer nicht sein könnte. „Jetzt geht die Arbeit los“, sagte er: „Wir müssen es schaffen, mit nur etwas mehr Etat eine Mannschaft zusammen zu stellen, die qualitativ besser ist.“ Die Spieler hörten genau hin. Vielleicht kam der eine oder andere auf die Idee, dem Präsidenten nach diesem Satz einen Eimer Bier über den Kopf zu schütten. „Nicht heute, Präsident, erst ab Montag.“ Es tat keiner, Auerbach verließ das Rednerpult trocken.

Die HG 85 Köthen machte durch den 40:28-Sieg gegen den HC Einheit Plauen die Meisterschaft in der Mitteldeutschen Oberliga und damit verbunden den Aufstieg in die 3. Liga perfekt.
Die HG 85 Köthen machte durch den 40:28-Sieg gegen den HC Einheit Plauen die Meisterschaft in der Mitteldeutschen Oberliga und damit verbunden den Aufstieg in die 3. Liga perfekt.
Heiko Rebsch Lizenz
Zwei Minuten vor dem Spielende gaben die Fans stehende Ovationen.
Zwei Minuten vor dem Spielende gaben die Fans stehende Ovationen.
Heiko Rebsch Lizenz