Handball-Oberliga Handball-Oberliga: Alles ok bei der HG Köthen

Köthen/MZ - Steven Just wurde nach rechts geschleudert, nach links geschleudert, an ihm wurde gezerrt, er wurde gestoßen - und immer, wenn es überstanden war, lächelte er kurz. Patrick Heddrich grinste auch. Da Just Rechtsaußen ist und Heddrich Linksaußen, hatten es die beiden am Sonnabend beim Spiel der HG 85 Köthen gegen TuS Radis über volle 60 Minuten miteinander zu tun. Im Angriff und in der Abwehr. Es tat manchmal schon beim Hinsehen weh, so hart spielten beide gegeneinander. Aber immer wenn das Spiel kurz unterbrochen war, gab es ein Signal der beiden: Alles Ok.
Privat-Duell der Außenspieler
Mehr als Ok war für die Köthener der Ausgang des Spiels. Die HG 85 setzte sich mit 29:24 durch. Und da der HC Einheit Halle sein Auswärtsspiel gegen die HSG Freiberg verlor (31:36), steht das Team aus der Bachstadt wieder auf dem ersten Platz der Mitteldeutschen Oberliga.
Steven Just trug drei Tore zu diesem Erfolg bei. Damit blieb er etwas unter seinem Saisonschnitt. Aber auch Patrick Heddrich traf diesmal nicht so, wie sonst (5). Die beiden rieben sich gegenseitig auf. „Das macht Spaß gegen Peppi“, sagte Steven Just nach der Partie. Just kennt Heddrich seit Jahren. Als Just mit dem Handballspielen anfing, galt Heddrich schon als großes Talent. Beide spielten in Dessau. Just sah häufig zu, wenn Heddrich in der zweiten Liga seine Tore warf. „Ich habe immer etwas zu ihm aufgeschaut“, sagte Steven Just: „Wenn wir gegeneinander spielen, ist das immer ein Privat-Duell.“
Das Duell Just gegen Heddrich war beispielhaft für die Partie. Es ging intensiv zu in der Köthener Heinz-Fricke-Halle. Radis hatte viele Fans mitgebracht, die stimmungsvoll jede Schiedsrichter-Entscheidung kommentierten. Die Köthener Anhänger standen diesmal aber in nichts nach, was HG-Trainer Bodo Kreutzmann auf der Pressekonferenz lobend hervorhob.
HG 85 Köthen - TuS Radis 29:24 (15:13)
Sebastian Loske, Phil Döhler, Harald Feuchtmann (7/7), Martin Lux (6), Florian Lampe (4), Steven Just (3), René Uelsmann (3), Max Ziemann (3), Svajunas Kairis (2), Denny Friedl (1), Robert Kreller
HG 85 Köthen: 7/7
TuS Radis: 3/3
HG 85 Köthen: 3
TuS Radis: 6
(Rote Karte Cristian Telehuz, 49.)
Die Ergebniskrise des HC Einheit Halle geht weiter. Das Team verlor bei der HSG Freiberg mit 31:36 und damit auch die Tabellenführung in der Mitteldeutschen Oberliga. Auch der SV Oebisfelde ließ Federn, unterlag zu Hause dem HC Burgenland mit 34:35.
Ralf Stojan, der frühere Köthener und jetzige Radiser Spielertrainer, hatte vor der Partie gesagt, dass man Köthen im Aufstiegskampf durchaus ein Bein stellen wolle. Und über weite Strecken konnte seine Mannschaft diesem Anspruch auch gerecht werden. „Wir haben eine starke Leistung gegen ein Topteam gezeigt und ich denke, dass Köthen schon ein bisschen Muffensausen hatte“, sagte Stojan.
Köthen führte zur Halbzeitpause mit 15:13. Dass es so knapp war, hatte nicht nur mit Radis zu tun. Die HG 85 leistete sich schlicht zu viele Fehler im Angriff. „Wir haben es verpasst, uns frühzeitig abzusetzen“, schätzte Trainer Kreutzmann rückblickend ein. Radis, das eine ähnliche, auf Konter und schnelles Spiel ausgelegte Philosophie verfolgt, nutzte diese Fehler aus.
Rote Karte als Knackpunkt
Auch im zweiten Durchgang blieb das so. Köthen gelangen in elf Minuten nach Wiederbeginn nur vier Tore, so dass sich Radis in Führung setzen konnte (19:21, 41.). „Wir haben dann aber kämpferische Qualitäten dagegen gesetzt“, so Kreutzmann. Zudem hatte Torwart Phil Döhler ab Mitte der zweiten Halbzeit eine ganz starke Phase.
Die Situation, die Ralf Stojan später als „Knackpunkt für den Ausgang“ des Spiels sah, ereignete sich in der 49. Minute. Martin Lux war aus dem Rückraum hochgestiegen und erzielte eines seiner sechs Tore, als er von Cristian Telehuz einen Schlag ins Gesicht bekam. Die Schiedsrichter berieten kurz und zeigten dem Radiser Kreisläufer folgerichtig die Rote Karte.
Damit fehlte Radis der Leuchtturm am Kreis und ein wichtiger Baustein in der Abwehr. Köthen wusste diesen Vorteil zu nutzen, baute überlegt den Vorsprung aus und gewann letztlich souverän.