1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Anhalt-Bitterfeld
  6. >
  7. Handball: Handball: Kein Überraschungseffekt mehr

Handball Handball: Kein Überraschungseffekt mehr

Von Marcus Bräuer 08.03.2012, 17:17

Köthen/MZ. - Harald Moritz ist schon lange im Handball tätig. Seit den 50er Jahren, um genau zu sein. Daher überrascht ihn wenig. "Es war von vorne herein klar, dass wir gegen den Abstieg spielen", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Landessportverein (kurz LSV) Ziegelheim. Daher ist auch nach dem Abrutschen auf den drittletzten Tabellenplatz der Mitteldeutschen Oberliga die Stimmung nicht schlecht. "Die Mannschaft weiß, dass es in jedem Spiel schwer wird", so Moritz, dessen Sohn Steffen Spielertrainer beim Team aus Thüringen ist.

Für das morgige Spiel bei der HG 85 Köthen (19 Uhr, Heinz-Fricke-Sporthalle) rechnet sich Moritz nichts aus. "Wir sind schon im Hinspiel mit Köthen nicht zu Rande gekommen." Damals siegte die HG mit 26:21. Punkte gegen den Abstieg müssten gegen andere Teams geholt werden. Mario Schellbach, seines Zeichens mit Traineraufgaben bei der HG 85 betraut, überrascht die Zurückhaltung des Ziegelheimer Vorstandsmitglieds, die einer sportlichen Kapitulation im Vorfeld gleichkommt, nicht. "Es wäre etwas frech von Ziegelheim, wenn sie sich etwas gegen uns ausrechnen würden", sagt Schellbach.

Selbstbewusst wie eh und je - die HG läuft auch nach der Niederlage in Staßfurt (23:26) nicht Gefahr, an sich zu zweifeln. Warum auch. Schellbach sieht es wie sein Trainerkollege Ralf Stojan und die Spieler: "Wir waren mal reif, haben Federn gelassen." Aber die Motivation sei nach wie vor hoch. "Erstens spielen wir zu Hause, wo wir unseren Fans einen Sieg schenken möchten", sagt Schellbach, "und zweitens wollen wir uns nicht nachsagen lassen, im Abstiegskampf jemanden bevorteilt zu haben." Ziegelheim, Wolfen, und Halle stehen derzeit auf den Plätzen zwölf, elf und zehn - alle drei Teams sind noch in Köthen zu Gast. "Wir wollen aus diesen Spielen sechs Punkte holen. Die sollen den Abstieg mal schön unter sich ausmachen", so Schellbach.

Damit, dass die HSG Wolfen in den letzten Wochen eine Siegesserie gestartet hat und den LSV Ziegelheim auf den Abstiegsplatz drängte, hat Harald Moritz nicht gerechnet. Dass sein Team nach dem siebten Platz in der Abschlusstabelle in der Mitteldeutschen Oberliga der Saison 2010 / 11 es in dieser Spielzeit schwerer haben würde schon. "Jeder hat nun schon mehrmals gegen uns gespielt und auf Video gesehen", sagt Moritz, "der Überraschungseffekt ist weg." Und um die Gegner neu zu verblüffen, fehlen dem LSV die finanziellen Möglichkeiten. Bleibt also nur, den bewährten Kräften zu vertrauen und den Fokus auf den Nachwuchs zu lenken. "Sehen sie", sagt Moritz, "Dresden hat sich sechs neue Spieler geholt, aber kein Dresdner ist dabei. Wir müssen einen anderen Weg gehen."

Wenn dieser Weg letztlich zurück in die Thüringenliga führt, wäre das zwar nicht schön, aber auch nicht tragisch. "Wir sind ein Handballdorf mit Feierabendspielern, die in der Woche nur zwei Mal trainieren. Wir haben es vor einigen Jahren nicht für möglich gehalten, dass wir vor Apolda und Ronneburg stehen", sagt Moritz stolz. Und das man eine der treusten Fangemeinschaften hat. Ein weiteres Jahr in der Mitteldeutschen Oberliga "käme einer Sensation gleich."

Samstag Abend wird Harald Moritz in der Nähe der Spielerbank stehen. Bei einem aussichtslosen Spiel muss man erst recht zusammen halten. Dass sich da die HG da mal nicht einlullen lässt.