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Handball Handball: Das falsche Ende

Von Marcus Bräuer 04.03.2013, 18:40
Robin John (grün) machte eines seiner besten Spiele für die HG 85 Köthen.
Robin John (grün) machte eines seiner besten Spiele für die HG 85 Köthen. Heiko Rebsch Lizenz

Köthen/MZ - Wenn ein Handballspiel 28:29 endet, dann haben es Kleinigkeiten entschieden. Da mal ein Fehlwurf, dort ein Fehlpass, hier eine schwache Deckungs-Situation. Man kann aber in den seltensten Fällen den einen - und sonst keinen - Grund benennen, der ein Spiel zugunsten oder -ungunsten entschieden hat.

Als das Spitzenspiel der Mitteldeutschen Oberliga zwischen der HG 85 Köthen und dem HSV Bad Blankenburg eben mit anfangs erwähntem knappem Ergebnis geendet hatte, ärgerten sich die Köthener Anhänger vor allem über die Zeitspiel-Auslegung der beiden Unparteiischen. Und vielleicht war auch genau eine Situation, in der Zeitspiel angezeigt war, letztlich spielentscheidend, auch wenn sie bereits in der 41. Minute passierte. Köthen lag zu diesem Zeitpunkt 19:20 zurück, als die Schiedsrichter bei einem Bad Blankenburger Angriff den Arm hoben. Die Überlieferungen schwanken, wie oft sich die HSV-Spieler dann noch den Ball zuspielen durften. Fünfmal, sechsmal - manche wollten sogar sieben Pässe gesehen haben. Schließlich ertönte auch ein Pfiff. Aber nicht, um Köthen den Ballbesitz zuzusprechen, sondern Köthens Spieler Christian Lingk mit seiner zweiten Zeitstrafe vom Feld zu schicken. Er hatte Ivo Havel erst im Kreis gestoppt. Lingk sagte dann noch etwas, was den Unparteiischen ohne zu zögern dazu veranlasste, ihm gleich die dritte Zeitstrafe hinterherzugeben. Rot für Lingk, vier Minuten Unterzahl für die HG.

Wenig Fingerspitzengefühl

Was Lingk wirklich sagte, wissen nur er und der Schiedsrichter. René Uelsmann, Köthens Kapitän, der nicht weit weg stand, hatte nichts Unflätiges gehört. „Er hat gesagt, dass es Zeitspiel war. Und damit hatte er auch recht“, so Uelsmann. Sollte es wirklich nur der, sicher dann sehr emotionale, aber inhaltlich harmlose Hinweis gewesen sein, hat es der Schiedsrichter an Fingerspitzengefühl vermissen lassen. Denn Köthen hatte ab diesem Zeitpunkt nur noch acht Feldspieler zur Verfügung, inklusive Spielertrainer Ralf Stojan.

Viele Ausfälle

Während der Woche war schon klar gewesen, dass Svajunas Kairis aufgrund einer Lungenentzündung nicht mitspielen würde. Zudem bekam Torhüter Sebastian Loske nach einer Konfrontation mit einem Ordner beim Spiel gegen die HSG Wolfen eine Sperre von einem Spiel aufgebrummt. Steffen Oppenheimer, der dafür 60 Minuten zwischen den Pfosten stand, hatte nicht seinen besten Tag, was aber auch daran lag, dass er sich nach zehn Minuten bei einer Abwehraktion den Rücken verdreht hatte. In der Halbzeitpause musste er behandelt werden. Wenn man dann auch noch erfuhr, dass Robin John sich am Mittwoch beim Training eine Prellung im Lendenwirbelbereich zugezogen hatte, mutete es heldenhaft an, wie sich die HG 85 Köthen gegen die quantitativ viel stärker besetzten Bad Blankenburger aus der Affäre zog.

Keine Ausreden

Es wurde früh deutlich, dass die Mannschaft keine Ausreden suchen wollte. Es galt, sich für die Hinspiel-Niederlage (21:28) und die Derby-Pleite gegen die HSG Wolfen zu rehabilitieren. „Wir haben das gezeigt, was wir angekündigt hatten“, sagte ein stolzer Ralf Stojan: „Es ist aber sehr schade, dass wir nicht belohnt wurden.“ In der ersten Halbzeit führte Köthen mehrfach mit einem Tor, zur Halbzeitpause lag jedoch Bad Blankenburg vorn (14:13). Nachdem Christian Lingk mit Rot vom Platz geflogen war und wenig später Stojan mit einer Zeitstrafe belegt wurde, zog der HSV auf 24:20 davon. Doch Robin, Steven Just und Denny Friedl gelang mit ihren Toren die Aufholjagd und drei Mal der Ausgleich (26:26, 27:27, 28:28). „Eigentlich müssen wir es dann gewinnen“, meinte Kapitän Uelsmann.

Es wäre von der Dramaturgie her das richtige Endergebnis gewesen. Doch Bad Blankenburg ließ das kalt. Erik Merkel traf zum 29:28. „Es war ein hartes Stück Arbeit und ich bis sehr froh“, sagte Bad Blankenburgs Strippenzieher Juraj Niznan.