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Goldener Spatz Goldenen Spatz: Von der Schulbank in den Kinosessel

Von Sylke Hermann 06.06.2016, 09:55
Robert Warmuth aus Libbesdorf ist Mitglied der Kinderjury beim Kinderfilmfestival „Goldener Spatz“.
Robert Warmuth aus Libbesdorf ist Mitglied der Kinderjury beim Kinderfilmfestival „Goldener Spatz“. Heiko Rebsch

Libbesdorf - Josefine aus Hamburg, Helena aus Mülheim an der Ruhr, Timm aus dem belgischen Eupen, Sarina aus dem Fürstentum Liechtenstein, Jonathan aus Bruneck in Südtirol, Zoe aus Berlin – und Robert aus Libbesdorf, Einheitsgemeinde Osternienburger Land. Robert ist dabei. Robert Warmuth ist die Stimme Sachsen-Anhalts beim Kinderfilmfestival Goldener Spatz. Der einzige aus dem Bundesland, der in der Kinderjury sitzt.

Das erste Mal in der Jury

Am Samstagnachmittag sitzt Robert im Zug von Leipzig nach Erfurt. Ohne seine Eltern. Nicht das erste Mal. Er sei, berichtet er keck, schon des Öfteren alleine verreist. Zumindest ohne Mutter, Vater, Schwester. Deshalb wäre das doch nichts Besonderes. Das mit der Jury hingegen schon. Aber wie kam es dazu?

„Ich hab im Kika den Aufruf gesehen und Mama gesagt, da will ich hin.“ Sandra Warmuth, die Mutter des Jungen, erinnert sich an mehr als diesen spontanen Wunsch. Es sei „ein längerer Prozess“ gewesen. Im Herbst habe ihr Sohn angefangen, vom Goldenen Spatzen zu erzählen. Nicht nur einmal. Mehrfach. Immer wieder. Sie wundert sich, denn: „Wir sind gar nicht so oft im Kino.“

Filmbewertung erstmal üben

Zwischen Weihnachten und Neujahr geht sie mit Robert in einen Film, „aber nicht nur zu Spaß“, habe sie vorsorglich angekündigt. „Wir gucken den Film und bewerten ihn danach. Welche Botschaft wird vermittelt? Welche Sprache eingesetzt? Wie werden die Figuren dargestellt?“ Fragen, die man als potenzielles Jury-Mitglied eines renommierten Filmfestivals beantworten können müsste, glaubt sie. „Es geht ja darum, auf den Film neugierig zu machen.“ So versteht Sandra Warmuth die Aufgabe.

Robert und seine Mutter gucken „Die Peanuts“. Zu Hause reden sie darüber und Mitte Januar schickt der Elfjährige seine Bewerbung zum Sender. Am 19. Januar ist Einsendeschluss, am 27. Januar kommt die Einladung, in der Wettbewerbsjury für TV und Kino mitzuwirken. Mehr als 1.300 Mädchen und Jungen bewerben sich. Sie kommen nicht nur aus Deutschland, sondern dem gesamten deutschsprachigen Raum. 24 Kinder werden ausgewählt. Unter anderem Robert. Er freut sich. Und worauf besonders? „Den ganzen Tag Filme gucken.“

„Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer wären cool.“

Was genau den Jungen aus Libbesdorf in Erfurt und Gera erwartet, weiß er gar nicht. Er will es auch gar nicht wissen. Er ist einfach nur neugierig auf das, was ihn in dieser Woche alles erwartet. Ein roter Teppich? Berühmte Schauspieler? „Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer wären cool.“ Aber natürlich, weiß Robert, geht es vor allem um die Filme: „Jeder will den Goldenen Spatz.“ Und er, Robert Warmuth, entscheidet mit darüber. Von den Wettbewerbsbeiträgen erwartet er eine ganze Menge: Die Filme sollten „spannend“ sein, „kindgerecht“, und „lustig könnten sie auch sein“.

Sandra Warmuth sieht das Festival auch als Chance für ihren Sohn, sich weiterzuentwickeln: „Er sieht und hört viel, er tauscht sich aus, kommt mit einer Menge Leute zusammen, mit Medienschaffenden, und er muss seine Meinung äußern, ein Urteil abgeben.“ Sie geht davon aus, dass ihr Sohn zurückkommen wird und „ganz viel gelernt hat“. Und natürlich sei die Familie, Vater Sven und Schwester Seraphine, auch sehr stolz, dass Robert ausgewählt wurde, sagt Sandra Warmuth.

Kino statt Longboard

In den kommenden Tagen tauscht Robert also die Schulbank in der Freien Schule Anhalt in Köthen gegen den Kinosessel und guckt vermutlich einen Film nach dem anderen. Eine komplett neue Erfahrung. Denn bisher interessierte sich der Elfjährige nicht sonderlich für Kino und Fernsehen. „Tom und Jerry“ gefällt ihm ganz gut, erzählt er.

Sein Vater weiß, dass Robert auch Dokumentationen mag. Aber ansonsten fahre er lieber Longboard oder liest. Worauf er in den nächsten Tagen aber verzichten muss. Da stehen Filme im Fokus. Filme, die es zu bewerten gilt. Auch von Robert Warmuth aus Libbesdorf. Dessen Familie aus der Ferne gespannt verfolgen wird, was sich in Erfurt und Gera tut. Und am Freitag, zum Finale, darf sie auch dabei sein. (mz)

Mehr über das Festival gibt es im Internet: www.goldenerspatz.de.