Fußball Fußball: Viel mehr als gewinnen
gröbern/MZ. - Dienstagabend in dieser Woche war es mal wieder soweit: Im Wohnzimmer des Hauses von Michael Schreiber in Plodda herrschte Hochbetrieb. Das DFB-Pokalspiel zwischen dem VfL Bochum und dem FC Bayern war ein Pflichttermin vor dem TV. Die gesamte Familie war versammelt - und jubelte nach neunzig Minuten. Was man eben so als kollektive Fans des FC Bayern tut, wenn die eigene Mannschaft in der letzten Spielminute den entscheidenden Siegtreffer erzielt. "Aber ganz ehrlich, Bochum hat auch ein gutes Spiel gemacht", sagt Michael Schreiber, "und wenn es am Ende gewonnen hätte, dann wäre es nicht unverdient gewesen." Denn beim Fußballspielen gehe es eben nicht immer nur um das Gewinnen. Zumindest nicht für Michael, Horst und Moritz Schreiber.
Das Gröberner Mittelfeld geprägt
Wer beim HSV Gröbern und der Nachwuchsspielgemeinschaft Muldestausee vorbeischaut, der wird früher oder später einem der drei Schreibers begegnen. Michael, 40 Jahre jung, prägte viele Jahre lang das Mittelfeld der ersten Männermannschaft. Hinter den Spitzen, manchmal auch halblinks. Als genügend junge Spieler nachrückten, wechselte er erst zur zweiten Mannschaft, später dann zu den Alten Herren. Dort läuft er bis heute auf und organisiert die Spiele.
Als vor einigen Jahren sein mittlerweile sieben Lenze alter Sohn Moritz in den Verein eintrat, da übernahm er dessen Bambini-Trainingsgruppe. "Moritz ist der Ball in die Wiege gelegt worden", sagt Michael Schreiber und grinst. Denn das Sprichwort hat er einst am Kinderbett das Juniors wörtlich genommen. Wenn das Training der jüngsten Kicker im Verein - bestehend aus den Bambini und der F-Jugend - stattfindet, dann ist jedoch noch eine dritte Generation der Schreibers anwesend: Horst. Der 68-Jährige unterstützt Sohn Michael beim Training. Und wirft dabei ganz nebenbei auch ein Auge auf Enkel Moritz. "Ich bin der Cheftrainer, er mein Assistent", erzählt Michael Schreiber, "aber vor allem geht es natürlich darum, dass es zu zweit viel besser funktioniert, die Kinder zu trainieren und zu betreuen."
Erfahrung darin hat Horst Schreiber ausgiebig. Der Gossaer war jahrzehntelang als Lehrer beschäftigt - viele der Eltern, die heute ihre Kinder zum Training bringen, sind einst in der Schule durch seine Hände gegangen. "Es macht Riesenspaß, sich jetzt wieder um die Kinder zu kümmern und meinen Enkel zu beobachten", sagt Horst Schreiber. Die beiden Männer versuchen dabei, dem Nachwuchs mehr als nur das Kicken beizubringen. "Wir wollen in jedem Training, in jedem Spiel vermitteln, dass es um Freude an diesem Sport geht", so Michael Schreiber. Langes Konditionsbolzen oder Eltern, die ihren Nachwuchs nach Spielen kritisieren, lehnt das Duo ab. "Man sollte Kinder nicht auf Erfolg trimmen, sondern den Spaß am Fußball in den Mittelpunkt stellen."
"Fußball mit dem Kopf"
Beim eigenen Sohn und Enkel aber - das wissen die beiden Schreibers- klappt das naturgemäß nicht immer perfekt. "Moritz muss manchmal als Blitzableiter herhalten", gibt Michael Schreiber zu, "doch er kann prima damit umgehen." Überhaupt sorgt die Fußball-Begeisterung im Haus von Michael Schreiber für wenig Probleme. "Meine Frau hat einen Fußballer geheiratet, die wusste, worauf sie sich da einlässt." Auch Tochter Antonia ist dem runden Leder verfallen. Sie kickt zwar nicht selbst, fiebert aber mit "ihrem" FC Bayern und ist großer Arjen Robben-Fan.
Bruder Moritz hat ebenfalls einen Lieblingsspieler beim Rekordmeister: Mario Gomez. Passt auch. So wie der Bundesliga-Torschützenkönig stürmt Moritz auch gern. "Er ist technisch gut", lobt der Papa, "aber natürlich muss er noch etwas an seinem Durchsetzungsvermögen arbeiten." Doch der Erstklässler ist längst zu einem der Leistungsträger im Nachwuchsteam geworden und hat sich dabei den Respekt der Familie verdient. "Moritz spielt Fußball schon mit dem Kopf", lobt Opa Horst. Vater Michael kennt das Erfolgsgeheimnis des Jüngsten im Dreierbund. "Er hat halt richtig gute Trainer." Die empfinden ihre Aufgabe auch als eine Verpflichtung. "Man kann sich nicht immer nur hinstellen und sagen, der Verein soll machen", erklärt Michael Schreiber, "der Verein, das sind wir alle."
Spielen mit Freunden
Und ein Leben im Sportverein hänge eben auch vom Engagement jedes Einzelnen ab. "Letztendlich muss es jeder selbst wissen, wie viel er einbringen kann", sagt Michael Schreiber, "obwohl man viel dem Sport unterordnet, ist er eben auch Quelle für viele schöne Dinge. " Man spiele nicht mit irgendjemand. "Sondern mit Freunden." An ein Aufhören solle man erst denken, wenn das Wichtigste nicht mehr vorhanden sei: "Die Freude am Fußball." Dieser Tag aber ist im Hause Schreiber noch weit weg. Auch am Samstag unter dem Weihnachtsbaum, wenn sich die gesamte Familie versammelt, spielt der Fußball "eine gewisse Rolle", wie Michael Schreiber geheimnisvoll lächelnd andeutet. Das eigentliche Glück der Schreibers aber kann ihnen kein Weihnachtsmann schenken. Das haben sie bereits gefunden. Sie sind eine Familie, die zusammenhält. Und für die Sport viel mehr, als nur gewinnen ist.