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Fußball-Landesklasse Fußball-Landesklasse: Tor-Phantom, das eigentlich aufhören wollte

Von marcus bräuer 26.08.2012, 17:07

köthen/MZ. - Er hielt den Fuß hin, traf ins Tor, drehte jubelnd ab, griff in seinen Schienbeinschoner und zog eine Maske heraus, die er prompt über das Gesicht zog und weiterfeierte. Einen Torjubel wie ihn Tobias Gallasch am vergangenen Freitag beim 1:1 zwischen Eintracht Lüttchendorf und dem CFC Germania 03 zeigte, sieht man selten. Die Originalität hat beim Offensivspieler des CFC aber Methode.

"Das mache ich schon einige Jahre so", sagt der 27-Jährige, der von der SG Ramsin zum CFC wechselte. Die Bedeutung der Maske? "Ich bin manchmal ein Tor-Phantom", sagt Gallasch. Es ist wohl die angenehmste Variante, ein Spiel zu spielen. Nicht viel machen, aber dann doch ein Tor schießen.

Marek Mintal bekam den Spitznamen "Tor-Phantom" in seiner Zeit beim 1. FC Nürnberg aufgedrückt, weil er während des Spiels häufig nicht zu sehen war, im entscheidenden Moment aber meist an der richtigen Stelle stand und Tore schoss. Manche meinten, einer der so spiele, sei faul. Andere sprachen von Effizienz.

Tobias Gallasch war am Freitagabend beim Eröffnungsspiel der Landesklasse Staffel vier nicht faul. So etwas erlaubt Trainer Daniel Trybus gar nicht. Es müssen alle Spieler auch nach hinten arbeiten. Viel gesehen hat man Gallasch dennoch nicht. Das Los der Offensivkräfte ist es häufig, vergebens weite Wege zu gehen.

"Es gibt Spiele, wo es nicht so läuft", sagt Gallasch, "aber es ist eine besondere Qualität, wenn du dann trotzdem triffst." Am Freitag klappte das hervorragend. Lieber, als der eigene Torerfolg, wären Gallasch aber drei Punkte gewesen.

Das Tor freute ihn natürlich trotzdem. Vor fünf Jahren hatte er schon einmal beim CFC gespielt. Damals noch in der Landesliga. Nun ist er zurück, obwohl er die Fußballschuhe eigentlich schon an den Nagel hängen wollte. "Ich wollte aufhören", sagt Gallasch. Mehr Zeit für seine Freundin und die zweijährige Tochter sollten es sein.

"Aber das Telefon klingelte häufig und auch der CFC meldete sich." Auch mit Ramsin gab es noch einmal Gespräche, einigen konnte man sich aber nicht. Dass es für ihn doch weitergehen würde, hatte seine Freundin wohl früher gemerkt, als Gallasch selbst. "Sie hat gemeint, ich würde es sowieso nur bis zur Winterpause ohne Fußball aushalten", sagt Gallasch.

Obwohl er sein Vorhaben, kürzer zu treten, schnell beiseite gelegt hatte, ist die Situation beim CFC für ihn dennoch komfortabler, als vorher in Ramsin. "Ich wohne in Köthen, habe einen kurzen Weg zum Training. Das passt", so Gallasch.

Und mit seinem neuen Team hat er einiges vor. Auch wenn einige Vereine in der Staffel schwer einzuschätzen sind. "Wenn bei uns alle an Bord sind, können wir sicher zu den fünf besten Mannschaften zählen", sagt Gallasch.

Nimmt man das erste Spiel als Beleg, muss man sagen, dass Eintracht Lüttchendorf dann wohl auch dazu gehören wird. Der Aufsteiger beeindruckte mit seiner Spielweise nicht nur Trainer Trybus ("Die waren sehr aggressiv und bissig im Zweikampf"), sondern auch Tobias Gallasch: "Respekt vor dieser Leistung. Wenn die das Pensum auch auswärts abrufen können, dann wird es noch für einige Teams schwer." Trifft Gallasch weiter aus dem Nichts ins Tor, gilt das auch für den CFC.