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Fußball-Landesklasse Fußball-Landesklasse: Psycho-Kampf beim Derby

Von Marcus Bräuer 24.03.2014, 22:25
Sven Schreiter fand das Verhalten seines Trainerkollegen Jörg Dämmrich unmöglich.
Sven Schreiter fand das Verhalten seines Trainerkollegen Jörg Dämmrich unmöglich. Heiko Rebsch Lizenz

Reppichau/MZ - Wer Sven Schreiter und Jörg Dämmrich am vergangenen Sonntag beim Landesklasse-Derby zwischen der SG Reppichau und dem TSV Mosigkau beobachtete, der kam nicht umhin festzustellen, dass Fußballtrainer nicht verschiedener sein können. Mosigkau gewann die Partie 4:0. Der Sieg war vielleicht um zwei Tore zu hoch, ging dennoch in Ordnung. Interessant war aber nicht nur das, was sich auf dem Spielfeld ereignete, sondern auch Szenen daneben.

Kritik an Dämmrichs Verhalten

Das Reppichauer Waldstadion war so gut gefüllt wie noch nie in dieser Saison. Rund 350 Zuschauer waren gekommen. Sie sahen ein kampfbetontes Spiel. Und einen Mosigkauer Trainer, der fast ununterbrochen redete.

SG Reppichau

Die Mannschaft mit dem großen Potenzial befindet sich im Abstiegskampf. 28 erzielte Tore sind die drittwenigstens der Liga, 41 Gegentore die fünftmeisten. Mit nur sechs Siegen aus 20 Spielen kommt der 13. Tabellenplatz heraus - einen Rang vor dem ersten Abstiegsplatz.

TSV Mosigkau

Der Aufsteiger kommt immer besser in Fahrt. Nach einer durchwachsenen Hinrunde ist die Mannschaft in der Rückrunde noch ungeschlagen (vier Spiele, zehn Punkte, 8:0 Tore). Platz sechs ist sicher mehr, als man erwarten konnte. Und dabei hat der TSV noch ein Nachholspiel. (brä)

Jörg Dämmrich zuzuhören, war nicht immer einfach. Den Großteil des Spiels kritisierte er den Schiedsrichter. Der Mann mit der Pfeife konnte machen, was er wollte - von Dämmrich erhielt er kein Lob. Mal pfiff er fälschlicherweise den Vorteil ab, mal pfiff er ihm zu spät. Grundsätzlich war Dämmrich der Meinung, dass der Unpartei-ische gar nicht unparteiisch war. Zu oft sah er seine Mannschaft benachteiligt, für ihn wurde da nach zweierlei Maß entschieden.

Fünfzehn Meter rechts neben Jörg Dämmrich stand Sven Schreiter. Der Trainer der SG Reppichau wirkte besonnen. Er beobachtete das Spiel, kommentierte meist nur die Aktionen seiner Spieler. Ab und an sah man, wie Schreiter zu seinem Trainerkollegen nach links sah. Sein Blick verriet: Die Gebärden Jörg Dämmrichs gingen ihm gehörig auf die Nerven.

Doch es war nicht nur Dämmrich, der sich lautstark zu Wort meldete. Auch der Co-Trainer und die Betreuer schrien immer wieder auf das Feld. Das ist ihr gutes Recht, manchmal hätte man sich aber gewünscht, das Schiedsrichtergespann hätte mehr dagegen getan, als nur zu ermahnen. Der negative Höhepunkt des ungebührlichen Verhaltens kam, nachdem Reppichaus Nico Deistler - im übrigen völlig zurecht - die Gelb-Rote Karte gesehen hatte. Es wäre eine Sache gewesen, hätte man es in der Mosigkauer Coaching-Zone beim Lachen-ins-Fäustchen belassen. Es wurde aber peinlich, als sich einige Betreuer in Richtung der Reppichauer Ersatzbank drehten und jubelten. Einer rief: „So sieht’s aus!“ Provokationen von der Trainerbank, die die Fans gerne aufnehmen. Vernünftiges, deeskalierendes Verhalten geht anders.

Sven Schreiter sagte nach dem Spiel nur wenig über das Verhalten der Mosigkauer Mannschaftsverantwortlichen. Nur so viel: „Was die da veranstaltet haben, gehört nicht da hin.“ Jörg Dämmrich war nach der Partie deutlich ruhiger. An der generellen Kritik an der Schiedsrichterleistung hielt er fest („Viel zu kleinlich“). Dass es emotional hoch her gegangen war, versuchte er so zu erklären: „Es wurde vor dem Spiel sehr viel aufgebauscht, auch von der Presse. Derby hin, Derby her: Das hätte ein normales Spiel werden können. Dann ist aber einiges passiert und dann lässt man sich davon anstecken.“

Letztlich erreichten Dämmrich und seine Bank durch das grenzwertige Verhalten eines: Sie trugen zum Auswärtssieg des TSV Mosigkau bei. In Mosigkau juckt es keinen, wenn einige Reppichauer sie nicht leiden können. Es ging um drei Punkte. Und eben weil es kein „normales Spiel“ wurde, gewann der TSV. Sven Schreiter brachte zwei Punkte zum Ausdruck. Erstens: „Wir haben besseren Fußball gespielt als Mosigkau, aber wenn du 0:4 verlierst, interessiert das keinen.“ Und zweitens: „Mosigkau war aggressiver, galliger.“

Mosigkau erzwang die Tore

Was er nicht sagte, aber vielleicht meinte: Mosigkau war psychisch stärker. Die Spieler waren aufgeputscht, sie liefen Lücken zu, machten die Räume eng, halfen sich aus. Natürlich kamen sie dabei manchmal zu spät. Und natürlich musste es dafür die eine oder andere gelbe Karte geben.

Diese Spielweise, die durch das verbale Futter von der Seitenlinie befeuert wurde, machte Mosigkau nicht zur spielerisch besseren, aber an diesem Tag zur stärkeren Mannschaft. Die Tore waren nicht herausgespielt, Mosigkau erzwang sie. Reppichau machte Fehler, aufgrund der Spielweise von Mosigkau. Größeres spielerisches Talent hin oder her.

Freunde hat sich Jörg Dämmrich in Reppichau nicht gemacht. Aber ihm wird das egal sein. Die drei Punkte sind in Mosigkau.