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Bungalows am Akazienteich Bungalows am Akazienteich Aken: Ein Plan zum Erhalt des Paradieses

Von Sylke Hermann 29.11.2016, 09:45
Sind die ab den 60er Jahren am Akazienteich bei Aken errichteten Bungalows illegal? Ein Bebauungsplan soll die Situation klarstellen.
Sind die ab den 60er Jahren am Akazienteich bei Aken errichteten Bungalows illegal? Ein Bebauungsplan soll die Situation klarstellen. Heiko Rebsch

Aken - Ein weißer Fleck auf der Landkarte. Karin Zantke hat die Nase voll davon. Seit Jahren versuche man diesen Schwebezustand zu beheben. Seit Jahren will der Verein „Erholung Akazienteich Aken“ eine Lösung herbeiführen. „Seit drei Jahren doktern wir jetzt schon an der Geschichte herum.“

Doch nun scheint tatsächlich eine Lösung in Sicht. „Wir haben schon nicht mehr daran geglaubt“, äußert die Vereinsvorsitzende. Am 1. Dezember soll der Akener Stadtrat nun entscheiden, ob es für die Bungalowsiedlung einen Bebauungsplan geben wird oder nicht.

Die Faktenlage

Die ab den 1960er Jahren entstandene Bungalowsiedlung ist Teil eines großen Landschaftsschutzgebietes. Die Fläche liegt im Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“. Heißt: Will man einen B-Plan, muss man gleichzeitig dafür sorgen, dass die Fläche aus dem Biosphärenreservat herausgelöst wird.

Die Anfänge

Karin Zantke erinnert sich noch gut an die Anfänge. Alles sei sehr unkompliziert über die Bühne gegangen. Erst hätten Betriebe die Erlaubnis erhalten, dort Wochenendhäuschen für ihre Mitarbeiter zu bauen, später nur noch Privatpersonen. Darunter auch ihr Vater.

„Wir sind rausgefahren und haben uns einfach ein Grundstück ausgesucht.“ Und es mit vier Pflöcken gekennzeichnet. Am 14. März 1968 erhielt ihr Vater von der Stadt die Information, dass ihm die Parzelle 011 zugewiesen sei, um dort ein Campinghäuschen zu bauen, wie man sich damals ausdrückte.

Aber es sei kurzfristig erforderlich, eine Zeichnung mit den genauen Abmessungen an die Stadt zu schicken. Was Zantke damit sagen will: „Es gab überhaupt keine Vorgaben, wie man baut.“ Nur informieren musste man die Stadt. Und bekam einen Stempel, bauen zu dürfen.

Die Vermessung

Der Grund und Boden gehörte ursprünglich der Stadt Aken. Ende der 90er Jahre gab es immer stärkere Bestrebungen der Häuslebesitzer, auch den Grund und Boden, auf dem ihr Bungalow stand, zu kaufen. Es brauchte eine Interessenvertretung der einzelnen Personen. Der Verein gründete sich. Ab 2000, schätzt Karin Zantke, signalisierte die Stadt dann, die Grundstücke verkaufen zu wollen.

Aber: „Es passte nichts zusammen. Hier ist ja alles auf Ackerland entstanden“, sagt die Vereinsvorsitzende. Nichts war vermessen. Die Basis, um den Grund und Boden veräußern zu können. Also wurden zunächst die Außengrenzen vermessen. Zwei Drittel der Kosten trug der Verein. Und was sollte aus den Parzellen werden? Auch die mussten noch vermessen werden; „das hat jeden Einzelnen noch einmal richtig viel Geld gekostet“, erklärt Karin Zantke.

Der Status

„Wir sind da; es gibt uns, aber richtig geplant wurde hier draußen nie“, beklagt Zantke. „Der Biosphärenstatus schließt de facto aus, dass es uns gibt.“ Und auch im Flächennutzungsplan der Stadt existiert die Siedlung mit den 140 Bungalows nicht.

Es könnte hier ein Sondergebiet Erholung ausgewiesen werden, aber dafür bräuchte man einen B-Plan. Also springen die Parzellenbesitzer wieder ein; der Verein trägt die Kosten des B-Plan-Verfahrens. Bereits im Sommer vor zwei Jahren hatte sich die Mehrheit der Mitglieder dafür ausgesprochen, diesen Weg so zu gehen - und zahlte. Rund 85 Prozent des Geldes, schätzt die Vereinsvorsitzende, habe sie mittlerweile eingesammelt, „der Rest“, betont sie, „wartet auf den Beschluss des Stadtrates“.

Die Wohnsituation

„Niemand möchte“, betont Karin Zantke, „dass da draußen ein Wohngebiet entsteht.“ Man stelle gegenüber der Stadt keinerlei Forderungen. Man brauche keinen Winterdienst, keine Trinkwasserversorgung, keinen Abwasseranschluss. Das sei sicher auch im Interesse der Stadt.

Außerdem dürfe sich nach dem Einwohnermeldegesetz hier jeder polizeilich melden. Sofern es eine Straße und Hausnummer gibt. Und die gibt es.

Die Lösung

„Wir wollen nichts weiter, als ein Sondergebiet Erholung werden“, untermauert die Vorsitzende des Vereins „Erholung Akazienteich Aken“. Zantke: „Es geht darum, eine Bungalowsiedlung zu erhalten, nicht mehr.“ Man sei sehr dankbar für die Unterstützung der Stadt, betont sie. Auch dort, weiß sie aus vielen Gespräche, sei man bestrebt, endlich eine rechtssichere Situation zu schaffen. Dafür sei der B-Plan unumgänglich.

Die Zukunft

Sofern der Stadtrat zustimmen sollte, dass auf Kosten des Vereins ein Bebauungsplan erarbeitet wird, wäre das der erste Schritt. Karin Zantke weiß jedoch: „Wir haben einen langen Weg vor uns.“ Zudem wäre man in dieser Sache dann Vorreiter; „alle kleinen Vereine am Löbitzsee“, berichtet sie, „haben dieselben Probleme“. Doch sie kämpfe für ihren Verein, für ihren Standort am Akazienteich.

„Anfangs“, erinnert sie sich, „haben alle gesagt, welchen Luxus wir hier draußen haben.“ Einen direkten Zugang zum See, Konsum, Kegelbahn. Sie lächelt. Und verdeutlicht, worauf es ihr ankommt: „Unsere Leute haben sich hier ein Fleckchen geschaffen, auf dem sie in Ruhe alt werden möchten.“ (mz)