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Berufsbildende Schulen Berufsbildende Schulen in Köthen: Entscheidung von Schulleiter Woischnik kommt auf Prüfstand

Von Karl Ebert 25.02.2019, 09:51
An der Berufsschule Köthen wird es bald eine Debatte um den Bereich Fachoberschule geben.
An der Berufsschule Köthen wird es bald eine Debatte um den Bereich Fachoberschule geben. Ute Nicklisch

Köthen - Irgendetwas war anders an diesem Abend im Kreistagssitzungssaal. Fast so, wie wir es von Fernsehübertragungen aus dem Bundestag kennen: Die Besucherplätze waren prall gefüllt. Die Sitzreihen der Kommunalpolitiker wiesen große Lücken auf. Sie füllten sich erst peu á peu.

Das im Gegensatz zu sonstigen Sitzungen veränderte Kräfteverhältnis hatte einen Grund. Bei den Besuchern handelte es sich vorwiegend um Schülervertreter der Berufsbildenden Schulen Anhalt-Bitterfeld am Standort Köthen, die mit einem neuen Positionspapier in sozialen Medien für Wirbel gesorgt hatten. Sie wollten eine Antwort, warum in Köthen im Bereich Fachoberschule bereits zum Schuljahr 2019/20 keine Schüler mehr aufgenommen werden.

Schülersprecher Johannes Adam hatte damit die in Köthen schon länger geführte Diskussion aus der Stadt in den Landkreis getragen. Mit Erfolg, denn die Entscheidung von Schulleiter Rainer Woischnik kommt auf den Prüfstand. Nach einer mehr als einstündigen, kontroversen Debatte verkündete Landrat Uwe Schulze (CDU): „Wir werden die Entscheidung noch einmal beraten, in großer Runde mit Landrat, Bildungsausschuss, Schulleiter, Schülervertretung - öffentlich.“

„Ich kann den Schulleiter bitten. Aber er ist nicht Angestellter des Kreises, sondern des Landes“

Dieses Machtwort ist Schulze nicht leicht gefallen, war an seinen Wortbeiträgen doch zu erkennen gewesen, dass er das Thema am liebsten gar nicht auf dem Tisch des Landkreises gehabt hätte und durchaus mit der Entscheidung des Schulleiters leben konnte.

So zum Beispiel als Andreas Wolkenhaar (CDU/FDP) ihn aufforderte, Woischnik um eine schriftliche Argumentation für das Aus der Fachoberschule zu bitten, damit alle Kreistagsmitglieder die gleiche Entscheidungsgrundlage hätten. „Ich kann den Schulleiter bitten. Aber er ist nicht Angestellter des Kreises, sondern des Landes“, sagte Schulze. „Ich bin mir auch nicht sicher, ob Woischnik an die vom Kreis beschlossene Schulentwicklungsplanung gebunden ist.“

Mit dieser Meinung stand Schulze nicht allein. Selbst innerhalb der Kreistagsfraktionen wird heiß gestritten. Uwe Schönemann (CDU/FDP) verlangte eine juristische Prüfung der Zuständigkeit. Sein Fraktionskollege und Kreistagsvorsitzender Veit Wolpert, von Beruf Rechtsanwalt, hielt dagegen. „Ich sehe das ganz anders. Ein Schulentwicklungsplan ist kein Weisungspapier für den Schulleiter.“

Unterschriftensammlung für den Erhalt der Fachoberschule an Kreistag übergeben

Fraktionschef Bernhard Northoff, der dem Kreistag eine Unterschriftensammlung für den Erhalt der Fachoberschule in Köthen übergab, hielt zu Schönemann. „Die Schulentwicklungspläne werden durch Kreistagsbeschluss festgelegt. Darin steht, dass die Fachoberschule an beiden Standorten ist. Ich kann Wolperts Auffassung nicht teilen“, sagte Northoff.

Auch die anderen Fraktionen sahen das so. „Wo geht die Fachoberschule in Bitterfeld weiter? Meines Wissens hat die Hochschule Anhalt dort keinen Standort“, meinte Ronald Mormann (SPD-Grüne). Um eine Versachlichung der Debatte bat Ronald Maaß (Linke). „Es geht nicht darum die Arbeit des Schulleiters zur Disposition zu stellen. Woischnik hat durchaus seine Verdienste. Es geht einzig darum, eine mögliche Fehlentscheidung zu korrigieren“, sagte Maaß. (mz)

Seit September 2018 wird der Standort Bitterfeld der Berufsbildenden Schulen Anhalt-Bitterfeld saniert. Die Arbeiten begannen mit einer Verspätung von rund einem halben Jahr. Beim Bau des Berufsschulzentrums von 1998 bis 200 waren Mineralfaserplatten verwendet worden, die möglicherweise gesundheitsgefährdend oder sogar krebserregend sind.

In der Sitzung des Kreistages am Donnerstag nahm Landrat Uwe Schulze (CDU) zum aktuellen Stand der Bauarbeiten Stellung. „Die Schadstoffsanierung wird in dieser Woche abgeschlossen, alle Bereiche sind bereinigt“, sagte der Landrat.

Die Messungen der Raumluft hätten durchweg positive Ergebnisse ergeben. Die jetzt folgenden Gewerke beschäftigen sich mit Isolierung, Brandschotts, Maler- und Trockenbauarbeiten. Auch am Schallschutz und der Raumakustik wird derzeit intensiv gearbeitet. „Der geplante Fertigstellungstermin ist der Juni 2019“, so Schulze.

Seit den Winterferien 2018 sind wegen der Schadstoffsanierung in Bitterfeld rund 500 Schüler und 20 Lehrer am Köthener Standort der Berufsschule im Badeweg untergebracht. Ihr Rückzug nach Bitterfeld ist für die Sommerferien 2019 geplant, um den Lehrbetrieb dort mit Beginn des neuen Schuljahrs 2019/20 wieder aufnehmen zu können.

Die Gesamtkosten für die Sanierung werden erst nach Abschluss der Arbeiten feststehen. Der Landkreis rechnet laut seines Pressesprechers Udo Pawelczyk mit „einem hohen sechsstelligen Betrag.“