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Landgericht Landgericht: Diktiergerät nimmt den Mord minutiös auf

02.09.2003, 21:43

Halle/MZ/sz. - Starr und entrückt ruht der Blick des 52-jährigen Istvan N. auf der Anklagebank, als gestern beim Prozessauftakt am Landgericht Halle die Vorwürfe gegen ihn verlesen werden. Der gebürtige Ungar scheint selbst nicht zu glauben, dass er es ist, der wegen heimtückischen Mordes an seiner Ehefrau auf der Anklagebank sitzt. Erst nach der Verhandlung verliert er die Fassung und bricht in Tränen aus.

Die Staatsanwaltschaft wirft N. vor, seine drei Jahre jüngere Frau am 8. März mit mehreren Messerstichen tödlich verletzt zu haben. "Von krankhafter Eifersucht getrieben", so zitiert Staatsanwalt Michael Thiel die Anklageschrift, habe der Angeklagte während eines gemeinsamen Frühstücks in der Wohnung der Eheleute im Süden von Halle urplötzlich auf das Opfer eingestochen. Durch die Stiche mit einer 20 Zentimeter langen Klinge in den Bauch und die Brust wurde die Lunge vollständig durchtrennt. Die Frau brach noch in der Küche zusammen und verblutete.

Anlass für die Tat waren Eheprobleme: Die 49-Jährige wollte ihren Mann nach 30 Jahren Ehe wegen eines neuen Partners verlassen. Bereits im Februar hatte Istvan N. seiner Frau laut Anklageschrift wegen der angekündigten Trennung gedroht, sie umbringen zu wollen. Um solche Drohungen festhalten zu können, hatte sich die Frau ein Diktiergerät zugelegt, das sie auch zum Zeitpunkt des Mordes unbemerkt hatte laufen lassen. So wurde die Tat minutiös aufgezeichnet. Der ungewöhnliche Fund am Tatort erschütterte damals die Ermittler. Die Staatsanwaltschaft benannte in ihren Akten die Tonbandaufzeichnung als Beweismittel, so dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch im Prozess gehört wird.

Erst am nächsten Prozesstag wird Istvan N. eine Aussage machen. Mit einem Urteil wird nicht vor Mitte Oktober gerechnet.