1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landespolitik
  6. >
  7. Radiochef erntet Widerspruch: Sagt der MDR die Unwahrheit über den Abgang des Moderators Michme?

Radiochef erntet Widerspruch Sagt der MDR die Unwahrheit über den Abgang des Moderators Michme?

Wie kam es zur Trennung von dem langjährigen Morgenmoderator Stephan Michme? Dieser habe überraschend hingeworfen, behauptete ein Radioboss. Stimmt nicht, sagt nun ein Insider.

Von Hagen Eichler 01.03.2023, 19:57
Früher beliebter Morgenmoderator, seit einem Jahr weg: Stephan Michme.
Früher beliebter Morgenmoderator, seit einem Jahr weg: Stephan Michme. Foto: imago/Christian Schroedter

Magdeburg - Aussagen eines MDR-Managers zum Abgang des prominenten Moderators Stephan Michme sorgen für Fassungslosigkeit und Widerspruch. Seit einem Jahr rätseln Hörer der Radiowelle MDR Sachsen-Anhalt über den Grund für Michmes Mikrofon-Aus. Mit Wellenchef Winfried Bettecken äußerte sich nun am Montag erstmals und überraschend ein MDR-Verantwortlicher zu dem Fall. Betteckens Antwort auf eine Hörer-Anfrage: Der Moderator habe von sich aus und vollkommen überraschend gekündigt. „Wir waren wie vom Donner gerührt“, behauptete Bettecken.

Lesen Sie mehr zum Thema: MDR gibt überraschende Erklärung zum Mikrofon-Aus von Moderator Stephan Michme

Fall Stephan Michme: Das Aus kam vom MDR

Kann das stimmen? Mitglieder des MDR-Rundfunkrats jedenfalls erinnern sich an vollkommen andere Aussagen. Die aus Sachsen-Anhalt stammenden Mitglieder des Aufsichtsgremiums hatten im vergangenen Jahr bei der Senderspitze nachgefragt, was genau zur Trennung vom Moderator geführt hat. Was sie dabei erfuhren, behielten sie für sich – die Sitzung war vertraulich.

Die Aussagen des MDR-Wellenchefs aber sorgen nun für Unverständnis. Rundfunkratsmitglied Guido Kosmehl, Landtagsabgeordneter der FDP, will sie so nicht stehen lassen. „Das, was Herr Bettecken erzählt hat, überrascht mich doch sehr. Das passt nicht mit dem zusammen, was uns berichtet wurde“, sagte er am Mittwoch auf MZ-Nachfrage. Dann widerspricht er dem MDR-Verantwortlichen deutlich: „Die Zusammenarbeit mit Herrn Michme ist auf Drängen des MDR beendet worden.“ Über die Gründe dürfe er aber weiterhin nichts sagen, so Kosmehl.

MDR und Stephan Michme: Ein Rundfunkratsmitglied verlangt eine Erklärung

Trifft das zu, hätte der Hörfunkchef von MDR Sachsen-Anhalt die Unwahrheit gesagt. Dass Bettecken die Hintergründe nicht kannte und deshalb falsch schilderte, halten Insider für unwahrscheinlich. Andere Rundfunkratsmitglieder stützen Kosmehls Aussage. „Ich verstehe nicht, was Bettecken da erzählt hat. Uns wurde etwas anderes berichtet, und Bettecken kennt die Wahrheit“, sagt ein Mitglied. Statt nach der Hörer-Anfrage auf die bisherige Sprachregelung zu verweisen, wonach sich beide Seiten auf Stillschweigen geeinigt hätten, habe sich Bettecken „in eine Dampfplauderei hineingesteigert“.

Am kommenden Mittwoch trift sich die Landesgruppe Sachsen-Anhalt des Rundfunkrats im Landesfunkhaus. Kosmehl sagt, er erwarte dann eine Erklärung: „Wir werden da nachhaken.“