TECHNIK Ende der DVD - Abschied von einer vergangenen Zukunft
Der Unterhaltungsriese Sony stellt die Produktion von DVDs ein.

Halle/MZ - Sie war der Sieger im Kampf der Systeme und dominierte fast zwei Jahrzehnte lang die Heimkinos überall auf der Welt. Dabei hatte die DVD nicht einmal einen richtig offiziellen Namen. Anfangs von den Entwicklern bei Sony in Japan und Philips in den Niederlanden „Multimedia CD“ genannt, bekam sie nach der Einigung mit den am Konkurrenzsystem „Super Density CD“ forschenden Konzernen Toshiba (Japan) und Time Warner aus den USA zwar den Namen „Digital Video Disc“ verpasst. Der wurde aber zuweilen auch als „Digital Versatile Disc“ übersetzt – das englische „Versatile“ steht dabei für vielfältig, weil die anfangs bis zu 4,7 Gigabyte Daten fassenden Scheiben eben nicht nur Filme speichern können.
Ohne Namen erfolgreich
Der Einfachheit halber blieb es dann bei der Abkürzung. Den Kunden war der Name egal, sie flogen auf die kleine Scheibe. Nur 16 Gramm schwer und genau so groß wie eine Musik-CD, überholte der Neuling das Vorgängermedium Videokassette binnen weniger Jahre. Die ersten Abspielgeräte waren noch teuer, die ersten DVD-Brenner kosteten sogar um die 5.000 Euro. Doch bereits fünf Jahre nach dem Marktstart kauften die Deutschen mehr als 35,5 Millionen DVDs, aber nur noch 28,6 Millionen Videokassetten. Der Gipfel des Erfolges war bereits sieben Jahre später erreicht, als fast 107 Millionen DVDs abgesetzt wurden – die Videokassette war da tot, sie verkaufte sich gerade mal noch 100.000 Mal.
Nun aber schickt sich die DVD an, ihrem Vorgänger aufs Altenteil zu folgen. Mit Sony Pictures hat einer der großen Unterhaltungskonzerne jetzt angekündigt, bereits ab Juli keine DVDs mehr in den deutschsprachigen Ländern anzubieten. Zugleich wird der Verkauf der lange Zeit als Nachfolger gehandelten Blu-Ray und Ultra HD Blu-Ray beendet, die noch höhere Speicherkapazitäten erreichen und damit noch höhere Bildauflösungen ermöglichen.
Ende das traditionellen Heimkinos
Einen offiziellen Grund für die Beerdigung des eben noch so beliebten Formats teilte Sony nicht mit. Doch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Zuletzt war der Umsatz mit physischen Datenträgern im Bereich Film in Deutschland auf nur noch neun Millionen Euro geschrumpft. Verglichen mit den Boomzeiten ist das gerade mal noch ein Prozent. Verantwortlich für diese Entwicklung sind vor allem die sogenannten Streaming-Dienste, die im Windschatten des Netflix-Erfolges wie Pilze aus dem Boden schossen. Amazon Prime Video verfügt nach den letzten Zahlen aus dem Jahr 2021 über etwa 12,6 Millionen Abonnenten in Deutschland, Konkurrent Netflix kommt auf um die zehn Millionen. Dahinter rangieren Disney+, Sky und weitere Anbieter wie Magenta, Wow und RTL+.
Für die DVD gibt es keinen Markt mehr, das hat schon das bundesweite Sterben der Videotheken gezeigt. Auch Netflix, mit dem DVD-Boom Ende der 90er Jahre als Versandvideothek gestartet, zieht Konsequenzen. Im kommenden Herbst sollen die letzten DVDs verliehen werden. Dann endet die Ära der optischen Datenträger auch dort.