1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Kultur
  6. >
  7. Stiftung Hände-Haus in Halle: Der Neue ist da

Stiftung Hände-Haus in Halle Der Neue ist da

Florian Amort ist seit fünf Tagen Direktor der Stiftung Händel-Haus und Intendant der Festspiele. Das Bewerbungsverfahren hat er deutlich gewonnen. Mit 32 Jahren.

Von Anja Falgowski Aktualisiert: 06.04.2025, 15:26
Florian Amort ist der neue Direktor der Stiftung Händel-Haus und Intendant der Festspiele in Halle.
Florian Amort ist der neue Direktor der Stiftung Händel-Haus und Intendant der Festspiele in Halle. (Foto: Anja Koehler)

Halle/MZ - Geradezu euphorisch zeigte sich Halles Beigeordnete für Kultur und Kuratoriumsmitglied der Stiftung Händel-Haus, Judith Marqaurdt, über die Ernennung Florian Amorts zum neuen Direktor der Stiftung und Intendanten der Händel-Festspiele. Sechs von etlichen Bewerbern seien nach der Stellenausschreibung im vergangenen Dezember – sein im Januar verstorbener Vorgänger Bernd Feuchtner wäre in diesem Jahr planmäßig ausgeschieden –  in die engere Auswahl gekommen, Amort habe mit großem Abstand überzeugt. Das Bewerbungsverfahren sei in der rekordverdächtigen Zeit von nur drei Wochen durchgeführt worden. Judith Marquardt sparte nicht mit Lobesworten: „Florian Amort bringt alles mit, was wir hier brauchen.“ „Er ist im Barock zuhause.“ „Er ist eine tolle Persönlichkeit“. So klingt Begeisterung.

Dank an Belegschaft

Die lässt sich sogar, auch von außen, ein wenig nachvollziehen. Der 32-Jährige stellte sich am Freitag der Presse vor – charmant, freundlich, anpackend. Im grauen Anzug mit Fliege, Ohrringen, blitzendem Ring am Finger. Und fröhlich ganz offenbar. Er begrüßte die vielen Kollegen, die zur Vorstellungsrunde gekommen waren, und lobte den Willen und Ideenreichtum der Stiftungsbelegschaft. Betonte den Schatz, über den die Stadt mit dem Museum, den Festspielen und dem internationalen Forschungszentrum verfügt. Verwies auf die Herausforderungen, die die Intendanz der Festspiele darstellen. Und auf die, denen er sich bereits gewachsen zeigte. In Bregenz nämlich war er seit 2022 Chefdramaturg der Festspiele. „Sehr groß“, so Amort, seien die. „In viereinhalb Wochen 269.000 Besucher. Und das bei 28.000 Einwohnern!“ Florian Amort also weiß, worauf er sich eingelassen hat.

Gut vorbereitet ist er. 1992 in Berchtesgaden geboren, studierte er in München Musikwissenschaft, Kunstgeschichte, Geschichte und Katholische Theologie. Ging an die Universität Wien, an die Università degli Studi di Pavia, an das Deutsche Historische Institut in Rom und an die Bibliothèque nationale de France in Paris. Amort war außerdem beteiligt an einem Forschungsprojekt in Wien und wurde Konzertdramaturg am Brucknerhaus Linz. Und mit 29 Jahren dann folgte Bregenz.

Die Bibliothek fehlt noch

Eine beachtliche Laufbahn also, die ihn schließlich nach Halle geführt hat. Einige Aufgaben habe er noch in Bregenz zu erledigen, auch seine Promotion warte noch auf ihre endgültige Fertigstellung. Nach Halle umgezogen sei er aber bereits, „noch ohne Möbel. Die Bibliothek ist auch noch nicht da“. Halle ist ihm übrigens nicht unbekannt, er war natürlich schon Gast des Festivals, und sowieso hat er sich, besonders im Rahmen seines Aufenthaltes in Rom, schon ausgiebig mit Georg Friedrich Händel beschäftigt. Passt doch, möchte man sagen, immerhin lautet das Thema der Festspiele vom 6. bis zum 15. Juni „Händel in Italien“, und die aktuelle Jahresausstellung zeigt „Händel in Rom“. Das Programm der Festspiele steht schon länger fest, Ideen für das im darauffolgenden Jahr scheinen Amort aber bereits umzutreiben.

Was ihm vorschwebt? Ins Detail könne er noch nicht gehen, sagt er, immerhin sei er erst seit vier Tagen im Amt. Zwei Dinge aber seien ihm enorm wichtig: erstens das Gemeinschaftsgefühl der Gesellschaft mit Hilfe der Musik zu stärken. „Die Einsamkeitsstudien bewegen mich sehr. Für mich ist klar, dass man ein unmittelbares Musikerlebnis nicht allein zu Hause haben kann.“

Womit er vor allem Kinder und Jugendliche adressiert. „Die Zukunft von Halle liegt bei den jungen Menschen!“

Und Florian Amort ist hier, Stichwort Jugend, schon aktiv geworden. Ein bereits unter Bernd Feuchtner geplantes Projekt hat Amort noch einmal vom Kopf auf die Füße gestellt und hofft nun, viele junge Menschen für die Musik begeistern zu können. Schüler aus allen Stadtteilen werden dazu zu der Musik des  – jungen! – Komponisten Oscar Jockel tanzen, die Choreographie stammt von Raphael Moussa Hillebrand.

Musik von allen Emporen

„Die neu komponierte Musik wird von allen Emporen der Marktkirche auf unterschiedlichen Instrumenten gespielt, und dazu wird Breakdance getanzt“, beschreibt Amort das Projekt „Harmony in Break“. Und erklärt, dass damit, niedrigschwellig, die kulturelle Teilhabe aller sein Ziel sei. Dafür seien sogar die Eintrittspreise reduziert worden auf zehn bis 15 Euro.

Was ihm, zweitens, noch wichtig ist, erklärt der neue Stiftungsdirektor so: „Ich möchte mich weiterhin freuen können. Ich möchte mir das Staunen bewahren, die Begeisterung. Das haben wir als Gesellschaft verlernt.“ Er offenbar nicht.