Kriminalität Kriminalität: Später Leichenfund in betonhartem Lehm
Neujanisroda/MZ. - Merseburgs Polizeipräsident Manfred Henze drückte sich vorsichtig aus: Für die Ermittler sei die Klärung des Vermisstenfalls Alexandra Ryll ein Erfolg, der trotz des Leichenfundes auch erleichtere. Die Familie habe nun zumindest die Gewissheit, dass ihre seit November 2004 verschwundene Tochter nicht mehr lebt. Den langen Weg zu dieser Gewissheit begründeten Henze und Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Neufang am Donnerstag ausführlich.
Mehrfach überprüft
Alexandra Rylls Leiche wurde in 60 Zentimeter Tiefe in einem nur 50 mal 50 Zentimeter breiten Erdloch gefunden. Mehrfach, so Henze und Neufang, sei auch an dieser Stelle im Keller gesucht worden. Viermal waren dort insgesamt sechs Leichenspürhunde im Einsatz, zuletzt am 20. April. Selbst Grabungsversuche gab es im August 2005 im Keller, als Nachbar Jens S. nach dem Fund des Handys der Vermissten in Tatverdacht geriet. "Die Beamten sind in den betonharten Lehmboden mit dem Spaten nur zwei, drei Zentimeter reingekommen", so Neufang. Sie seien deshalb überzeugt gewesen, dass dort unmöglich schon einmal gegraben worden sein kann.
Experten haben laut Neufang inzwischen erklärt, dass nacheinander mehrere Schichten Lehm aufgetragen, jeweils mit Wasser eingeschlemmt und verdichtet worden sein müssen. Damit habe es über der Leiche einen luftdichten Abschluss gegeben, so dass Spürhunde erfolglos bleiben mussten.
Dass ohne neue Hinweise der Kellerboden nun doch mit Spitzhacken aufgestemmt wurde, erklärte Neufang mit der Überzeugung, dass die Leiche nur im näheren Umfeld liegen könne. Bereits am Dienstag hatten die Beamten eine erneute Suche im Haus begonnen, weil sich der letztlich erfolglos gebliebene Einsatz eines Geo-Radargerätes auf dem Grundstück durch einen Defekt verzögert hatte.
Opfer vergewaltigt
Die Eltern von Alexandra Ryll seien als erste über den Leichenfund im Keller informiert worden und hätten die Nachricht "gefasst aufgenommen", erklärten die Ermittler. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Jens S. sein Opfer vergewaltigt und zur Verdeckung der Straftat ermordet hat. Der inzwischen 39-Jährige ist noch nicht wieder vernommen worden. Dazu müsse erst ein Termin mit dessen Anwalt vereinbart werden, so Neufang. Jens S. sitzt derzeit wegen versuchter Vergewaltigung seiner früheren Lebensgefährtin in Haft. Deren Anzeige war es im August, die die Ermittler auf seine Spur im Fall Ryll gebracht hatte.
Im Keller des Tatverdächtigen sollen nun weitere Spuren gesichert werden - auch um weitere Straftaten auszuschließen. Dass er einen Komplizen hatte, schließt die Polizei aus.