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Kriminalität Kriminalität: Freiwilliger DNA-Test klärt den Mord an Anja Blum

Von Katrin Löwe 08.07.2005, 17:37

Stendal/MZ. - Eine freiwilligabgegebene Speichelprobe hat der Polizei zurAufklärung des Mordes an Anja Blum aus Rietzel(Jerichower Land) verholfen. Ein 23-jährigerNachbar der Getöteten hatte sich damit offenbarvom Verdacht befreien wollen, im März in seinemHeimatort in ein Haus eingebrochen zu sein.Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in Stendal erklärten, konnten ihm mit derDNA-Probe nun eine Vergewaltigung im Jahr2004 und der Mord an der 20-Jährigen nachgewiesenwerden. Anja Blum war in der Nacht zum 11. Juniverschwunden. An ihrer Unterwäsche, die inder Wohnung des Verdächtigen gefunden wurde,wies die Polizei die DNA von Opfer und Täternach. Sie geht davon aus, dass der Mann diejunge Frau sexuell missbraucht und dann getötethat.

Sven B. aus Rietzel sitzt seit Freitag nicht mehr nur wegen Vergewaltigung hinter Gittern. Es wird einen Antrag auf Haftbefehl wegen Mordes geben, kündigte Oberstaatsanwältin Uta Wilkmann auf einer Pressekonferenz in Stendal an. Die Polizei ist sicher, in dem 23-Jährigen den Mörder von Anja Blum gefunden zu haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass er sein Opfer missbraucht und getötet hat. B. kannte als Nachbar die Lebensgewohnheiten der 20-Jährigen. "Das hat er wohl genutzt", so Kriminalhauptkommissar Rolf Rohlfing.

DNA analysiert

Überführt hat die Mordkommission "Anja" den Rietzelner dank einer DNA-Probe. Die hatte er freiwillig abgegeben, als er wegen eines im März verübten Einbruchs in ein Wohnhaus seines Heimatortes in Verdacht geraten war. Ende Juni war die DNA von der Polizei beim Landeskriminalamt eingereicht worden. Der Diebstahl einer Bockbüchsflinte aus dem Haus konnte dem Mann nicht nachgewiesen werden. Stattdessen brachte die Auswertung der Speichelprobe Sven B. mit der Vergewaltigung einer 60-Jährigen in Reesen (Jerichower Land) im September 2004 und dem Mord an Anja Blum in Verbindung. In der Wohnung von B. war am Montag Unterwäsche der 20-Jährigen gefunden worden, an der sich sowohl seine als auch die DNA des Opfers befand.

Zur Todesursache machte die Polizei keine Angaben. "Die Ergebnisse der feingeweblichen Untersuchungen stehen aus", so Wilkmann. Auch Tathergang und Motiv sind unklar. Der Rietzelner bestreitet beharrlich alle Vorwürfe. Mit dem Ergebnis des neuen DNA-Tests war er am Freitag aber noch nicht konfrontiert worden.

Kein Alibi für Tatzeit

Ein Alibi fehlt dem mutmaßlichen Täter. Zwar erzählte er, in der fraglichen Nacht mit dem Rad nach Burg gefahren zu sein, dafür gebe es aber keine Zeugen, so Rohlfing. Die Polizei werde nun prüfen, ob es weitere ungeklärte Sexualstraftaten gibt. Dabei gehen die Ermittler davon aus, dass B. einen geringen Bewegungsradius hatte - er besitzt weder Auto noch Führerschein.

Wie Sven B. die Leiche Anja Blums nach Hohenseeden brachte, ist offen. Dort hatte ein Spaziergänger die unbekleidete Leiche am 26. Juni in einem See gefunden, zehn Kilometer von Rietzel entfernt. Hinweise auf weitere Beteiligte gebe es nicht, hieß es. Anja Blum war nach einem Diskobesuch in der Nacht zum 11. Juni vor ihrem Elternhaus in Rietzel verschwunden.

Die getötete 20-jährige Anja Blum aus Rietzel (Jerichower Land) (Archivfoto: dpa)
Die getötete 20-jährige Anja Blum aus Rietzel (Jerichower Land) (Archivfoto: dpa)
Polizei