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Krankenversicherung in Sachsen-Anhalt Krankenversicherung in Sachsen-Anhalt: Ohne elektronische Gesundheitskarte wird Arztbesuch teuer

09.12.2014, 06:00
Eine elektronische Gesundheitskarte der Techniker Krankenkasse steckt in einem Lesegerät.
Eine elektronische Gesundheitskarte der Techniker Krankenkasse steckt in einem Lesegerät. dpa Lizenz

Magdeburg - In rund drei Wochen ist die elektronische Gesundheitskarte Pflicht - aber noch immer haben Zehntausende Sachsen-Anhalter keine. Versicherte aller großen gesetzlichen Krankenkassen im Land sind betroffen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Von Januar an werde gesetzlich krankenversicherten Patienten der Besuch beim Arzt oder Psychotherapeuten nur noch mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) samt Lichtbild erstattet. Die alten Chipkarten sind dann ungültig. Für Sachsen-Anhalter, die es bisher versäumt haben, eine Karte zu beantragen, wird es eng.

Privatrechnung beim Arzt ohne elektronische Karte

Rund 7 000 Versicherte der AOK Sachsen-Anhalt besitzen die eGK noch nicht. Bei Sachsen-Anhalts größter Krankenkasse entspricht dies etwa einem Prozent der Kunden, wie die AOK mitteilte. „Versicherte, die ab 1.Januar 2015 bei einem Arztbesuch nicht die eGK vorlegen können, müssen mit einer Privatrechnung rechnen, an der sich die Krankenkassen nicht beteiligen“, sagte AOK-Sprecher Andreas Arnsfeld.

Den Versicherten nur das Geld für das Passbild. Die Kassen müssen für die Anfertigung einer Karte etwa zwei Euro bezahlen. Ferner überweisen sie pro Jahr und pro Kassenmitglied nochmals etwa zwei Euro an die Firma gematik, die sich um die Telematikanwendungen kümmert.

Die Bundesregierung attestiert den gespeicherten Daten ein „sehr hohes Schutzniveau“. Durch den Mikroprozessor seien die Daten für Dritte unlesbar. Um auf die medizinischen Daten zugreifen zu können, müssen der elektronische Arztausweis und die Gesundheitskarte zusammen in das Kartenterminal geschoben werden. Der Versicherte muss dem Datenzugriff später durch die Eingabe einer PIN-Nummer zustimmen, es sei denn, es liegt ein Notfall vor.

Nein. Verpflichtend ist nur die Speicherung der Stammdaten. Alle anderen medizinischen Informationen werden künftig nur auf ausdrücklichen Wunsch des Versicherten gespeichert.

Nein, auch das Abwickeln von Rezepten und die elektronische Patientenakte wurden auf ungewisse Zeit verschoben.

Die Gesundheitskarte enthält einen Mikroprozessor, der es künftig ermöglicht, sensible Gesundheitsdaten zu verschlüsseln und zu schützen. So können die Stammdaten der Versicherten regelmäßig online aktualisiert werden; das erspart etwa bei einem Umzug den bisherigen Kartenaustausch. Die Versicherten können künftig auch freiwillig Notfalldaten etwa zu Vorerkrankungen, Allergien oder Blutgruppe speichern lassen. Auch die Bereitschaft zur Organspende oder der Impfstatus könnten theoretisch auf der Gesundheitskarte dokumentiert werden. Zudem soll die Gesundheitskarte den Online-Austausch zwischen Ärzten ermöglichen, um etwa Befunde oder Röntgenbilder zügig zu übermitteln. All diese Funktionen sind aus technischen Gründen aber frühestens in zwei Jahren möglich.

Vorerst sind nur übliche Stammdaten wie Name, Geburtsdatum, Geschlecht, Adresse und Krankenversicherungsnummer gespeichert, die auch auf den bisherigen Chipkarten enthalten waren. Die augenfälligste Neuerung ist ein Foto des Versicherten. Ausgenommen sind Kinder unter 15 Jahre und Versicherte, die an der Erstellung eines Fotos nicht mitwirken können, wie Bettlägerige. Auf der Rückseite ist die Europäische Krankenversichertenkarte aufgedruckt.

Die zweitgrößte Krankenkasse Sachsen-Anhalts, die IKK gesund plus, hat ihre säumigen Versicherten vier Mal angeschrieben und sie auf die neue Karte hingewiesen. Noch hätten knapp drei Prozent der landesweit 300 000 Versicherten noch kein Lichtbild eingereicht und daher keine aktuelle Karte ausgestellt bekommen, berichtete Sprecher Gunnar Mollenhauer. Ein Lichtbild könne in den Geschäftsstellen abgegeben werden. Bis zur neuen Karte dauere es dann eine Woche.

Neue Karte soll Missbrauch und Mehrfachnutzung ausschließen

Wie bei der Kaufmännischen Krankenkasse KKH sind auch bei der Barmer GEK etwa zwei Prozent der Versicherten noch ohne elektronische Gesundheitskarte. Die neue Gesundheitskarte solle Missbrauch und Mehrfachbenutzung ausschließen, sagte KKH-Sprecher Simon Kopelke. Daher sei auch das Lichtbild auf der Vorderseite angebracht. „In Zukunft ist es denkbar, dass auf der Gesundheitskarte auch Röntgenbilder gespeichert werden oder elektronische Rezepte“, sagte Kopelke. Im kommenden Jahr werden diese Funktionen aber nicht mehr freigeschaltet.

„Der Zeitpunkt, bis dann endlich alle Funktionen genutzt werden können, liegt noch in den Sternen“, sagte Volker Schmeichel, stellvertretender Leiter des Verbands der Ersatzkassen Sachsen-Anhalts (vdek), ein Interessensverband der Kassen des Landes. Die elektronische Gesundheitskarte sei schon im Jahr 2002 angedacht gewesen, aber sei seither von Interessensparteien verhindert und verzögert worden. „Bis wir zu der Karte überhaupt gekommen sind, gab es ein Hauen und Stechen“, sagte Schmeichel. „Das war und ist eine Riesen-Baustelle.“ Ursprünglich sollte die eGK im Jahr 2006 eingeführt werden. (dpa)