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Kinderschutzbund Kinderschutzbund: Gewalt in Familien nimmt zu

Von Sabine Fuchs 20.09.2012, 05:53

Magdeburg/dpa. - Der Kinderschutzbund Sachsen-Anhalts beklagt eine zunehmende Gewalt gegenüber Kindern. “Es ist erschreckend, welches Ausmaß sie teilweise angenommen hat“, sagte der Vorsitzende des Bundes, Wolfgang Berzau, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Ein Ausdruck dessen sei, dass die Zahl der Fälle, in denen Kinder von ihren Eltern weggenommen und dann in Heime oder zu Pflegeeltern gebracht werden müssen, steigt. Laut Statistischem Landesamt lag sie im Jahr 2006 bei 934 und im Jahr 2011 bei 1155.

Doch nicht nur die Gewalt von Erwachsenen gegenüber den jüngsten der Gesellschaft sei gestiegen, sondern auch die Aggressivität der Kinder untereinander. „Es ist ein deutlicher Werteverlust zu verzeichnen“, sagte Berzau anlässlich des Weltkindertages (20. September).

„Die Kinder müssen von früh auf lernen, Konflikte zu bewältigen“, sagte Berzau. Das könne Gewalt senken. Dazu müssten die Kinder aber auch stärker in sie betreffende Entscheidungen von Familie und Gesellschaft einbezogen werden. Das geschehe noch viel zu wenig. Dabei könne dies durchaus befruchtend für alle sein, da Kinder eine ganz andere Sicht auf die Dinge haben.

„Gewalt bedeutet nicht allein Schläge oder sexuellen Missbrauch“, betonte Berzau. Auch Vernachlässigung und Nichtbeachtung seien Formen der Gewalt. „Viele Eltern kümmerten sich dagegen zu wenig um ihre Kinder und zeigen auch zu wenig Interesse für deren Belange“, sagte Berzau. Die Kinder würden quasi mit Laptop oder Fernseher ab- und ruhiggestellt. „Doch steht ein Fernseher im Kinderzimmer, hat man schon verloren“, sagte Berzau.

Eine Gefahr für zunehmende Gewalt sieht Berzau in der steigenden Armut in Sachsen-Anhalt. So wüchsen derzeit 33 Prozent der Kinder im Land bis zu drei Jahren in ärmlichen Verhältnissen auf, bundesweit seien es 28 Prozent. „Doch wer arm ist, ist meist auch macht- und hilflos und deshalb stärker zur Gewalt bereit“, sagte Berzau.