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Jugendliche vor Landgericht Halle Jugendliche vor Landgericht Halle: Schockierende Details im Mordprozess

Von Jan Wätzold 05.02.2002, 15:57
Die wegen Mordes angeklagten drei Jugendlichen
Die wegen Mordes angeklagten drei Jugendlichen dpa

Halle/MZ. - Der Fall, dessen nach und nach an die Öffentlichkeitgelangten Details schon damals für erheblichesAufsehen gesorgt hatten, dürfte nach der Eröffnung am Dienstag des gegen die Täter geführten Prozessesnoch weniger in Vergessenheit geraten. AchtSeiten lang war die Anklageschrift, die OberstaatsanwaltIngo Sierth zu Beginn der vorerst auf sechsSitzungstage angesetzten Verhandlung verlas.Minutiös schilderte der Anklagevertreter diedem Trio zur Last gelegten Verbrechen. VomBruch des Unterkiefers des Opfers über unzählige Schläge undTritte bis hin zur Verbrennung und Verätzungvon W.s Körper mit Hilfe von Schuhspray, Abflussreinigerund anderen Haushaltchemikalien. Während dieBesucher der vor der 4. Großen Strafkammerdes Landgerichts geführten Verhandlung währendSierths Vortrag mitunter die Gesichter inden Händen vergruben und die als Nebenklägerinauftretende Tochter des Opfers in Tränen ausbrach,zeigten die Angeklagten kaum Emotionen.

Ein Eindruck, den Tobias F. - mutmaßlicherHaupttäter und Initiator der fast 30-stündigenMisshandlung - während der anschließendenVernehmung kaum auszuräumen vermochte. Schleppend,aber ohne äußere Anzeichen von Reue oder Mitgefühl,schilderte der heute 17-Jährige die Ereignissezwischen dem 5. August 2001 16 Uhr und demfolgenden Tag 21 Uhr. Auslöser, so F., seidie Tatsache gewesen, dass ihm W. sein Bierweggetrunken und seine Zigaretten weggerauchthabe. "Da habe ich ihn zweimal mit der Faustins Gesicht geschlagen." Anschließend seienvon ihm die beiden nun Mitangeklagten in jeneWohnung gerufen worden, in der sowohl er wieauch W. nur zur Untermiete gewohnt hätten.Die weiteren Angaben deckten sich weitgehendmit der Anklageschrift: Hans-Ulrich W. seiimmer wieder geschlagen und getreten, nacheinem Ausflug des Trios zum Bierkaufen angezündetund nach durchschlafener Nacht erneut gequältund erniedrigt worden.

Almut Reuter, Vorsitzende Richterin der mitdem Prozess betrauten Jugendkammer, wurdewährend des ersten Prozesstages nicht müde,sich bei dem einzigen aussagebereiten Angeklagtenimmer wieder vergeblich nach dem Motiv derTat zu erkundigen. "Die Frage nach dem Warumwerden sie noch öfter hören", ließ die Juristinden 17-Jährigen wissen. Das nächste Mal wohlam 12. Februar, wenn der Prozess im Saal 90fortgesetzt wird.