Jugendgefängnis Jugendgefängnis: Warum die JVA Raßnitz nur noch in zwei Berufen ausbildet

Magdeburg - Die Möglichkeiten einer Ausbildung hinter Gefängnismauern sind in der Jugendanstalt Raßnitz weniger geworden. Seit deren Eröffnung 2002 habe sich das Angebot für junge Strafgefangene von sechs auf zwei Berufe reduziert, wie aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage aus der Linken-Fraktion im Landtag hervorgeht. Aktuell sei es in dem Jugendgefängnis mit 382 Haftplätzen möglich, sich zum Tischler oder Bauten- und Objektbeschichter ausbilden zu lassen. Die Lehren zum Maler und Lackierer, Holzbaufacharbeiter, Gärtner und Anlagenmechaniker seien innerhalb der vergangenen 15 Jahre abgeschafft worden.
Mit dem reduzierten Angebot sei auf zwei Dinge reagiert worden: In vielen Fällen reiche die Haftzeit nicht aus, um die volle Ausbildungszeit bis zur Prüfung zu durchlaufen. Entlassene in eine laufende Ausbildungsmaßnahme in der freien Wirtschaft zu integrieren, gelinge nur in Einzelfällen, hieß es. Außerdem seien die Strafgefangenen zunehmend nicht leistungs-, team- und konfliktfähig - und damit auch kaum für eine Ausbildung geeignet. Sie brächten wenig Empathie, Toleranz, Selbstvertrauen, Kritikfähigkeit und Wertschätzung mit. Es müssten erst einmal Grundsozialkompetenzen vermittelt werden.
In Sachsen-Anhalt kümmert sich seit 2005 der Landesbetrieb für Beschäftigung und Bildung der Gefangenen um das Arbeitswesen in den vier Gefängnisstandorten Burg, Halle, Volkstedt und Raßnitz. Von den 100 Mitarbeitern stehen 20 für die berufliche Aus- und Weiterbildung zur Verfügung, zwölf davon in Raßnitz und acht in Halle. Die Ausbildung der Jugendstrafgefangenen erfolge in Ausbildungsgruppen mit bis zu zehn Teilnehmern. Zum Stichtag 1. Februar seien 291 der 382 Haftplätze in Raßnitz belegt gewesen. (dpa)
