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Jubiläum Jubiläum: «König Kurt» feiert seinen 80. Geburtstag

Von BERNHARD HONNIGFORT 27.01.2010, 19:26

DRESDEN/MZ. - Jüngst - beim Dresdner Semperopernball - wurden Kurt Biedenkopf und seine Frau Ingrid auf dem roten Teppich vor dem Eingang von hunderten Menschen so euphorisch begrüßt, als seien Hollywoodstars erschienen. Der kleine Mann im Smoking genoss es sichtlich. Er war wieder "König Kurt". Am Donnerstag wird Kurt Biedenkopf 80 Jahre alt.

Von 1990 bis 2002 regierte er in Sachsen. Er war ein Westimport, Uni-Rektor, Anwalt, Chemie-Manager und vor allem ein quirliger Politiker, der in der alten Bundesrepublik als Generalsekretär und Erneuerer der CDU in den Kohl-Jahren aufgestiegen war und dann an der CDU in Nordrhein-Westfalen und Helmut Kohl scheiterte.

Sachsens Ministerpräsident - das sollte die Rolle seines Lebens werden. Aus dem ewigen Querdenker wurde mit 60 Lebensjahren der kluge Landesvater, der die Sachsen in unübersichtlichen Zeiten mit explodierender Massenarbeitslosigkeit und wegbrechender Restindustrie an die Hand nahm. Die harte Arbeit im Hintergrund leistete sein Finanzminister Georg Milbradt. Beide waren ein unschlagbares Gespann, bis sie sich 2001 unheilbar zerstritten. Sie waren es, die in Sachsen die Autoindustrie wiederbelebten und Dresden mit Milliardensubventionen zum größten Mikroelektronikstandort Europas ausbauten.

Aber Biedenkopf konnte auch anders. Wenn ein CDU-Abgeordneter aufmüpfig wurde, erklärte ihm der Landesvater gerne in schneidendem Ton, wem er seinen Abgeordnetensessel zu verdanken habe. Seinen Niedergang in Sachsen hat Biedenkopf großenteils selbst verschuldet. Er wollte nicht gehen, als es am schönsten war. Der Christdemokrat Arnold Vaatz warf den ersten Stein, er verglich Biedenkopf mit dem tapsigen und gerne angetrunkenen Russen Boris Jelzin. Danach gab es kein Halten mehr.

Das Rebellenlager fütterte den SPD-Abgeordneten Karl Nolle mit heiklen Informationen - etwa über Biedenkopfs Dienst-Villa und seine geringe Miete. Plötzlich klebten an Biedenkopf Affären. Als er dann auch noch mit seiner Frau bei Ikea einen Rabatt aushandeln wollte, war der gute Ruf endgültig dahin. Er war am Ende.

Die Biedenkopfs sind in Dresden geblieben. Er hält Vorträge, schreibt Bücher, arbeitet als Anwalt und bastelt gelegentlich an der Modellbahn. Und manchmal - siehe Opernball - sonnt er sich im Glanz der Aufbaujahre.