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Horst Rehberger Horst Rehberger: Ein Mann geht seinen Weg

Von Steffen Reichert 21.04.2003, 20:30
Ein liberales Team, das unter großem Erfolgsdruck steht: Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Horst Rehberger (links) und der Investitionsbeauftragte des Landes, Rudolf Bohn. (Archivfoto: dpa)
Ein liberales Team, das unter großem Erfolgsdruck steht: Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Horst Rehberger (links) und der Investitionsbeauftragte des Landes, Rudolf Bohn. (Archivfoto: dpa) dpa

Magdeburg/MZ. - "Schauen Sie nur": Seite um Seite hält Horst Rehberger die Entwürfe nach oben. Summe um Summe addiert Sachsen-Anhalts liberaler Wirtschaftsminister, um am Ende seiner langatmigen Erklärungen das längst fertige Urteil präsentieren zu können. Wenn die Höppner-Regierung vor Jahresfrist zig Tausende von Euro für eine Anzeigenkampagne geplant habe, dann könne sein Vorhaben doch gar nicht falsch gewesen sein...

Es ist Dienstag mittag voriger Woche, und Horst Rehberger redet sich in Rage. Vor ihm sitzen in der Landespressekonferenz ein Dutzend Journalisten und etliche Referenten. Wortreich wie immer versucht der 64-Jährige, ihnen zu erklären, warum auf seine Initiative hin ein Vertrag mit der Berliner Firma WMP geschlossen wurde. Ein Vertrag, von dem keiner der Kollegen etwas wusste und der deshalb im Kabinett zum offenen Schlagabtausch führte.

Alles wird gut. Das jedenfalls lässt Rehberger mit seinem Auftritt vermuten und präsentiert damit eine Variante, die von den anwesenden Regierungsvertretern unwidersprochen bleibt. Doch der Schönheitsfehler ist offenkundig. Denn der gelernte Jurist verbreitet auf dieser Pressekonferenz gerade eine Version von Verabredungen, die offenbar nicht identisch ist mit dem, was Stunden zuvor im Kabinett besprochen worden ist. Nur: Der Regierungschef ist da schon dienstlich außer Landes, sein Stellvertreter heißt ausgerechnet: Horst Rehberger. Es fehlt an Führung.

Aber so ist der Politiker eben, wenn er für die Sache streitet. Und Rehberger streitet oft. Hartnäckig, fast schon trotzig, platziert er immer wieder seine Botschaft. "Sachsen-Anhalt soll ein Musterland für Investoren werden", heißt der Satz, den er bei keinem öffentlichen Termin ausgelassen hat, schon gar nicht bei einem Interview. Ein Satz, der nach monatelangem Gebrauch abgelöst worden ist von der Formulierung, dass sein Ministerium noch etliches "in der Pipeline" habe. Es ist eine Formulierung, die auch der eher im Verborgenen agierende Investitionsbeauftragte des Landes Sachsen-Anhalt, FDP-Mann Rudolf Bohn, Wissbegierigen gegenüber immer wieder gern gebraucht.

Freilich ist der Erfolgsdruck, der auf Rehberger und Bohn lastet, enorm. Das Erbe, das sie angetreten haben, wiegt immens schwer. Doch all dem zum Trotz versteht es Rehberger bestens, Erfolge seiner Amtszeit mit Hilfe vieler Diagramme statistisch zu untermauern. Auch wenn da unter Umständen schonmal die Ansiedlung des milliardenschweren Zellstoffwerkes in Arneburg eingerechnet wird, die offenkundig von Rehbergers SPD-Vorgängerin Katrin Budde auf den Weg gebracht worden ist. Und dass er mit seinem unabgestimmten Vorstoß für eine Bundesratsinitiative zur Änderung des Ladenschlussgesetzes die Staatskanzlei düpierte und sich damit selbst zum Dauerthema machte - was soll's. Horst Rehberger geht seinen Weg.

Unbelehrbar, wie mancher aus dem engeren Umfeld meint. Aber wenigstens die Richtung stimmt, attestieren ihm andere. Vor allem die Unternehmer des Landes bescheinigen ihm, dass sich in seiner Amtszeit das Klima für Investoren deutlich verbessert habe und dass es Gesetze wie das zur Erleichterung von Investitionen gibt. Deshalb und nur deshalb lässt sich Rehberger nicht beirren. Denn am Ende, das ahnt der Ressortchef, könnte seine Botschaft verfangen.

Doch am Ende zählen nachprüfbare Fakten. Zwar hat Sachsen-Anhalt die psychologisch verheerende rote Laterne in Sachen Arbeitslosigkeit an Mecklenburg-Vorpommern abgegeben, doch nie zuvor waren so viele Menschen im Land ohne Job wie derzeit. Rehberger, der im Oktober das offizielle Rentenalter erreicht, will genau das ändern. Also wirbelt er. Existenzgründeroffensive und Zukunftstechnologien, Innovation und Fördermittel heißen die Produkte, die er schon seit seiner ersten Amtszeit 1984 im Saarland unaufhaltsam wie ein Bauchladenhändler feilbietet.

Was Rehberger fehlt, sind nur noch die Kunden.