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Holger Stahlknecht Holger Stahlknecht: Der Reserveoffizier

Von HENDRIK KRANERT-RYDZY 18.04.2011, 20:48

WELLEN/MZ. - Und ab Dienstag aller Voraussicht nach neuer Innenminister von Sachsen-Anhalt. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer konsequent vorangetriebenen Karriere. Eine, auf die man in der CDU nicht ohne Neid blickt.

Der Hannoveraner lebt seit 1995 in Sachsen-Anhalt. In Wellen, einem kleinen Bördedorf, mit Ehefrau Barbie und zwei Söhnen. 1999 engagierte sich Stahlknecht, der bis dahin keiner Partei angehörte und auch nicht in die Politik gehen wollte, erstmals für eine Wählervereinigung. Nach ein paar Rotwein lässt er sich für eine Kandidatur im Gemeinderat überreden - und holt das beste Ergebnis. Gleiches schafft der Klavierspieler und Klassikliebhaber wenige Monate später auch, als es um das Bürgermeisteramt geht. Mit über 90 Prozent schlägt er zwei Einheimische aus dem Rennen.

Wer Stahlknecht in Magdeburg trifft, kann sich darüber nur wundern: Der knapp 1,90 große, drahtige Typ - immer perfekt rasiert und frisiert - trägt Maßhemden und zelebriert das Pfeiferauchen. Kompetenz definiere sich auch über persönlichen Stil, sagt Stahlknecht. Und schiebt nach: "Ich kann aber beides." Heißt: zu Hause eben auch Jeans und Turnschuhe tragen. Es gab mal ein Foto auf seiner Internetseite, da prostet er sich mit seiner Frau, mit der er auch zur Jagd geht, mit einem Bier zu.

2002 zog Stahlknecht, erst seit einem Jahr Mitglied der CDU, in den Landtag ein. 2006 holte er das beste Wahlergebnis für die Union, 2011 konnte er das wiederholen. Spätestens seit 2006 war daher klar, dass man an einem wie ihm nicht mehr vorbei kommt. Schon damals soll Ministerpräsident Wolfgang Böhmer vorgeschlagen haben, dass Stahlknecht Fraktionschef wird. Doch Amtsinhaber Jürgen Scharf wollte nicht weichen. Stahlknecht reagierte verärgert und soll daraufhin nach Aussagen von Beteiligten von Böhmer mit Missfallensbekundungen bedacht worden sein. Ein Jahr später scheiterte Stahlknecht damit, Scharf in einer Kampfkandidatur abzulösen. Viele in der Fraktion fürchteten wohl, dass die quasi führungslosen Zeiten vorbei wären, wenn Stahlknecht dran käme. Denn dieser polarisiert und ist ein Freund deutlicher Worte. Überliefert ist etwa, dass er zwei miteinander quasselnden Abgeordneten anherrschte, jetzt endlich mal die Klappe zu halten. Doch Stahlknecht kann sich auch unterordnen. Nach der verlorenen Wahl gegen Scharf sicherte er diesem seine Loyalität zu - und hielt sich daran. Selbst in der SPD ist Stahlknecht trotz seines bisweilen arrogant wirkenden Auftretens ein geschätzter Gesprächspartner. "Auf Absprachen mit ihm kann man sich verlassen", lobte SPD-Fraktionschefin Katrin Budde.

"Ich versuche immer perfekt zu sein", sagt Stahlknecht. Und bemüht sich gleichzeitig, die Sorge zu zerstreuen, mit ihm zöge ein "Law-and-Order"-Politiker ins Innenministerium ein: "Freiheit ist mit Ordnung und Sicherheit möglich. Aber ohne Freiheit sind Ordnung und Sicherheit nichts wert."