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Höhlenführerin im Harz Höhlenführerin im Harz: Mit lauter Stimme durch dunkle Grotten

Von Sabrina Gorges 18.11.2003, 06:55
Die Höhlenführerin Ute Fricke sitzt am 13.11.2003 in der Hermannshöhle in Rübeland (Landkreis Wernigerode) und lacht in die Kamera des Fotografen. (Foto: dpa)
Die Höhlenführerin Ute Fricke sitzt am 13.11.2003 in der Hermannshöhle in Rübeland (Landkreis Wernigerode) und lacht in die Kamera des Fotografen. (Foto: dpa) dpa

Rübeland/dpa. - Bei dem Rundgang durch die Schauhöhle, die 1866entdeckt wurde, vermittelt sie Besuchern die Schönheiten desTropfsteinschmucks. Die Hermannshöhle ist zusammen mit der kleinerenund älteren Baumannhöhle das Wahrzeichen der kleinen HarzgemeindeRübeland und seit 1890 begehbar.

Die 37-jährige Fricke kam an ihre Aufgabe in der RübeländerHermannshöhle eher durch Zufall. «Als gelernte Zahntechnikerin habeich nicht unbedingt geglaubt, einmal Menschen durch eine Höhle zuführen», sagt Fricke. Erst der Babyurlaub einer Kollegin brachte dieHöhlenliebhaberin 1989 in die Dunkelheit der Hermannshöhle. «Fastalles was ich den Besuchern heute erzähle, habe ich aus Büchernzusammengetragen.» Und mit einem Lächeln fügt sie hinzu: «Mit Wasserkenne ich mich ja aus, denn als geborene Mecklenburgerin bin ichdamit groß geworden.» Heute führt Fricke neben Besuchern ausDeutschland auch internationales Publikum durch die RübeländerSchauhöhle.

Mit klarer, kräftiger Stimme begleitet Fricke die Besuchergruppewährend des etwa 900 Meter langen Rundgangs. Eine Stunde lang erklärtsie den staunenden Besuchern die Unterschiede von Stalaktiten undStalagmiten - den von oben und von unten wachsenden Tropfsteinen -die in der Höhle zu teilweise grotesken Gebilden verwachsen sind.Immer wieder hat sie dabei auch einen Scherz auf den Lippen.

«Routine darf ich als Führerin nicht zulassen», erklärt sie. «Ichhabe immer neue Gäste vor mir, und jeder muss das Gefühl haben, dererste in der Höhle zu sein.» Außerdem muss sie die Geschichten aufihren Rundgängen den Zuhörern anpassen. «Mit Kindern hier unten langzu gehen, macht am meisten Spaß», sagt Fricke. «Sie haben einegrenzenlose Fantasie und entdecken oft neue Dinge.»

Am Tag absolviert die Höhlenkennerin bei konstanten acht GradCelsius zwischen fünf und sieben Führungen. Immer dabei: Ihre dickeJacke. «Der Job ist für mich mehr als ein Job», sagt Fricke. «Ichwill jede Frage beantworten können und ohne Eigeninitiative ist dasnicht möglich.» Wie viel ihr die Höhlen wirklich bedeuten zeigt dieTatsache, dass sie auch den Bund fürs Leben unter der Erdegeschlossen hat. Im Jahr 2000 gab Fricke einem Höhlenforscher in derbenachbarten Baumannshöhle das Ja-Wort. «Für uns beide war klar: Wennwir heiraten, dann in einem dunklen Loch», schmunzelt sie. «Höhlensind einfach mein Leben.» Auch den traditionellen Hochzeitstanzmachte das Ehepaar Fricke auf glitschigem Höhlenboden.