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Hochwasser in Sachsen Hochwasser in Sachsen: Zwischen Bangen und Aufatmen

Von Simona Block und Birgit Zimmermann 04.06.2013, 06:41
Helfer und Schaulustige stehen am Terrassenufer in Dresden (Sachsen) und verfolgen die Entwicklung des Hochwasser.
Helfer und Schaulustige stehen am Terrassenufer in Dresden (Sachsen) und verfolgen die Entwicklung des Hochwasser. dpa Lizenz

Dresden/Meißen/Görlitz/dpa - Erstes Aufatmen in der Region Leipzig, weiteres Bangen in Dresden: Die Hochwassersituation in Sachsen ist geteilt. Während sich die Lage an der Vereinigten Mulde, Weißer Elster, Elbe-Nebenflüssen und Lausitzer Neiße am Dienstag langsam entspannte, wuchs entlang der Elbe die Sorge angesichts noch zu erwartender Wassermassen. Die Behörden stellten sich hier auf eine Dimension der verheerenden Flut von 2002 ein. Die Hydrologen gingen aber noch davon aus, dass die Werte nicht erreicht werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versuchte, den Menschen bei einem Besuch in Pirna Mut zu machen und versprach Hilfe des Bundes.

In den Landkreisen Görlitz und Mittelsachsen sowie im Osterzgebirge und Teilen des Kreises Leipzig wurde inzwischen der Katastrophenalarm aufgehoben. In Grimma (Kreis Leipzig), das zum zweiten Mal innerhalb von elf Jahren überschwemmt worden war, begann am Dienstag das Aufräumen. Die ersten Bewohner durften ihre Wohnungen wieder betreten. Ernst, aber stabil war die Lage an der Weißen Elster in Leipzig. Die Deiche hielten, stabilisiert von Sandsäcken, die unzählige Helfer gefüllt und gestapelt hatten. 25 Kindergärten und sechs Schulen in Leipzig blieben geschlossen. Die höchste Hochwasseralarmstufe 4 war landesweit noch an neun Pegeln überschritten.

Größte Sorge bereitete die stetig anschwellende Elbe. Viele Orte in der Sächsischen Schweiz, einem beliebten Touristen- und Ausflugsziel, standen unter Wasser, auch die Altstädte von Pirna und Meißen füllten sich stündlich mehr mit der braunen Brühe. Ganze Wohngebiete wurden evakuiert. Auch die Landeshauptstadt Dresden bereitete sich auf den schlimmsten Fall vor. Das Wasserwerk Tolkewitz am Fluss wurde abgestellt, das Oberlandesgericht stellte seinen Dienstbetrieb bis Ende der Woche ein.

Bis Mittwochabend sollte der Wasserstand der Elbe am Pegel Dresden laut Landeshochwasserzentrum auf bis zu 8,60 Meter steigen, für Riesa wurden 9,65 Meter und in Torgau (Nordsachsen) bis zu 8,70 Meter vorhergesagt. Im tschechischen Usti nad Labem gehen die dortigen Behörden von einem Anstieg um weitere knapp zwei Meter aus. „Das wird sich auch an unseren Pegeln fortsetzen“, sagte eine Sprecherin. Prognosen zum Höchststand seien nach wie vor nicht möglich. In Dresden wurden um 16 Uhr 7,71 Meter gemessen. Normal sind knapp 2 Meter.

Weitere Bewohner in flussnahen Stadtteilen wurden in Sicherheit gebracht, weitere Evakuierungen auch von Krankenhäusern vorbereitet. Beim Besuch im Elbtal in Pirna sagte Bundeskanzlerin Merkel wie zuvor in Passau (Bayern) finanzielle Hilfe der Bundesregierung zu. „Es geht hier um sehr schnelle und unbürokratische Hilfe“, erklärte sie. Unklar ist, wie viel Geld nach Sachsen fließt. Das Kabinett in Dresden beschloss ein Soforthilfeprogramm über 30 Millionen Euro. In Not geratenen Bürgern soll von Donnerstag an daraus ein Handgeld für Schäden der privaten Haushalte und am Hausrat ausgezahlt werden.

An Freiberger und Zwickauer Mulde ging der Wasserstand wieder zurück. Kurzzeitige Anstiege durch Schauer und Gewitter könnten das höchstens verzögern, wie das Landeshochwasserzentrum mitteilte. „Fast überall entspannt sich die Lage, nur an der Elbe wird es dramatischer“, sagte eine Sprecherin. Auf tschechischer Seite habe sich noch immer kein Scheitel ausgebildet. „Er kommt nicht vor Donnerstag und wird langgestreckt sein“, sagte sie. „Das bedeutet Höchststand über einen längeren Zeitraum.“

Landesweit sind laut Innenministerium 9425 Rettungskräfte im Einsatz sowie 1100 Feuerwehrleute aus ganz Deutschland. 2400 Soldaten helfen im Kampf gegen das Hochwasser, teilte die Bundeswehr in Berlin mit. „Es gibt keine Toten und keine polizeilich als vermisst gemeldeten Menschen“, sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU). Rund 10 000 Menschen seien von Evakuierungen betroffen und Tausende materiell durch das Hochwasser geschädigt. Von den 4 Millionen zur Verfügung stehenden Sandsäcken sind 1,58 Millionen ausgereicht.

Hochwasser steht in den Straßen von Königstein an der Elbe in Sachsen.
Hochwasser steht in den Straßen von Königstein an der Elbe in Sachsen.
dpa Lizenz