Heuersdorf in Sachsen Heuersdorf in Sachsen: Kirche rollt die ersten Meter

Heuersdorf/dpa. - Die Kirche im sächsischen Heuersdorf ist für ihren Umzug in das zwölf Kilometer entfernte Borna sicher verladen worden. In mehrstündiger Millimeterarbeit setzten die Spezialisten der Mammoet Deutschland GmbH aus Leuna am Dienstag das fast 1000Tonnen schwere Gotteshaus auf einen Schwerlasttransporter. «Mit der Anhebung des Gebäudes und dem erfolgreichen Absetzen ist der erste kritische Punkt des Transports überstanden», sagte Geschäftsführer Uwe Wenzel.
Die 750 Jahre alte Emmauskirche, die wie der gesamte Ort einemBraunkohletagebau weichen muss, sollte bis zum Abend 50 Meter weit auf eine dafür befestigte Parkfläche gefahren werden. Am Donnerstag wird sich der Transport dann in Bewegung setzen und voraussichtlich am Reformationstag (31. Oktober) sein Ziel in Borna erreichen. Die Kosten der Umsetzung, die die Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft MIBRAG trägt, sind mit drei Millionen Euro veranschlagt.
Für die Umsetzung waren komplizierte Vorarbeiten nötig. Zunächstwar eine Stahlkonstruktion unter das Gebäude gebaut worden. AmSonntag und Montag hatten Hydraulikpressen die Kirche um 1,60 Meter angehoben. «Parallel wurde der Transporter montiert und schließlich unter das Bauwerk gefahren», erläuterte der Technische Leiter des Projekts, Uwe Landgraf.
Bis zum Start am Donnerstag soll die Gesamtbreite des Transportsminimiert werden. «Wir müssen noch einige Stahlträger entfernen, die den Pressen als Auflagen dienten, damit wir die schmale Einfahrt zum Marktplatz in Borna passieren können», sagte Regina Meßinger, die für die MIBRAG den Kirchenumzug leitet. Selbst dann seien links und rechts zu den Häusern nur je zwei Zentimeter Abstand. «Das Nadelöhr haben wir uns für den Schluss aufgehoben.»
Zuvor gilt es, in mehreren Etappen die Flüsse Wyhra und Pleißesowie zwei Bahnübergänge zu passieren. «Für die Überquerung derBahnanlagen haben wir jeweils nur sechs bis sieben Stunden Zeit.Dieses kritische Zeitfenster versuchen wir einzuhalten», sagteMeßinger.
Der Kirchenumzug ist der Höhepunkt der Umsiedlung von Heuersdorf.Laut MIBRAG haben bisher mehr als 80 Prozent der einst 320 Einwohnerdas Dorf verlassen. Im Boden von Heuersdorf sollen mehr als 52Millionen Tonnen Braunkohle lagern. Erst ein Richterspruch desSächsischen Verfassungsgerichts im November 2005 hatte denzehnjährigen Streit um die Umsiedlung des Ortes beendet. Der TagebauVereinigtes Schleenhain wird voraussichtlich zum Jahresende 2007 dieOrtsgrenze von Heuersdorf erreichen. 2008 soll die Umsiedlungabgeschlossen sein.