Harz Harz: Ein Gigant wird 50 Jahre alt

Wendefurth/dpa. - Keine andere Talsperre in Deutschland ist höher als der Betonkolosszwischen Wendefurth und Rübeland. 106 Meter ragt die Staumauer in dieHöhe, auf 415 Metern rollt der Verkehr über das gigantischeSperrwerk. 100 Millionen Kubikmeter Wasser aus den HarzflüssenRappbode, Bode und Hassel staut die Mauer, die Hauptbauwerk eines aussechs Talsperren bestehenden Systems zur Trinkwasserversorgung ist.Die Rappbode gehört damit zu den größten Trinkwasserreservoirs in derBundesrepublik.
Am 1. September 1952 wurde der Grundstein für die Anlage gelegt.Die DDR sprach von einem «Großbau des Sozialismus», der nach siebenJahren Bauzeit am 3. Oktober 1959 in Betrieb ging. Mit dem Bau wurdeallerdings schon 1938 begonnen, doch die Wirren des ZweitenWeltkriegs zwangen die Bauherren 1942 zum Stopp. Zum 50. Geburtstagsoll der Betonriese am Wochenende in Laserstrahlen gehüllt und voneinem Feuerwerk erleuchtet werden. Neugierige können bei einem Tagder offenen Tür hinter die Kulissen der weitläufigen Anlage blickenund staunen.
Für Burkhard Henning vom Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt ist dieRappbodetalsperre vor allem ein unersetzlicher Trinkwasserspeicher.«Die Leitungen reichen bis nach Halle und Freyburg», sagt derGeschäftsführer. Das Wasser aus dem Harz ist weich, also wenigerkalkhaltig, und deshalb sehr beliebt. «Weit entfernte Gebiete werdenüber Fernleitungen mit Wasser versorgt, weil sie im Regenschatten desHarzes liegen», erläutert er.
Henning und sein Team des 1999 gegründeten Talsperrenbetriebshaben immer ein wachsames Auge auf den Giganten. Auf rund 2,2Kilometern Länge führen Gänge durch das Innere der in 30 Segmentegegliederten Staumauer. Für sie wurden rund 860 000 Kubikmeter Betonverarbeitet. Das entspricht ungefähr sechs Millionen gefülltenBadewannen. «In den vergangenen 13 Jahren haben wir 22 Millionen Euroin die Instandhaltung investiert», sagt der Experte. «Das Geld ist in60 Projekte geflossen.» So wurden die Mauerkrone erneuert, die Straßesaniert und mehr als 50 Jahre alte Messinstrumente ausgetauscht. «Ichweiß, dass sie mindestens noch einmal 50 Jahre durchhalten wird»,sagt Henning.
Die Rappbodetalsperre sorgt nicht nur für frisches Trinkwasser,sie schützt auch vor Hochwasser und ist für den Ausgleich des Bode-Pegels bei Niedrigwasser zuständig. «Wenn wir hier nicht regulierenkönnten, würde die Bode so manches mal austrocknen und das wärelandschaftsökologisch ein Desaster», sagt Henning. Seit Jahren wirdan Deutschlands höchster Talsperre auch Strom produziert. «Wir nutzendie enorme Kraft des aufgestauten Wassers und lassen es durchTurbinen laufen, die Generatoren eines Pumpspeicherwerks antreiben.»
Seit 50 Jahren ist die imposante Rappbodetalsperre immer einHalte- und Ausflugspunkt für Harz-Urlauber und der Blick über dieStaumauer ein beliebtes Fotomotiv. «Die zahlreichen Talsperren imHarzgebiet stellen neben ihrer Funktion im Bereich derTrinkwasserversorgung einen enormen touristischen Wert dar», sagt dieGeschäftsführerin des Harzer Verkehrsverbandes, Carola Schmidt. «Siegehören längst zu den Highlights im Landschaftsbild unserer Region.»