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Handwerk Handwerk: Vom Heizungsmonteur zum Kutscher

Von Jürgen Korsch 08.07.2002, 18:35
Der Kutscher Rüdiger Hasenbalg
Der Kutscher Rüdiger Hasenbalg dpa

Ilsenburg/Veckenstedt/dpa. - Mit seinen Kutsch- und Planwagenfahrten hat sich der 41-Jährigeselbst einen Traum erfüllt. «Ich wollte schon immer etwas mit Pferdenmachen, 1997 hatte ich die Chance dazu», erzählt Hasenbalg, der inVeckenstedt, einem kleinen Dorf im Nordharz wohnt. Damals bot sichihm die Gelegenheit, ein Grundstück mit Stallanlage in Eckertal naheIlsenburg zu erwerben. Hasenbalg hatte zuvor 20 Jahre alsHeizungsmonteur gearbeitet. Kurz entschlossen hängte er seinen altenBeruf an den Nagel und griff zu.

Die Stallanlage sollte der Ausgangspunkt des künftigenFuhrunternehmens sein. Mit zwei schweren Warmblütern, den so genanntenAlt Oldenburgern, und einem Wagen startete Hasenbalg sein Geschäft.Im Zeitalter von Hightech und schnellen Autos setzte derJungunternehmer auf Nostalgie mit Pferden. Die Kutschen baut er imWinter selbst, im Sommer wird gefahren.

Doch die ersten Jahre kam das Geschäft nicht auf Trab. «Es warganz schön bitter», erinnert sich der Kutscher. Hasenbalg bot seineDienste in Ilsenburg und der Nachbarstadt Bad Harzburg an. Doch eskamen zu wenige Fahrten zusammen. Erst allmählich kam der Aufschwung,die Nachfrage wuchs, nicht zuletzt durch eine neue Tour, die dieGäste zur Eckertalsperre im Nationalpark Hochharz führt.

In diesem Jahr kam eine weitere Nationalpark-Tour hinzu. Sie führtvon Ilsenburg zum Scharfenstein, einem malerischen Felsmassivunterhalb des Brockens. «Das ist einmalig», schwärmt der Kutscherselbst: «Erst die dichten Wälder des Ilsetals, dann die schöneAussicht auf Eckertal und Scharfenstein.» Wenn Hasenbalg so mitseinen Pferden in der Natur unterwegs ist, fühlt er sich glücklich.Dabei ist die Arbeit eines Fuhrunternehmers mit Pferden kaum in achtStunden zu schaffen.

Hasenbalg zählt mittlerweile elf Pferde in seinem Stall. Da heißtes früh aufstehen, den Stall machen, die Pferde füttern undeinspannen. Auch abends, wenn die Touristen längst wieder im Hotelsind, hat der Kutscher noch lange zu tun.

Um weitere Mitarbeiter einzustellen reichen die Gewinne nochnicht. Wenn große Gesellschaften zu fahren sind, und alle vierGespanne zum Einsatz kommen, hilft sich der Kutscher deshalb mitSaisonkräften aus. Und in der Heuernte, wenn es gilt schnell dasFutter für den Winter einzubringen, muss auch mal die ganze Familiemit ran. Bei aller Nostalgie verzichtet der Fuhrunternehmer auf eineSegnung der Neuzeit nicht - ein Handy ist immer dabei, ob im Stalloder auf dem Kutschbock. Es hilft bei der Terminplanung und sichertweitere Fahraufträge.