Halle-Bitterfeld Halle-Bitterfeld: Die Bahn baut auf Beton

Landsberg/MZ - Sieht aus wie eine Straße. Ist aber eine Bahntrasse. Bei der Komplettsanierung der Strecke Halle-Bitterfeld setzt die Deutsche Bahn AG auf Beton: Direkt darauf werden die Gleise verlegt. Ohne Schwellen und Schotterbett. „Das ist eine seit Jahren bewährte Bauweise auf Neubaustrecken“, sagt Falk Hebestreit von der Bahn-Tochter DB Netz, während neben ihm ein Bagger die nächste 6,50 Meter lange und 2,55 Meter breite vorgefertigte Gleistrageplatte in Position hebt.
Die Strecke wird wegen durchgerosteter Schwellen gesperrt.
Die Bahn kündigt an, die Schäden binnen einer Woche beheben zu wollen.
Die Strecke bleibt länger gesperrt. Die Schäden sind größer als angenommen.
Die Bahn stellt einen Notfahrplan mit eingleisigem Betrieb und Tempolimit in Aussicht.
Der Konzern rudert zurück und kündigt die Komplettsanierung an.
Keine Experimente mehr. Das ist die Devise der Bahn für die Pannenstrecke Halle-Bitterfeld. Auf einem 15 Kilometer langen Abschnitt war dort Mitte der 1990er Jahre eine damals moderne Technologie erprobt worden. Y-förmige Stahlschwellen waren auf einer Asphaltschicht verankert und in Schotter gebettet worden. Im August vorigen Jahres zog das Eisenbahnbundesamt buchstäblich die Notbremse: Die Schwellen waren so stark durchgerostet, dass an einen sicheren Betrieb nicht mehr zu denken war. Wasser war in die Konstruktion eingedrungen und hatte die Korrosion beschleunigt. Seitdem ist die Strecke voll gesperrt. Nicht nur Regionalbahnen, auch ICE-Züge zwischen Berlin und München werden über Delitzsch umgeleitet. Mehrere kleine Orte sind nur per Bus erreichbar.
Das soll so schnell nicht noch einmal passieren. Deshalb wird der Streckenabschnitt nun komplett neu gebaut - mit Beton. Das Material ist aus Sicht der Bahn über jeden Zweifel erhaben: „Was da eingebaut wird, unterliegt extremen Qualitätskontrollen, sowohl hersteller- als auch bahnseitig“, betont Hebestreit. Betonkrebs? Zu hundert Prozent ausschließen könne man nichts, sagt er. „Aber aus unserer Sicht ist das kein Thema.“
Gearbeitet wird rund um die Uhr, damit die Züge im dritten Quartal dieses Jahres wieder rollen können. Genauer will die Bahn sich nicht festlegen. Winterbedingt haben die Bautrupps derzeit vier Wochen Verzug. Läuft der Betrieb wieder, sind die Arbeiten noch nicht beendet. Im Juli soll ein Planverfahren zum Ausbau der Strecke für Tempo 200 beginnen. Bis 2017 werden wohl an einigen Stellen noch Lärmschutzwände errichtet. So lange will die Bahn mit der Wiederinbetriebnahme aber nicht warten.