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Freyburg Freyburg: Winzervereinigung trennt sich von Geschäftsführer

Von Gerd Stöckel 07.01.2014, 15:24
Blick auf einen Weinberg bei Freyburg (Unstrut). Das rund 660 Hektar große Anbaugebiet Saale-Unstrut gehört zu den kleineren Anbaugebieten in Deutschland.
Blick auf einen Weinberg bei Freyburg (Unstrut). Das rund 660 Hektar große Anbaugebiet Saale-Unstrut gehört zu den kleineren Anbaugebieten in Deutschland. dpa/archiv/symbolbild Lizenz

Freyburg/MZ - Die Winzervereinigung Freyburg, der größte Weinerzeuger im Osten Deutschlands, trennt sich mit sofortiger Wirkung von ihrem Geschäftsführer Gerald Lange. Das Unternehmen nennt „unterschiedliche Meinungen über die künftige Ausrichtung der Genossenschaft“ als Grund. Insider gehen davon aus, dass auch zwischenmenschliche Reibereien eine Rolle spielen.

Für Außenstehende kommt die Entscheidung allerdings sehr überraschend, hatte doch die Winzervereinigung unter Langes Leitung deutlich an Profil und Qualität gewonnen. Auch geschäftlich steht die Genossenschaft so gut da wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Zahlreiche umfängliche Investitionen ins Qualitätsmanagement fallen in die Zeit von Langes Wirken. Von 2007 bis 2009 hatte sich der Umsatz nach Unternehmensangaben um zwei Millionen Euro auf 8,8 Millionen Euro erhöht.
Und auch in Jahrgängen mit geringen Erträgen war von Umsatzeinbrüchen nicht die Rede. So attestiert Siegfried Boy, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft und Weinbaupräsident, dass Lange viel für die Winzervereinigung getan habe. Die Entscheidung, sich von Lange zu trennen, soll auf einer Sitzung des Aufsichtsrates, an der auch Boy teilgenommen hatte, gefallen sein. Als der Geschäftsführer gestern aus dem Urlaub zurückkehrte, soll ihm beschieden worden sein, er habe 20 Minuten, sein Büro zu räumen. „Ich bin schockiert“, erklärte Lange.

Der 57-Jährige hatte den Posten, auf dem es zuvor immer wieder Wechsel gegeben hatte, 2004 übernommen und ihn mit fast zehn Jahren bisher am längsten inne gehabt. Der promovierte Betriebswirt war vor 1990 wissenschaftlicher Oberassistent an der Hochschule Merseburg, ist seit 1990 Mitglied der Genossenschaft und war 1993 in den Aufsichtsrat gewählt worden. Vor seiner Tätigkeit als Geschäftsführer hatte Lange als Steuerberater gearbeitet.
Die Genossenschaftswinzer bewirtschaften eine Anbaufläche von 360 Hektar und damit fast die Hälfte des gesamten Anbaugebietes. Mit der Menge des Jahrgangs 2013 hatte sich Lange im November zufrieden gezeigt. Dennoch werde der Wein nicht ausreichen, um die Keller langfristig aufzufüllen, sagte er damals der MZ. Schon die Ernte im Vorjahr war schwach ausgefallen. Die Vorräte werden damit noch knapper. Die Genossenschaft benötigt jährlich 2,5 Millionen Liter, um mit dem Handel vereinbarte Mengen zu liefern. Ein Problem, dem sich nun erst einmal Boy stellen muss, der bis auf weiteres das operative Geschäft führt.