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Forstwirtschaft Forstwirtschaft: Brennholz aus dem Turbowald

Von Susanne Bernstein 28.05.2007, 17:28

Ziegelroda/Magdeburg/MZ. - Im Ziegelrodaer Forst (Landkreis Merseburg-Querfurt) wird experimentiert. Auf einem zirka drei Hektar großen Waldstück wachsen seit diesem Jahr Pappel- und Robinienstecklinge. Dort, wo bisher unter anderem Tannen gestanden haben, entsteht nun eine Energieholzplantage. Für Holger Koth, Leiter des verantwortlichen Forstbetriebes Süd, ein Novum und ein Versuch, der gestiegenen Holznachfrage entgegenzukommen. Aber auch eine Investition für die Zukunft. Koth: "In den nächsten Jahren wird es auf dem Energiemarkt einen Umbruch geben. Nachwachsende Rohstoffe werden eine bedeutende Rolle einnehmen."

Auf Energieholzplantagen werden schnell wachsende Baumarten wie Pappeln, Robinien oder Weiden angebaut. Bereits nach drei bis vier Jahren kann das Holz erstmals geerntet werden. "Und danach alle drei bis fünf Jahre", sagt der Forstbetriebsleiter. Laut Koth könne man pro Hektar zehn Tonnen Holz im Jahr ernten. Ein erneutes Aufforsten ist nicht nötig, da die Stämme wieder austreiben und das 20 bis 25 Jahre lang.

Da das geerntete Plantagenholz nicht den Heizwert von Eichen- oder Buchenholz erreicht, soll es größtenteils zu Hackschnitzeln verarbeitet werden und als Biomasse zur Energiegewinnung genutzt werden. Hochwertigeres Holz könne dann vor allem ausschließlich zur stofflichen Verwertung in der Industrie verwandt werden. "Plantagen werden zu einer Entlastung des Holzmarktes führen. Deshalb begrüßen wir diese Vorhaben", sagt Christian von Itzenplitz vom Zellstoffwerk in Stendal. Das Werk ist einer der größten Nadelholzabnehmer in Sachsen-Anhalt.

Doch noch ist die Plantagenfläche in Sachsen-Anhalt gering. Laut Landesforstbetrieb in Magdeburg existieren momentan etwa 20 Hektar. Neben den Flächen in Ziegelroda und Saurasen (Mansfelder Land) gibt es weitere kleine Versuchsflächen im Raum Tangerhütte. Und erst seit kurzem bilden 20 000 Pappelstecklinge in Halle-Neustadt eine etwa 0,8 Hektar große Versuchsfläche mitten in der Stadt. An der Stelle, wo noch vor einem Jahr ein Plattenbau stand. Bundesweit gibt es laut Henning Kurth, Landeskoordinator für nachwachsende Rohstoffe, 500 bis 600 Hektar Energieholzplantagen. Eine Zahl, die er sich in Zukunft für Sachsen-Anhalt wünscht.

Allerdings sollen Energieholzplantagen nicht nur für die Forstwirtschaft, sondern auch für Landwirte interessanter werden. Denn momentan sind Holzplantagen auf landwirtschaftlichen Flächen als nachwachsende Rohstoffe für Bauern nicht so rentabel wie Raps oder Mais. Der Grund hierfür ist das Bundeswaldgesetz, das eine Rückführung von Wald in eine Agrarfläche verhindert.

Das heißt: Werden Feldflächen durch das Pflanzen von Bäumen in Wald umgewandelt, ist eine Rückkehr zum Acker nicht mehr möglich. Das Risiko sei deshalb für die Landwirte momentan noch zu hoch, sagt Kurth. Das hat auch Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke (CDU) erkannt. Sie will deshalb in einer von ihr initiierten Bund-Länder-Arbeitsgruppe neue rechtliche Grundlagen für Holzplantagen erarbeiten. "Für Landwirte muss es möglich sein, wieder Obst- und Gemüse anzubauen, wenn das Holzgeschäft nicht mehr rentabel ist", sagte eine Sprecherin des Ministeriums.

Kurth zufolge ist die Holzproduktion auf landwirtschaftlichen Flächen in mehrerlei Hinsicht ökologischer als der Anbau von Raps und Mais. Holzplantagen bedürfen keiner Dünge- und Pflanzenschutzmittel. "So kommt es zu keiner Bodenbelastung durch Pestizide und Stickstoff", sagt Kurth. Auch würden die Plantagen die Artenvielfalt begünstigen.

Rüdiger Rosenthal, Pressesprecher des Naturschutzbundes BUND, warnt vor Baumplantagen auf landwirtschaftlichen Flächen: "Der größte Teil der Flächen muss für den Anbau von Nahrungsmitteln reserviert bleiben."