Forschen ohne Grenzen Forschen ohne Grenzen : Austausch von Expertenwissen zwischen Halle und Oxford

Halle (Saale) - Zwei altehrwürdige Universitätsstädte, gemeinsame Forschungsinteressen und der Austausch von Expertenwissen - das ist ab kommendem Jahr zwischen Halle und Oxford Realität. In einer Vortragsreihe besuchen Wissenschaftler aus England die Händelstadt und stellen ihre Forschung vor (siehe „Vortragsreihe“).
„Wir laden gute Leute ein und es kann jeder kommen, der sich dafür interessiert - vom Studenten über den Biotechnologen bis zum Informatiker“, sagt Stephan Feller. Der Professor für Tumorbiologie am Institut für Molekulare Medizin der Universität Halle hat auf inoffiziellem Weg seine Kontakte nach England genutzt. „Produktive wissenschaftliche Kooperationen entstehen vor allem durch gemeinschaftliche Interessen von Forschern, und nicht durch Verwaltungsakte oder unter Verschluss gehaltene Verträge“, weiß Feller aus Erfahrung.
Bevor er vor etwa einem Jahr nach Halle an die Medizinische Fakultät kam, hat er mehr als zehn Jahre in Oxford gearbeitet - an besagter Universität. Doch er hat auch einen persönlichen Bezug zu Halle: Seine Familie stammt aus der Region, sein Vater hat in Halle Medizin studiert, bevor die Familie noch vor dem Mauerbau in den Westen zog.
Bislang sind 2015 vier Vorträge in der „International Lecture Series“ geplant. Sie werden von Referenten aus Oxford im Großen Festsaal im Stadthaus in Halle, Marktplatz 2, in englischer Sprache gehalten. Die Veranstaltungen sind kostenlos und öffentlich:
Ab 18.30 Uhr: Eric O’Neill: „Genome instability of sporadic malignancies - Causes and a therapeutic advantage“
19 Uhr: Stefan Knapp: „Selective targeting of epigenetic reader domains of the bromo-domain family“
19 Uhr: Anna Schuh: „Development, validation and clinical evaluation of next generation sequencing technology for healthcare diagnostics“
19 Uhr: Tudor A. Fulga: „Deciphering microRNA genome regulation using high precision molecular scalpels“
Beim regelmäßig stattfindenden Stammtisch der Medizinischen Fakultät der Universität Halle sei die Verbesserung der Forschungslandschaft ein Thema gewesen, wozu auch gehöre, Kontakte internationaler zu gestalten, sagt Feller. Die Idee, sich mit Oxford auszutauschen, sei sowohl beim Dekanat und Fakultätsrat als auch in der Landespolitik in Magdeburg gut angekommen. „Halle hat durchaus gute Forschungsbereiche, gerade auch die Proteinforschung, mit denen man Oxford das Wasser reichen kann“, sagt der Dekan der Medizinischen Fakultät, Michael Gekle.
Das stärke zudem auch die akademische Atmosphäre in Halle. Es gebe das Angebot, Wissenschaftler nach Oxford zu schicken, um Halle und die Qualität der Forschung dort vorzustellen. „Wir hoffen, dass eine solche Einladung ausgesprochen wird, wenn die Wissenschaftler aus Oxford ein paar Mal hier waren“, so Gekle.
Weinberg-Campus
Aufgrund der historischen Begebenheiten seien früher die Kontakte vor allem nach Osten ausgerichtet gewesen, sagt Feller. Doch gerade was die Molekulare Medizin angehe, finde die Forschung vor allem im Westen statt. In den USA oder eben in England. „Es geht darum, sich kennenzulernen , zu schauen, wo es Gemeinsamkeiten gibt und sich über Forschung auszutauschen“, sagt Feller. Er hoffe, dass sich das Projekt dann weiterentwickle und „natürlich wachse“. „Kooperationen in der Wissenschaft sind tägliches Brot.
Die Arbeitsfelder sind groß und Publikationen entstehen oft gemeinsam“, sagt Feller. Zudem sei ein Ziel, sich für die Zukunft - auch im Hinblick auf das entstehende Proteinzentrum auf dem Weinberg-Campus - strategisch aufzustellen, Forscher nach Halle zu locken.
Zeitverschiebung
Oxford kam wegen der persönlichen Beziehungen infrage, aber auch, weil es in der Medizinforschung in Europa Spitzenreiter sei, und Kontakte zu US-amerikanischen Instituten aufgrund der Zeitverschiebung schwieriger seien. „Oxford ist in vielen Sachen führend, aber dort wird auch nicht alles gemacht“, sagt Feller. Es gebe in Halle Technologien, die etabliert seien, die es in Oxford nicht gebe. Dazu zähle beispielsweise das Feld der Massenspektroskopie.
Somit profitiere auch die ehrwürdige Universität in England von dem Austausch mit Halle. Zumal Deutschland als Wissenschaftsnation generell positiv gesehen werde, betont Feller. „Anders als in Deutschland, wo die staatliche Finanzierung relativ stabil ist, gibt es in England immer weniger Zuschüsse für die Forschung. Projekte werden gestrichen oder sind beispielsweise in der Krebsforschung vor allem von Stiftungen finanziert“, sagt Feller.